Mit zwei linken Pfoten

[MIT ZWEI LINKEN PFOTEN] Nähkurs im Nähcafé Seidenfaden / Frankfurt

Früher war ich öfter kreativ, genäht – zumindest an einer Maschine – hatte ich allerdings nie, obwohl ich schon immer die tollen Dinge bewundert hatte, die andere mit Hilfe von Ideen, Stoffen und anderem Zubehör und eben einer Nähmaschine gezaubert hatten.
Der Wunsch selbst auch nähen zu können wurde vor einigen Monaten stärker, ebenso wie der, vergessene Hobbies wie Häkeln und Stricken endlich wieder mit Leben zu füllen. Bekannte und Freunde haben auf diesen Wunsch teilweise mit Unverständnis reagiert (Warum willst du Nähen können? Man kann sich die Sachen auch fertig kaufen.), teilweise mit Verwunderung (Wann willst du denn das noch machen? Gibt es auch was, was du nicht machst?).
Der Hauptauslöser war mit Sicherheit mein derzeitiger Brotjob. Mich persönlich befriedigt es in keinster Weise einerseits: in Routine zu verfallen und andererseits: abends „nichts in der Hand zu haben“. Lösung: was neues Lernen und zwar etwas produktives.
Soweit so gut, nur wo einen Nähkurs hernehmen, der für mich (ohne Auto) erreichbar ist, bezahlbar und auf individuelle Bedürfnisse eingeht?

Plan A – mal gucken, was die Volkshochschule so anbietet – war schnell wieder verworfen:
* zu wenig Kurse
* unflexible Zeiten
* zu hohe Teilnehmerzahlen
* nach Möglichkeit sollte eine eigene Maschine mitgebracht werden
* festgelegte Kursinhalte
Plan B – nähen bei meiner Schwester lernen – ebenso:
* keine Lust
* wenig Zeit
* warum willst du das Lernen?
Hühnerdreck und Federfraß… dann doch „learning by doing“? Wer mich kennt, weiß das sowas schnell in die Hose gehen kann: ich traue mir wenig bis nichts zu, fange gerne Sachen an (und lasse sie dann jahrelang halbfertig liegen), bin ohne Ende ambitioniert und… lass das Ganze trotzdem kaum oder gar nicht angefangen wieder im Sande verlaufen.
Und nun?
Dank Internet bin ich dann aber auf folgende Seite gestoßen:

 

 
Das Nähcafé Seidenfaden liegt in Frankfurt und wurde im Herbst 2009 von Sylvia Schäfer eröffnet. Sie ist gelernte Schneiderin und bietet im Seidenfaden u.a. Nähkurse, Workshops und einen Änderungservice an.
Nach einem näherem Blick auf die Webseite von Seidenfaden war mir schnell klar, dass hier genau das geboten wurde, wonach ich gesucht hatte:
* flexibles Kursangebot
– Mo., Di., Mi. und Do. 19.15Uhr – 21.45Uhr
– Mi. 15.30Uhr – 18.00Uhr
– Fr. 16.00Uhr – 18.30Uhr
– Sa. 11.00Uhr – 13.30Uhr
– Sa. 14.15Uhr – 16.45Uhr
* Teilnehmerbegrenzung auf max. 6 Personen
* Nähmaschinen in ausreichender Zahl vorhanden (ebenso wie weiteres notwendiges Werkzeug wie Scheren, Stecknadeln usw.)
* frei wählbarer Kursinhalt
* Bus- und Straßenbahnhaltestelle nur wenige Meter von Nähcafé entfernt
Meine Wunschtermine habe ich alle auf Freitag gelegt, da diese Termine für mich am besten mit der Arbeit vereinbar waren, und da ich frühzeitig per Mail angefragt hatte, habe ich auch alle meine Wunschtermine belegen können. Gerade in der Herbst- und Winterzeit sind die Nähkurse stark frequentiert und daher sollte man sich bei Interesse frühzeitig um Termine kümmern!
Die Kurse sind gemischt, d.h. es gibt keine Trennung zwischen Anfängern und Fortgeschrittenen, was aber kein Problem darstellt, weil Sylvia bei max. 6 Teilnehmern für jeden genug Zeit aufbringen kann und wegen dem offenen Kursinhalten sowieso kaum jemand das gleiche näht.
Wer zu Anfang noch ideenlos ist, was er nähen soll bzw. kann (oder sich einfach zuwenig zutraut beim ersten Mal, um sich selbst etwas auszusuchen), der bekommt in der ersten Stunde einen einfachen Schnitt zur Verfügung gestellt inkl. Stoff, der auch für blutige Anfänger in der ersten Nähstunde à 2 1/2 Zeitstunden fertigzustellen ist (ist er!).
Die Atmosphäre im Nähcafé ist locker, Sylvia kompetent und offenherzig, sie steht mit Rat und Tat bei Problemen und Fragen zur Seite, jedoch ohne sich ungefragt aufzudrängen.
Durch die frei wählbaren Kursinhalte bekommt man neben seiner eigenen Arbeit natürlich auch viele Ideen und Anregungen der anderen Kursteilnehmern mit, da die Ohren beim Bedienen der Nähmaschine nicht benötigt werden ;) Außerdem ergeben sich nette Gespräche, warum, wieso, weshalb die anderen zum Nähen gekommen sind, wer denn zukünftig welche Sachen nähen will, aus welchen Personen sich Sylvias Klientel zusammensetzt usw. usf. Neben – hoffentlich – gelungenen Eigenkreationen bietet der Besuch des Nähcafés also wirklich eine gemütliche Umgebung, viel Spaß und nette Kontakte!
Und nun geht’s ans Eingemachte: Mein Näh-Fazit nach der Halbzeit des Kurses!
Für den ersten Termin habe ich das Angebot in Anspruch genommen das kleine Täschchen zu nähen, für das man Schnitt und Material zur Verfügung gestellt bekommt. Die Vorteile: es ist locker in der verfügbaren Zeit fertig zu stellen, der Schnitt ist sehr einfach und umfasst nur drei Einzelteile, die Tasche ist komplett mit der Maschine zu nähen, es ist kein Nacharbeiten oder Fertigstellen per Hand nötig, d.h. man geht voll motiviert aus dem Kurs und freut sich auf die folgenden Termine!
Das Foto habe ich zwar bereits in einem anderen Beitrag gepostet, aber hier nochmal der Vollständigkeit halber:
 
