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[REIHEN-REZENSION] Rosie und Moussa

Redakteur: Anette Leister

Titel: Rosie und Moussa (OT: Rosie en Moussa)
Autor: Michael De Cock
Illustrator: Judith Vanistendael
Übersetzer: Rolf Erdorf
Verlag: Beltz
empfohlenes Lesealter: 7-9 Jahren
Ausführung: Taschenbuch, 92 Seiten

Titel: Rosie und Moussa: Der Brief von Papa (OT: Rosie en Moussa. De brief van papa)
Autor: Michael De Cock
Illustrator: Judith Vanistendael
Übersetzer: Rolf Erdorf
Verlag: Beltz
empfohlenes Lesealter: 7-9 Jahren
Ausführung: Taschenbuch, 91 Seiten

Titel: Rosie und Moussa: Beste Freunde für immer (OT: Rosie en Moussa. Beste vrienden voor altijd.)
Autor: Michael De Cock
Illustrator: Judith Vanistendael
Übersetzer: Rolf Erdorf
Verlag: Beltz
empfohlenes Lesealter: 7-9 Jahren
Ausführung: Hardcover, 94 Seiten

Autor:
Michael de Cock, geboren 1972, ist Journalist, Regisseur, Schauspieler, Autor und ist Leiter des Theaterprojekts Arsenaal in Mechelen/Belgien, wo er mit seiner Familie lebt.

Illustrator:
Judith Vanistendael, geboren 1974, ist eine der vielversprechendsten Comic-Künstlerinnen Flanderns. Zweimal hintereinander wurde sie für den Grand Prix des Angoulême Festivals vorgeschlagen. Sie lebt mit ihrer Familie in Brüssel.

ROSIE UND MOUSSA

Rosie zieht mit ihrer Mutter ans andere Ende der Stadt. In dem neuen Haus lernt sie direkt am ersten Tag Moussa kennen. Im Gegensatz zu Rosie hat Moussa eine richtige Familie mit Mutter, Vater und Geschwistern und einem Hund, der eigentlich eine Katze ist, aber Hunde dürfen in dem Haus wegen Herrn Tak nicht gehalten werden. Herr Tak ist überhaupt ziemlich streng und unfreundlich zu Kindern. Deswegen will er auch nicht, dass die Kinder aufs Dach des Mietshauses gehen, obwohl es dort doch so eine großartige Aussicht über die Stadt gibt. Mit dem Argument schafft Moussa es Rosie zu überreden trotz Verbots auf das Dach zu gehen, aber gerade in dem Moment als die beiden darüber reden wollen, warum Rosie alleine mit ihrer Mutter zusammen wohnt, hören sie jemanden aufs Dach kommen… Erwischt werden sie dort nicht, aber die Eisentür, durch die sie dorthin gelangt sind, wird von dem erwachsenen Schnüffler zugesperrt und damit sitzen die beiden neuen Freunde fest. Zum Glück hat Rosie eine Idee, wie sie jemanden darauf aufmerksam machen können, dass sie nicht mehr von ihrem Aussichtsplatz herunterkommen. Und dabei findet Rosie gleich einen weiteren neuen Freund… bis Hilfe von unerwarteter Seite kommt, haben Rosie und Moussa jedoch noch jede Menge Zeit auf dem Dach, um sich näher kennenzulernen.

Der erste Band der Rosie und Moussa Reihe ist eine wunderbar leicht erzählte Geschichte über das Finden von Freunden in einem neuen Lebensabschnitt, über das Leben ohne Vater, über fremde Kulturen, verschiedene Generationen, unterschiedliche Familienkonstellationen und das wahre Freundschaften keine Unterschiede machen zwischen Herkunft oder Alter.

Die Illustrationen von Judith Vanistendael – die mich stellenweise an die von Quentin Blake erinnern, der die berühmten Kinderromane von Roald Dahl illustriert hat – untermalt dabei die Geschichte opulent und detailreich, so dass die Bilder die Geschichte fast ein zweites Mal erzählen.

Die Geschichte ist vom Umfang besonders für Erstleser geeignet, kann aber auch gut vorgelesen werden, da der Umfang von knappen 100 Seiten zu einem großen Teil aus formatfüllenden Illustrationen besteht.
Für Kinder im angesprochenen Lesealter, die schon viel und gerne allein lesen, sollte man also am besten die bereits erschienenen Folgebände parat liegen haben, zudem die Geschichten aufeinander aufbauen. 
Obwohl das Ende die Luft für die Fortsetzungen lässt, ist die Geschichte auch gut alleine für sich zu lesen.

