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[REZENSION] End, Judith – Sterben kommt nicht in Frage, Mama!

Judith End
Sterben kommt nicht in Frage, Mama!
Verlag: Droemer Knaur
304 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-10: 3426275392
ISBN-13: 978-3426275399

Mit gerade mal 25 Jahren erkrankt Judith End an Brustkrebs. Sie ist alleinerziehende Mutter und steckt mitten im Studium. Den Knoten in der Brust hat sie eigentlich schon ein Jahr vorher ertastet, aber sie wurde nur unzureichend untersucht, der Knoten als ungefährliches Fibroadenom eingestuft. Was soll schon sein mit 24 Jahren… In ihrem Alter und nach einer Schwangerschaft wäre es ganz normal, dass die Brust gelegentlich ein bisschen knotig ist. Und nun, ein Jahr später die Diagnose Brustkrebs, ein Todesurteil, wo Judith ihr ganzes Leben noch vor sich hat? Sie kämpft für sich selbst, für alles, was sie in ihrem Leben noch geplant hat und vor allen Dingen für ihre Tochter.
Ihre Geschichte ist ehrlich, ihre Sprache alltäglich, nüchtern, stellenweise voll Sarkasmus und schwarzem Humor.
Das Buch hat mich vor allen Dingen deshalb angesprochen, weil hier keine Schmonzette oder erfundene Leidensgeschichte triefend vor Kitsch erzählt wird, sondern von einer jungen Frau, die das ganze wirklich erlebt hat. Und sie lässt ihre Geschichte nicht erzählen, sondern sie erzählt sie selbst. Angefangen mit den unzähligen Arztbesuchen und den ganzen Fachbegriffen, aber auch die Auswirkungen auf ihr Ego, wie es als vorher sexy Frau ist auf einmal durch die Chemo die blonden hüftlangen Haare zu verlieren und durch die Medikamente dick und aufgedunsen zu werden. Sie erzählt nicht nur vom Halt durch ihre Freunde und Familie, sondern auch davon, dass sie manchmal genervt haben, dass man nicht weiß, wie man sich gegenüber anderen verhalten soll.
Natürlich weiß man, dass Judith End ihre Krankheit erfolgreich bekämpft hat, sonst hätte sie dieses Buch nicht schreiben können. Aber der Sog dieses Buches wird auch nicht dadurch erzeugt, ob der Mensch oder der Krebs am Ende gesiegt hat, sondern durch die schonungslos ehrliche Art wie Judith End über ihre Krankheit und ihr Verhalten gegenüber ihrer Umwelt schreibt. So betitelt sie sich einmal in einem Brief an einen Freund als blöde Kuh von nebenan, weil sie in ihrer Krankheit und ihrer Angst durchaus ihre Freunde und Familie verletzt. Sie gibt auch offen zu keine Lust zu haben ihre kleine Schwester in Kleidungsfragen für den Discoabend zu bereiten, weil sie sich nicht für ihren Spaß freut, sondern vor Neid zerfressen wird.
Diese mehrdimensionalen Sichtweisen, die Auswirkungen auf die eigenen Gefühle und die Reaktionen der Umwelt… Judith End lässt nichts aus, deswegen berührt dieses Buch so ungemein. Und auch dadurch, da mit dieser Biographie einmal mehr klar wird, dass Krebs nicht immer nur „die anderen“ treffen kann.

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