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[REZENSION] bestenfalls alles

Redakteur: Anette Leister

Titel: bestenfalls alles
Autor: Tania Witte
Verlag: Quer
Reihe: Berliner Stadtgeschichten 3
Ausführung: Hardcover, 217 Seiten


Autor:
Tania Witte lebt und schreibt in Berlin. Die Schriftstellerin, Spoken-Word-Performerin und Journalistin schreibt u.a. für taz, Missy Magazine, Siegessäule und das ZEITmagazin, widmet sich in inspirierenden Kooperationen vielfältigen Kunstprojekten, gibt Schreib-, Spoken-Word- und Drag-King-Workshops und liebt die Bühne. 2011 veröffentlichte sie den Roman beziehungsweise liebe, 2012 leben nebenbei und 2014 den Schluss der “Berliner Stadtgeschichten”-Trilogie bestenfalls alles.

BESTENFALLS ALLES

Nach beziehungsweise liebe und leben nebenbei legt Tania Witte mit bestenfalls alles den dritten und letzten Band ihrer Berliner Stadtgeschichten vor. Eine Reihe mit mehreren weiblichen und männlichen Protagonisten in den besten Jahren ihres Lebens (wo die liegen, sei mal dahingestellt, oft sind die nämlich unabhängig vom Alter, sondern von den Lebensumständen), alles Kulturen, aller sexuellen Neigungen und oftmals jenseits von Gut und Böse. Die Geschichte beginnt als Tekgül Callagher ihr Leben von Grundauf umorganisiert: Modelleben und lange Haare adé, welcome Berliner Kunsthochschule! Dummerweise hat das Leben etwas anderes mit ihr vor, und als sie mit 30 Jahren erfährt, dass ihr südländisches Aussehen nur zufällig südländisch wirkt und sie tatsächlich nach einer biologischen deutschstämmigen Mutter gerät, gerät bei ihr die Welt aus den Fugen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Nicoletta, deren Leben noch weit mehr als Tekgüls auf dem Kopf steht – insofern dies überhaupt möglich ist – gabeln sie den Hundesitterjob aka Rutherford bei einem befreundeten Frauenpaar auf und entschwinden mit diesem Richtung Bodensee und Schweiz, um die Geheimnisse um Tekgüls Adoption und Nicolettas verflossene Liebe zu ergründen. Hilfe bekommen sie dabei von der ehemaligen Putzfrau einer Bekannten, deren starke Seiten an ganz anderer Stelle als bei der Raumpflege zu finden sind.

So ein sprachlich gewitztes und hervorragend ausgearbeitetes Stück Unterhaltungsliteratur habe ich schon seit Langem nicht mehr gelesen. Bedauert habe ich zu Beginn nur, dass ich Tekgül und ihren verrücktschrägen/außergewöhnlichen Bekanntenkreis nicht schon mit Band 1 oder 2 der Stadtgeschichten kennengelernt habe, aber auch ohne Vorkenntnisse wachsen einen die skurrilen Gestalten schnell ans Herz und man verfolgt mit Spannung, Spaß und manchmal auch Schrecken ihre Wege.

“bestenfalls alles” ist wie ein Paradoxon: intelligente Unterhaltungsliteratur, die vorgibt seicht zu sein, andererseits kann ich mir dieses wohligfluffige durchs Buch sausen nicht erklären, dass mich nach der letzten Seite satt und zufrieden zurücklässt, bestenfalls mit dem Appetit die ersten beiden Stadtgeschichten doch noch nachzuholen, um keins der verrückten Dinge, die Tegkül und ihren Freunden beim leben nebenbei anscheinend ständig passieren, zu verpassen.

Reihen-Info:
beziehungsweise liebe
leben nebenbei
bestenfalls alles

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1 thought on “[REZENSION] bestenfalls alles

  1. Anette, wie lustig, du hast den dritten Teil zuerst gelesen! Cool, dass es funktioniert. :-) Ja, lies unbedingt noch Teil 1 und 2! Das ist tatsächlich noch mal eine andere Stimmung. Die ersten Teile sind "leichter", der dritte ist etwas "ernster". Aber ich persönlich mag sie alle drei. Sie haben alle eine bestimmte Qualität (lustig, leicht, ernst – aber immer unterhaltsam, das finde ich toll). Ick freu mir echt, dass du in die Trilogie geschmökerst hast. Sehr cool! :-))

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