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[REZENSION] Cross, Kady – Das Mädchen mit dem Stahlkorsett, Band 1

Kady Cross
Das Mädchen mit dem Stahlkorsett, Band 1

Verlag: Heyne fliegt
368 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3453267400
ISBN-13: 978-3453267404
empfohlenes Lesealter: 14-15 Jahre

Inhalt:
Zwei Seelen wohnen der Brust der sechzehnjährigen Finley Jane inne. Fühlt sie sich bedrängt, kommt eine dunkle Seite in ihr zum Vorschein und sie entwickelt übermenschliche Kräfte. So geschieht es auch als ihr eines Tages der Sohn der noblen Familie nachstellt, bei der sie eine Anstellung hat, und nachdem sie ihren Angreifer besinnungslos zu Boden gehen lässt, flieht sie in überstürzter Hast. Auf ihrer Flucht läuft sie direkt in die Arme beziehungsweise das Veloziped von Griffin King. Griffin und seine Freunde umgibt genau wie Finley Jane ein Geheimnis und sie haben es sich zu ihrer Aufgabe gemacht, Londons Straßen vor dem Bösen zu schützen. Neben der geheimnisvollen Kraft der Organellen, die Griffins Eltern auf ihrer Expedition zum Erdinneren entdeckt haben und dem wissenschaftlichen Genie von Emily, die es schafft Mensch-Maschinen-Hybriden zu erschaffen, mutet Finleys Geheimnis nur noch halb so exotisch an. Griffin nimmt sie gegen den Willen seines Freundes Sam in seine Bande auf und macht es sich zur Aufgabe ihr Geheimnis zu lüften und ihr zu helfen.
Dabei kommt nach und nach ans Tageslicht, dass die Verbindung zwischen Griffin und Finley viel weiter in die Vergangenheit reicht als ihr Zusammenstoß mit dem Veloziped. Nachdem die beiden die Ursache von Finleys gespaltener Persönlichkeit lüften, konzentriert sich die Bande von da an gemeinsam darauf eine gewaltige Verschwörung aufzudecken, die das gesamte Empire bedroht.
Eigene Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte gestaltete sich für mich zunächst etwas holprig. Auf Grund der Fähigkeiten, die Griffin und seine Freunde Sam und Emily besitzen, konnte ich mich als Erwachsene zunächst nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass es sich hier um eine Gruppe Jugendlicher und nicht um geniale Wissenschaftler oder Superhelden handelt. Meine Fünf-Freunde-Phase ist nun Mal seit ein paar Jahren vorbei, als das ich das problemlose Aufdecken von schwierigen Fällen durch eine Handvoll Kinder einfach ohne zu hinterfragen akzeptieren würde.
Doch in dem Moment, als Kady Cross anfängt alte Klassiker der fantastischen Literatur zu einer neuen Geschichte zu verweben, hatte sie mich am Haken! Ich liebe es in alten Kindheitserinnerungen an Klassiker und alte Verfilmungen zu schwelgen und so las ich begierig ihre Neuinterpretation des Jekyll und Hyde Motivs und die Verarbeitung von Komponenten aus Jules Vernes “Reise zum Mittelpunkt der Erde”.
Man muss mit dem Wissen an die Geschichte herangehen, dass es sich eindeutig um einen Steampunkroman aus dem Jugendbuchsektor handelt, nicht nur wegen den jugendlichen Protagonisten, sondern auch wegen der relativ geradlinig strukturierten Handlung und den scheinbar unvermeintlichen Dreiecksliebesgeschichten in YA-Literatur, von denen der Leser hier gleich zwei präsentiert bekommt: nicht nur Finley Jane wird neben dem reichen Griffin von dem Gentleman-Gauner Jack Dandy umworben, auch ihre neue Freundin Emily wird außer von Griffins Freund Sam noch von dem Amerikaner Jasper umschwärmt.
Für mich lag der Hauptreiz – wie so oft bei mir beim Lesen eines Steampunkromans – im Wiederentdecken von bekannten Motiven, die zu einer neuen Geschichte verwoben werden. Meine nostalgischen Gefühle und meine Begeisterung für diesen jugendlichen Steampunkroman können vielleicht nur diejenigen teilen, die bereits Jules Vernes “Reise zum Mittelpunkt der Erde” gelesen haben, und meine Schmunzler bei einem bestimmten Aspekt der Geschichte verstehen sicherlich nur diejenigen, die den Zeichentrickfilm “Basil, der große Mäusedetektiv” kennen, aber ich kann nur wiederholt betonen, dass mir das Schwelgen in Kindheitserinnerungen großen Spaß macht und ich darüber wohl die eine oder andere Schwäche dieses Buches in den Augen anderer Leser verzeihen – oder sogar ganz überlesen – kann. Denn Spaß hatte ich bei diesem Buch auf alle Fälle und freue mich daher nach dem dramaturgischen Kniff der Autorin am Ende von Finley Janes erstem Abenteuer besonders, dass wir in der Fortsetzung London den Rücken kehren und hoffentlich mit neuen Anreizen und weiteren Ideen konfrontiert werden, die den Protagonisten Raum und Hintergrund zum Weiterentwickeln und erwachsen werden geben.
Das Motiv von Dr. Jekyll und Mr. Hyde ist im Prinzip eins zu eins aus der klassischen Vorlage übernommen, aber gerade die Einarbeitung von Jules Vernes Geschichte gemeinsam mit der Interpretation von Darwins Evolutionstheorie fand ich sehr interessant und dieser Aspekt wird in den Folgebänden sicherlich noch weiterverfolgt, da dieser Punkt noch viel Potential bietet und die Organellen zudem die Grundlage der Hybridtechnik bilden. Da die Geschichte mit “Das Mädchen mit dem Stahlkorsett” noch lange nicht zu Ende erzählt wurde, sondern gerade ihren Anfang genommen hat, verzeihe ich der Autorin auf Grund meines Lesespaßes, dass noch nicht alle Charaktere voll zum Tragen kamen und freue mich schon jetzt auf ein Wiederlesen mit Finley Jane, Griffin und ihren Freunden und vergebe knapp die beste Benotung für dieses Buch!