 
Für die zweite Stunde habe ich mir einen Knotenbeutel herausgesucht, für den ich im Internet eine freie Anleitung gefunden hatte. Den verkleinerten Schnitt habe ich bereits zu Hause auf Papier übertragen, damit mir während des Nähkurses nicht zu viel Zeit verloren geht. Da ich entweder nicht genau genug zugeschnitten hatte oder ein Fehler in der Anleitung war, habe ich bei der Tasche auf den runden Boden verzichtet, der wollte partout nicht passen und Falten einnähen oder den Boden nochmals neu zuschneiden und versäubern mochte ich nicht. Bis auf kleine Hilfestellungen habe ich bei meinem zweiten Termin Sylvia gar nicht um Rat oder Unterstützung bitten müssen, und herausgekommen ist dieser Beutel (bei dem ich allerdings noch ein bisschen was mit der Hand vernähen muss *stöhn*):
 
 
Nicht perfekt, aber meine Tochter findet ihn selbstverständlich trotz kleiner Anfängermängel wunderschön (Mama-Bonus *ggg*). Ich habe mich selbst etwas unter Stress gesetzt, weil ich den Beutel gerne an diesem Freitag fertig haben und nicht mit in die nächste Stunde nehmen wollte. Ich habe zwar zu Hause eine ältere Maschine, aber daran möchte ich mich erst setzen, wenn ich den Kurs abgeschlossen habe, da mir zu Hause momentan Platz und einiges an Zubehör fehlt und ich nicht mehrfach zwischen moderner und alter Maschine von zwei verschiedenen Herstellern umdenken möchte, aber das kann ja jeder handhaben wie er will. Ich weiß auf jeden Fall, mit etwas weniger Stress meinerseits, wäre die Tasche noch besser geworden, aber dafür, dass ich gerade erst zum zweiten Mal an einer Nähmaschine gesessen habe, darf ich mir trotz meiner eigenen Pingeligkeit mal auf die Schulter klopfen *klopfklopf*
Nach eigener Erfahrung kann ich jetzt sagen: „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Sylvia ist eine fantastische Lehrerin, der ich zutraue wirklich JEDEM das Nähen beizubringen.
Im Vergleich zu dem Volkshochschulkurs, der ich zuerst ins Auge gefasst hatte, ist das Lernen bei einer ausgebildeten Schneiderin und den einmaligen Konditionen auch gar nicht mal teuer:
Kurs im Nähcafé Seidenfaden: 65€ (4 Termine à 2 1/2 Zeitstunden)
Kurs an der Volkshochschule: 58€ (5 Termine à 3 Zeitstunden)
Keine Sorge: Sylvia schubst keinen Punkt Kursende von der Maschine weg, ich habe beide Male ungefähr eine Viertelstunde überzogen, das stellt kein Problem dar, wenn man nur noch eine Kleinigkeit fertigzustellen hat. Die Volkshochschule ist da mit Sicherheit nicht annähernd so flexibel.
Nähcafés gibt es mittlerweile in mehreren deutschen Großstädten, meine Empfehlung für das Konzept habt ihr ;) Ich ärgere mich höchstens darüber, dass ich dieses tolle Hobby nicht schon viel früher für mich entdeckt habe!
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11 thoughts on “[MIT ZWEI LINKEN PFOTEN] Nähkurs im Nähcafé Seidenfaden / Frankfurt

