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[REZENSION] Poe, Edgar Allan / Lacombe, Benjamin (Illustrationen) – Unheimliche Geschichten

Edgar Allan Poe / Benjamin Lacombe (Illustrationen)
Unheimliche Geschichten
Verlag: Jacoby & Stuart
160 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3941787039
ISBN-13: 978-3941787032
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahre 

Die Magie, die die Buchschätze aus dem Verlagshaus Jacoby & Stuart inne haben, ist schon unheimlich, und so ist dort unter dem Namen „Unheimliche Geschichten“ ganz passend eine illustrierte Sammlung von sieben Geschichten Edgar Allans Poes erschienen.
Dem Zauber des Buches konnte ich mich bereits nicht mehr entziehen, nachdem ich es einmal angefasst hatte. Die leicht morbiden Illustrationen von Benjamin Lacombe waren mir bereits durch das Buch „Lisbeth und das Erbe der Hexen“ ein Begriff, das ebenfalls bei Jacoby & Stuart erschienen ist. „Unheimliche Geschichten“ sticht mit seinem beinahe nachtschwarzen Einband ins Auge, dessen Oberfläche sich anfühlt wie ein Zwischending aus Gummi und ganz feinem Samt (wer besser verstehen will, was ich meine, kauft sich das Buch am besten ganz schnell selbst), der Rücken besteht aus grauem Leinen. Eine Frau in Trauer hervorgehoben durch einen blutroten Hintergrund, zieht sofort das Auge des Betrachters auf sich. Wenn man den Blick von dieser ersten von Lacombes kongenialen Illustrationen losreissen kann, entdeckt man die besonderen Feinheiten des Einbands: auf der dunklen Fläche sind mehrfach wiederholend Konterfeis eines Skeletts und des Autors Edgar Allan Poe angeordnet. Das Porträt der Frau in Trauer ist umgeben von blumigen Ornamenten, in die unheimliche Details eingearbeitet wurden. Hier findet der aufmerksame Betrachter neben weiteren Schädeln eine skelettierte Katze, ein fieses Grinsen und einige Augen. Die Rückseite des Buches ziert ein kurzer Klappentext und eine schwarze Katze, ebenfalls von Ornamenten umgeben.
Der düstere Zauber setzt sich im Inneren des Buches fort: die Vorsatzseiten sind in einem dunkelroten Karomuster gehalten, ebenfalls wieder mit mehrfach wiederholenden Konterfeis eines Skeletts und des Autors Edgar Allan Poe ausgefüllt. Überhaupt dominieren in Lacombes Illustrationen die Farben schwarz und rot, wenn er andere Farben benutzt, dann wirken diese ausgebleicht oder gelbstichig wie alte Fotos. Initialen zu Beginn jeder Geschichte sind mit roten Ornamenten umrahmt, ebenso wie fast alle größeren Illustrationen in roten Rahmen oder mir Ornamenten umrankt präsentiert werden. Einige von Lacombes Illustrationen gehen sogar über eine gesamte Doppelseite.
Der Inhalt des Buches setzt sich zusammen aus:
Die unheimlichen Geschichten
Glossar & Fußnoten (zu jeder Geschichte)
Biographien & Bibliographien (von Edgar Allan Poe und Benjamin Lacombe)
Inhaltsverzeichnis
Bei den „Unheimlichen Geschichten“ handelt es sich im Einzelnen um:
Berenice (dt. Arno Schmidt)
Der schwarze Kater (dt. Hans Wollschläger)
Das Eiland und die Fee (dt. Arno Schmidt)
Das verräterische Herz (dt. Hans Wollschläger)
Der Fall des Hauses Ascher (dt. Arno Schmidt)
Das ovale Porträt (dt. Hans Wollschläger)
Morella (dt. Arno Schmidt)
Die einzelnen Geschichten und der weitere Inhalt des Buches sind im Wechsel schwarz auf weiß bzw. weiß auf schwarz gedruckt, und unterstreichen dadurch noch die Liebe zum Detail in der Umsetzung, die man bei diesem Buch Seite für Seite sehen bzw. am Umschlag sogar erfühlen kann.
Überaus gelungen und hilfreich ist das ausführliche Glossar, in dem nicht nur zu jeder Geschichte aufgeführt wird, wann und wo sie zum ersten Mal veröffentlicht wurde, sondern auch von wem die Übertragung ins Deutsche stammt und Erläuterungen zu Fremdwörtern oder nicht allzu geläufigen Wörtern und Phrasen, ebenso wie zu erwähnten Werken oder Autoren.
Die Übersetzungen von Schmidt und Wollschläger haben schon einige Jahre auf dem Buckel (Schmidt starb bereits 1979) und waren ein gemeinsames Projekt der beiden. Ich finde es sehr gut, dass an den alten Übersetzungen nicht herumgedoktort wurde, um die Sprache zeitgemäßer zu gestalten, damit wäre sicherlich vieles vom Zauber der „Unheimlichen Geschichten“ aus der Feder Poes verloren gegangen.
Zum Abschluss bleibt nur zu sagen, dass mit den „Unheimlichen Geschichten“ ein gelungenes Gesamtwerk in Wort und Bild vorliegt, dass einen der Meister des leisen Horrors hoffentlich auch den jüngeren Generationen schmackhaft machen kann, und nach „Lisbeth und das Erbe der Hexen“ die zweite Veröffentlichung von Benjamin Lacombe, der wünschenswerterweise noch viele viele weitere folgen werden… Überzeugt euch selbst mit einem Blick auf die Website von Benjamin Lacombe von dem besonderen Charme seiner Bilder.
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3 thoughts on “[REZENSION] Poe, Edgar Allan / Lacombe, Benjamin (Illustrationen) – Unheimliche Geschichten

  1. Dieses Buch liegt schon eine Zeit lang auf meinem SuB und ich warte noch auf den passenden Zeitpunkt um es zu lesen. Ich liebe es jetzt schon…

  2. Hach… einmal angefasst/angeguckt und schon ins Herz geschlossen, oder? Demnächst will ich mir endlich "Lisbeth und das Erbe der Hexen" kaufen. Auf der Buchmesse habe ich reingeblättert und das ist sooo schön, fast noch schöner wie die "Unheimlichen Geschichten". Und das neue Pop-Up-Buch… hast du den Videoclip auf Lacombes Webseite dazu gesehen? Leider wird es nicht in Deutschland erscheinen, aber Bilderbücher kann man sich ja in der Originalsprache anschaffen, egal, ob man die Sprache spricht oder nicht ;)

  3. Pingback: [TTT] Top Ten Tuesday #4 – Katze mit Buch

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