Aufmachung des Buches:
In der vorderen und hinteren Umschlagklappe ist ein Stadtplan von London des Jahres 1897 abgedruckt.
Der Schriftzug des Titels ist sehr verspielt und das Cover zieren neben einem Mädchen, welches Finley Jane darstellen soll, einige Steampunkelemente wie Zahnräder, die in die Kleidung des Mädchens integriert wurden. Die Kapitel sind einfach durchnummeriert und die Kapitelanfänge schmückt jeweils der kleine Zylinder des Covermädchens.
Im Gegensatz zu dem Originalcover gefällt mir das deutsche Cover wesentlich besser, da es direkt auf den sehr jugendlichen Inhalt schließen lässt. Das Originalcover sieht erwachsener, glamourös und elegant aus, und spiegelt in meinen Augen den Inhalt des Buches überhaupt nicht wider. Den Titel des Buches finde ich nicht wirklich aussagekräftig was den Inhalt angeht, obwohl er vom Originaltitel abgeleitet ist, da sich im Buch nur kurze – und nicht sonderlich relevante – Szenen befinden, die auf das Stahlkorsett anspielen.
In der hinteren Umschlagklappe ist eine Kurzvita der Autorin Kady Cross abgedruckt, bei der es sich im Übrigen um ein Pseudonym der Autorin Kathryn Smith handelt.

Reihen-Info:
Steampunk Chronicles
Band 1: Das Mädchen mit dem Stahlkorsett (The girl in the steel corset)
Band 2 und 3 in Planung

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14 thoughts on “[REZENSION] Cross, Kady – Das Mädchen mit dem Stahlkorsett, Band 1

  1. oh wow… das ist nun schon die zweite Rezi, die ich zu dem Buch heute lese. und die eine ist eher niederschmetternd, die andere (deine) nicht. jetzt weiß ich gar nicht so richtig, was ich von dem Buch halten soll ^^'
    ich glaub, ich stürz mich demnächst mal auf die Leseprobe *gg*

  2. Im Zweifelfall hilft immer nur selber lesen ;D
    Bei mir sind schon hochgelobte Bücher durchgefallen – Rezensionen sind zwar eine Entscheidungshilfe, aber ob einem ein Buch wirklich zusagt, kann man im Endeffekt nur durch Lesen herausfinden ;)
    Mein Lieblingssteampunkbuch ist bislang immer noch Worldshaker von Richard Harland (und die Fortsetzung Liberator), falls du das Genre noch gar nicht angetestet hast. Rezensionen zu diesen beiden Büchern findest du in meinem Rezensionsindex.

  3. Bei diesem Buch weiß ich nicht genau, ob ich es mir kaufen soll oder nicht. Ich hab so viel Unterschiedliches darüber gehört und gelesen und hab gestern im Buchladen reingelesen…habs dann aber liegen lassen…ich weiß es nicht! :P Aber das englische Cover gefällt mir auch besser als das deutsche Cover…wenn nehm ich mir wohl die englische Ausgabe. ^^

  4. @Anli Hast du schon was anderes von der Autorin gelesen als Kathryn Smith? Ich bin ganz vorbehaltlos an das Buch herangegangen & hatte vorher nie etwas von ihr gelesen, weil mich die Themen ihrer anderen Bücher so gar nicht angesprochen haben. Bei diesem Buch kann ich ehrlich gesagt auch so gar nicht beurteilen, ob es was für dich wäre oder nicht :/

  5. Sehr interessant deine Rezension :) Ich hole mir das Buch gleich aus der Buchhandlung ab und fange an zu lesen. Habe es gestern gleich bestellt :) Das ist mein erstes "Steampunk"-Buch und ich bin schon sehr gespannt :)

  6. @Lisa Ich bin auf deine Meinung gespannt, mittlerweile sind ja alle Meinungen von mies über mittelmäßig bis hin zu begeistert vertreten. Generell denke ich auf jeden Fall, man muss Spaß an diesem Genre finden, sonst findet man wahrscheinlich gerade solche Aspekte wie die Mensch-Maschinen-Hybriden zu unglaubwürdig.

  7. Oha…die erste positive Rezi die ich dazu lese…ich bin echt hin und her gerissen :D Na vielleicht warte ich noch andere Rezis ab :D Aber wie immer schön geschrieben meine Liebe!

  8. Und wieder hast du es geschafft mich für einen Steampunk-Roman zu interessieren :-) Nur durch die dich habe ich ja auch dieses wunderbare Genre entdeckt. DANKE dafür!

  9. Ich habe das Buch zwar nicht ganz so gut bewertet wie du, aber ich werde die Reihe auch auf jeden Fall weiter verfolgen.
    Deine Rezension hebt nochmal schön die positiven Aspekte des Buches heraus.

    Lieben Gruß

  10. Wenn ich "halbe Sachen" machen würde ;D dann hätte das Buch bei mir 4 1/2 Sterne bekommen, wegen dem Einstieg, und weil ich die beiden Dreiecksliebesgeschichten eigentlich unnötig für die Handlung fand, aber so gab's halt 5 Sterne :D

    1. Liegt wahrscheinlich mit daran, dass ja noch Fortsetzungen kommen sollen. Hoffe, da kommt wirklich noch was, bzw. in dt. Übersetzung, denn besonders gut lief der Titel glaub ich nicht.

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