  1. ich würde ab und an auch mal gern mit einer Nähmaschine arbeiten können :D vor allem, da ich früher immer gern selbst Kleider für meine Barbies entworden hatte xD
    danke für den Tipp, dass es solche Kurse gibt :D

  2. Das hört sich ja echt gut an. Ich wünsche dir noch viel Spaß und Erfolg beim Nähen!
    Ich habe mir das Nähen damals selbst beigebracht mit einigen Anleitungen aus dem Internet und viel Ausprobieren. Die Klamotten waren dann nur teilweise auch tragbar, aber mit der Zeit wurde es besser.

    Ich werde mich mal umsehen, ob es so eine Art Nähkurs, wie du da machst, auch in München gibt, dazulernen kann ja nie schaden.

  3. @Stefanie Eine Mitanfängerin letzte Woche hat direkt schon ihren Folgekurs gebucht und einige NäherInnen kommen wohl schon seit einiger Zeit immer wieder ;) Ich denke auch, man kann da noch sehr sehr viel lernen, auch wenn man schon einiges genäht hat. Je nachdem, wie ich mich alleine an der Maschine anstelle, belege ich irgendwann vielleicht auch noch einen zweiten Kurs.

  4. Ich habe im Rahmen meiner ersten Ausbildung den Umgang mit der Nähmaschine gelernt – und seitdem eigentlich die wenigen Dinge, die ich machen wollte, mit der Hand genäht. Dabei habe ich sogar vor einigen Jahren die Nähmaschine meiner Schwiegermutter übernommen … *g*

    So ein Kurs klingt fantastisch, um einiges Wissen aufzufrischen, sich an neue Dinge heranzutrauen oder einfach mal mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen. :) Und deine Ergebnisse können sich sehen lassen, nicht nur, wenn man bedenkt, dass du an der Maschine eine Anfängerin bist! :)

  5. Danke :) Falls mir alleine zum Weiternähen die Gesellschaft und/oder die Motivation fehlen sollte, muss ich wohl noch eine Freundin mit dem Nähvirus infizieren ;) Das Nähen mit der Hand ging mir irgendwie immer zu langsam voran, deshalb hab ich da nie viel in Angriff genommen.

  6. Das Nähen mit der Hand hat für mich den Vorteil, dass ich dabei Hörbücher hören kann. Bei der Maschine ist es mir dazu zu laut. ;) Mein größtes Problem ist immer das Zuschneiden, ich muss jedes Mal wieder eine Runde Hemmungen überwinden. Vor allem, wenn ich keinen fertigen Schnitt habe … Das schiebe ich für meine nächste Patchworkdecke auch schon wieder Monate vor mir her. *ohje*

  7. @Winterkatze Allen Patchworkern und Quiltern gilt mein höchster Respekt! Der Fuddelkram wäre mir glaub ich zu fuddelig :D

    @Falballa Ich WILL Ergebnisse sehen :D Ich bin doch so eine Neugiernase ;) Stricken macht auch Spaß, allerdings hat mich beim Häkeln derzeit so der Granny-Virus gepackt, dass ich zum Stricken auffrischen noch gar nicht gekommen bin.

  8. Ich habe auch schon mehrmals das VHS Programm gewälzt, aber wieso soll ich mir eine Nähmaschine kaufen wenn ich doch gar nicht weiß, ob ich das Nähen hinkrieg bzw. überhaupt Spaß daran habe? Wusste nicht dass es auch solche Alternativen gibt, da werd ich mal ein bisschen suchen ob das auch bei mir in der Nähe angeboten wird :-)

  9. @Rishu Ich drück die Daumen, dass es solche Angebote in deiner Nähe gibt, es lohnt sich wirklich! Ich bin ja auch nur per Zufall rauf gestoßen, ohne das unpassende VHS-Angebot hätte ich gar nicht nach Alternativen Ausschau gehalten.

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