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[REZENSION] Ward, Rachel – Numbers 1: Den Tod im Blick

Rachel Ward
Numbers 1: Den Tod im Blick

Verlag: Chicken House
362 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10: 3551520070
ISBN-13: 978-3551520074
empfohlenes Lesealter: 14-15 Jahre

Augen, so heißt es, sind das Fenster zur Seele. Doch wenn Jem in fremde Augen blickt, sieht sie eine Zahl. Und die ist unauslöschlich. Denn die Zahl ist ein Datum. Der Tag, an dem ihr Gegenüber sterben wird.

Inhalt:

Jem hat eine furchtbare Gabe. Wenn sie einem Menschen in die Augen blickt, sieht sie das Datum seines Todes. Deshalb meidet sie Menschen und ist am liebsten allein. Bis zu dem Tag, an dem sie Spinne trifft. Die Freundschaft zu ihm macht sie beinahe glücklich. Eigentlich wollte sie sich gar nicht weiter mit ihm einlassen, denn sie sieht, dass er hat nur noch kurze Zeit zu leben hat. Als Spinne und sie eines Tages zum London Eye fahren, sieht Jem, dass alle Menschen um sie herum die gleiche Zahl haben – etwas Furchtbares muss hier und heute passieren! Jem und Spinne flüchten und kurz darauf fliegt das Riesenrad in die Luft. Jem und Spinne werden zu Gejagten von der Polizei, von Menschen und den Medien.
Eigene Meinung:
Rachel Wards Roman „Numbers“ überzeugt vor allem durch seine realistischen Charaktere. Jem und Spinne sind normale Teenager, mit denen es das Leben nicht gut gemeint hat: Jems Mutter starb an einer Überdosis Drogen, seitdem wächst sie bei wechselnden Pflegeeltern auf. Spinne wurde von seiner Großmutter aufgezogen und finanziert sein Leben durch illegale Geschäfte wie Drogenhandel und Autodiebstahl. Jems großzügiger Umgang mit Schimpfwörtern, Spinnes nachlässiger Umgang mit seiner Körperpflege und das soziale Umfeld der beiden machen sie zu Anfang des Buches nicht zu Sympathieträgern.
Die Sprache des Buches ist authentisch jugendlich, vor allem in den Dialogen zwischen Jem und Spinne. Als Erwachsener kann einen die Umgangssprache mit ihrer Rotzigkeit und Ruppigkeit fast nerven. Man merkt dem Wortschatz der beiden an, aus welcher Gesellschaftsschicht sie stammen. Die Geschichte fängt spannend und durch Jems furchtbare Gabe auch sehr mysteriös an. Eine Gabe, die sie an den Rand der Gesellschaft drängt, weil sie den Umgang mit Menschen meidet. Jem hat insbesondere keinen Bezug zu Kindern, denn gerade bei ihnen findet sie es erschreckend die Zahlen lesen zu müssen – abgestempelt zum Tod bereits am Tag der Geburt . Neue Bekanntschaften werden bei Jem immer durch den ersten Augenkontakt bestimmt: frühes Todesdatum – ein Unfall, eine Krankheit? Oder die beruhigende Gewissheit, dass das Gegenüber noch ein langes Leben vor sich hat.
Bis Jem durch ihre kurze, aber intensive Freundschaft zu Spinne lernt, dass sie ihr Leben nicht von dem Wissen um die Todesdaten ihrer Mitmenschen bestimmen lassen darf und keine Schuld an deren Tod trägt, nur weil sie deren Zahl sehen kann. Jems positive Erfahrungen auf ihrer Flucht mit wahren Freundschaften und ihrer ersten Liebe bilden einen schönen Kontrast zu den Kernproblemen ihres „früheren“ Lebens wie das Aufwachsen als Waisenkind und dem Drogenkonsum ihrer verstorbenen Mutter. Es ist ein langer Weg für Jem, bis sie lernt sich ihren Mitmenschen für Freundschaften und Liebe zu öffnen.
Stellenweise fand ich die Handlung etwas langatmig, weil fast nur von der Flucht Jems und Spinnes vor ihren Verfolgern erzählt wurde, trotzdem hatte ich das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen, weil die Sprache sehr einfach gehalten ist und der Stil flüssig. Durch die direkte Erzählperspektive aus Jems Sicht wird überdies ein richtiger Sog auf den Leser ausgeübt. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, ob Spinnes Todesdatum entgegen allen Vernunftdenken doch abgewendet werden kann oder mit welchen überraschenden Wendungen die Autorin sonst aufwartet. Der Schluss, mit dem ich so nicht gerechnet hätte, hat das Buch dann für mich trotz einiger Längen noch zu einem überraschenden Lesegenuss werden lassen, dem ich ansonsten vielleicht nur eine durchschnittliche 3-Sterne-Bewertung gegeben hätte. Mehr kann ich dazu leider nicht verraten, denn dieses unerwartete Ende ist DER Knaller, ein Überraschungsmoment, den man nur ein einziges Mal erleben kann!
Fazit:
Sprachlich zielt dieses Buch eindeutig auf das empfohlene Lesealter ab. Dennoch ein kurzweiliger Lesegenuss, mit einer außergewöhnlichen Thematik, zwei Antihelden und einer ungewöhnlichen Auflösung am Ende! Bis auf den fantastischen Hintergrund von Jems „Fluch“ ist „Numbers“ ein sehr realitätsbezogener Jugendroman.
Im Juni 2010 erscheint auf Englisch die Fortsetzung „Numbers – The Chaos“. Die Entdeckung hat mich überrascht, da sich „Numbers – Den Tod im Blick“ sehr gut eigenständig lesen lässt, wobei der Schluss durchaus Stoff für eine Fortsetzung bietet.

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