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[REZENSION] O´Neal, Barbara – Das Glücksrezept


Barbara O´Neal
Das Glücksrezept
Verlag: Page & Turner
480 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3442203597
ISBN-13: 978-3442203598

Was sich in groben Zügen nach einem althergebrachten Frauenroman anhört, verzaubert den Leser bereits nach wenigen Seiten:
Elenas Leben wird überschattet von einem schweren Schicksalsschlag. Bei einem Autounfall vor zwanzig Jahren verlor sie ihre geliebte Schwester Isobel, ihren jüngeren Bruder, eine Cousine und ihren Freund, sie selbst überlebte mit schwersten Verletzungen an Körper und Seele.
Wie kann ein Mensch diese Art von Verlust überstehen?
Elena lässt kaum noch jemanden an sich heran, da sie Angst hat nicht nur an ihren äußeren Narben zu zerbrechen. Auch zu ihrer restlichen Familie hält sie kaum noch Kontakt, da sie das Gefühl hat, dass alle durch sie immer wieder ungewollt an diesen schweren Schicksalsschlag erinnert werden. Selbst ihre langjährige Freundin Mia verbannt sie ohne mit der Wimper zu zucken aus ihrem Leben, als diese ihr persönliches Glück vor den beruflichen Erfolg von Elena stellt. Mit dem Aufstieg zur Küchenchefin eines neuen Restaurants wird Elenas größter Traum zur Wirklichkeit, dafür muss alles andere in ihrem Leben zurückstecken, selbst die Familie und ihre Gesundheit.
Elena hat es nie geschafft die Toten loszulassen, und so haben ihre verstorbenen Verwandten nicht nur am „Día de Muertos“, dem Tag der Toten, einen festen Platz in ihrem Leben, auch an anderen Tagen erscheint ihr der Geist ihrer Schwester Isobel und steht ihr zur Seite.
Sowohl die lebenden als auch die toten Charaktere ziehen den Leser in ihren Bann. Barbara O´Neal schafft derart lebensnahe Charaktere, die man im Laufe der Geschichte einfach lieb gewinnen muss. Neben den Hauptakteuren Elena und dem Restaurantbesitzer Julian kommen aber auch die Nebenfiguren dieser Geschichte nicht zu kurz, wobei mir besonders die Köche Ivan und Juan, Elenas Freund und Kollege Patrick und Julians Tochter Portia ans Herz gewachsen sind. Ungeachtet dessen ist und bleibt Elena das Herzstück dieses Romans und ihr Schicksal nimmt einen beim Lesen gefangen. Trotz ihres schweren persönlichen Schicksals wirkt sie nie rührselig oder um Mitleid heischend, weil sie wegen ihrer unnahbaren Art manchmal durchaus auch Wut oder Missverständnis hervorruft. Gerade die Episoden, als Elena ihre Freundin Mia aus ihrem Leben bannt haben mich sehr berührt, weil man einerseits genau weiß, dass Elena im Unrecht ist, aber andererseits ist ihre Handlungsweise nur zu gut verständlich und nachvollziehbar. Des Weiteren ist der Stil der Autorin sehr bildhaft und detailliert, dass Personen und Handlungsschauplätze beim Lesen vor dem inneren Auge Gestalt annehmen.
Das Buch hat mich zum Lachen und zum Weinen gebracht. Und so wunderschön wie der Inhalt ist auch das äußere Erscheinungsbild des Buches: unter dem entzückenden Schutzumschlag, der mich an süße Cupcakes erinnert, verbirgt sich ein fast noch schöneres bedrucktes Hardcover, so dass man im Verlustfall des Schutzumschlags immer noch ein wahres Schmuckstück im Regal stehen hätte.
Der Inhalt ist untergliedert die Jahreszeiten Sommer, Herbst und Winter, in denen man den Aufbau des Restaurants „Orange Bear“ und das Leben von Elena und ihrer Küchencrew begleitet. Die einzelnen Kapitel werden häufig durch Rezepte eröffnet, die einen Bezug zu Personen oder Entwicklungen innerhalb der Geschichte haben. Durch die vollständige Zutatenliste und detaillierte Erklärung der Zubereitung können sie problemlos nachgekocht werden.
Mir der Lektüre dieses Buches habe ich mein persönliches Glücksrezept gefunden, traurig stimmt nur die lieb gewonnen Charaktere auf der letzten Seite dieses entzückenden Romans verlassen zu müssen, aber ich kann dieses Buch ja wieder und wieder und wieder lesen…
Zwei weitere Autounfälle, der Duft des Essens, den sie an anderen Personen wahrnimmt und ein zwanzig Jahre alter Kinofilm zeigen Elena letzten Endes den Weg zu ihrem Glück und offenbaren auf einzigartig zauberhafte Weise, dass es tatsächlich so etwas wie Seelenverwandtschaft und das persönliche Glücksrezept gibt.

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