DER BRIEF VON PAPA

Im zweiten Band der Geschichte von Rosie und ihrem neuen Freund Moussa erfährt Rosie, und damit auch der Leser, nun endlich Näheres über den Verbleib ihres Vaters und warum die Beziehung ihrer Eltern zerbrochen ist. Obwohl ich die Thematik weitaus ernster und erwachsener fand als in der ersten Geschichte von Rosie und Moussa, gelingt es dem Autor-Illustratorin-Duo wieder ausgezeichnet diese Themen für die junge Lesergruppe aufzuarbeiten und zugänglich zu machen. Erstaunlich ist für mich die Fähigkeit, wie literarisch wertvoll und doch so einfach erklärt Michael De Cocks Texte immer wieder sind.

Eines ist sicher, Rosie weiß inzwischen, bei Erwachsenen kann die Liebe verschwinden wie Schnee im Frühling. Erst gibt es noch ein bisschen Schnee, aber dann ist er ganz und gar weg. So geht es auch mit der Liebe.
Ja, Rosie ist sich da sicher. Liebe schmilzt. Wie Schnee. (S.20)

Für Rosie ist es schwer zu verstehen, wie sich zwei Personen, die sich mal geliebt haben, so entzweien konnten wie ihre Eltern, auch wenn ihr Vater ihrer Mutter allen Grund dazu gegeben hat. Zum Glück versteht ihre Mutter jedoch, dass sie Rosie den Kontakt zu ihrem Vater nicht verbieten kann und so gewinnt Rosie zwar ihre Familie nicht zurück, aber wenigstens die Verbindung zu ihrem Vater.

BESTE FREUNDE FÜR IMMER

Die dritte Geschichte von Rosie und Moussa schließt nahtlos an den Vorgängerband an: Rosie schreibt ihrem Vater einen Brief, in dem sie davon erzählt, wie sie Moussas Onkel Ibrahim kennengelernt hat. Mittelpunkt des Buches bilden der familiäre Zusammenhalt auch in den schwersten Zeiten in Moussas Familie und die Immigrationsthematik.

Der Brief, den Rosie an ihren Vater geschrieben hat, bildet den Rahmen der Handlung. Zu Beginn erzählt sie, wie Onkel Ibrahim Einzug in das Leben im großen Mietshaus gefunden hat, die ganze Geschichte bildet dann sozusagen den Inhalt des Briefes, den sie am Schluss des Buches beendet und an ihren Vater verschickt.
Im Gegensatz zu “Rosie und Moussa” und “Der Brief von Papa” hat “Beste Freunde für immer” ein wesentlich offeneres Ende, bei dem man nur zu gerne wüsste, wie es mit Rosie, Moussa, Onkel Ibrahim und Rosies Eltern weitergeht. Umso trauriger, dass ein vierter Band, der in den Niederlanden erschienen ist, wohl nicht mehr den Weg nach Deutschland finden wird, da die Reihe trotz Nominierung des zweiten Bandes für den Deutschen Jugendliteraturpreis, hier nicht so erfolgreich gelaufen ist. Wobei ich glaube, dass Kinder mit dem offenen Ende weit weniger Probleme haben werden als ein erwachsener Leser.
Weitaus trauriger als über das (im deutschsprachigen Raum) offene Ende, über das sich jeder Leser seine eigenen Gedanken machen kann, wie sich die Beziehungen zwischen den Protagonisten weiterentwickeln werden, finde ich es jedoch, dass ich nun nichts mehr über die geplante Schulaufführung lesen werde, in der Rosie die Hauptrolle und Moussa Mundharmonika spielt, die in den ersten drei Bänden als Nebenhandlung thematisiert wurde.

Insgesamt ist die – im deutschsprachigen Raum leider nur als Trilogie veröffentlichte – Reihe um Rosie und Moussa eine Kinderbuchserie, die sich so leicht und doch eindringlich mit wichtigen und aktuellen Themen wie familiären Problemen, Schwierigkeiten mit der Gesellschaft, Integration und Immigration und echten Freundschaften auseinandersetzt.

Reihen-Info:
Rosie und Moussa
Ein Brief von Papa
Beste Freunde für immer
Het geheim van Rosie en Moussa (nur im Original erhältlich)

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3 thoughts on “[REIHEN-REZENSION] Rosie und Moussa

  1. Hallo und guten Tag,

    sicherlich schöne Geschichten mit guten Themen, aber der Preis ist schon etwas heftig oder?

    Schönen Samstag ..LG..Karin..

    1. Finfest du? Wenn der dritte Band endlich in TB vorliegt, kosten die drei Baände 18 Euro, so viel bazahlst du ja auch für einen erwachsenen Roman. und Hardcover für (ein dünnes) ca. 10 Euro… so teurer finde ich die Preisgestaltung bei Beltz eigentlich nicht.

    2. Ja, denn 92/94 oder 91 Seiten erscheinen mir für die Preisvorgabe auch zu heftig.

      Sorry…zumal gerade Kids in dem Alter kein Buch zweimal …

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