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[REZENSION] Wilke, Jutta – Holundermond

Jutta Wilke
Holundermond

Verlag: Coppenrath
320 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3815753058
ISBN-13: 978-3815753057
empfohlenes Lesealter: 10-12 Jahre

Inhalt:
Der Hintergrund für die Geschichte, welche die beiden Kinder Nele und Flavio in „Holundermond“ erleben, ist historisch untermauert: die Kartause Mauerbach ist ein ehemaliges Kloster in der Nähe von Wien, welches im Jahre 1783 als Siechenhaus für Alte und unheilbar Kranke verwendet wurde, und genau dorthin entführt uns Jutta Wilke im Prolog, wo wir Zeuge werden, wie die kleine Johanna um das Leben ihres jüngeren Bruders kämpft. In einer schlaflosen Vollmondnacht wird sie Zeuge, wie ein fremder Mann in einer Kutte durch das Siechenlager eilt. Er hat einen goldenen Kelch bei sich, mit dem er kurz darauf durch ein Altargemälde verschwindet und auch Johanna beschreitet diesen Weg…
Im Deutschland der Gegenwart haben sich Neles Eltern frisch getrennt. Um die neue Situation besser verarbeiten zu können, darf Nele die Sommerferien bei ihrem Vater Jan verbringen, der schon von zu Hause ausgezogen ist. Doch kaum sind die Ferienpläne geschmiedet, fallen sie auch schon wieder ins Wasser. Der Kirchenhistoriker Jan wird dringend in Wien gebraucht, um dort eine rätselhafte Serie von Kirchendiebstählen aufzuklären. Jan will Nele dort nicht dabei haben, aber Nele schmuggelt sich an Bord von Jans Bus und kommt so gegen dessen Willen doch noch mit nach Wien und zu ihrer gemeinsamen Zeit mit ihm.
In Wien und in Mauerbach überschlagen sich schon bald die Ereignisse. Neben Jan ermittelt auch sein österreichischer Kollege Stephan Holzer wegen der Kirchendiebstähle. Doch schon bald wird klar, dass Stephan Holzer nicht nur ganz andere Ziele verfolgt als Jan, sondern darüberhinaus nicht der ist, den er zu sein vorgibt. Nele lernt in Mauerbach den Jungen Flavio kennen, dessen Vater während der Sommerferien eine Eisdiele innerhalb der Klostermauern betreibt, und obwohl die Erwachsenen allesamt dagegen sind, dass die Kinder in die mysteriösen Vorfälle hineingezogen werden, stecken die beiden sogar bald tiefer im Geschehen als Neles Vater und müssen gefährliche Abenteuer bestehen, die sie bis ins 18. Jahrhundert führen.
Eigene Meinung:
So turbulent und ereignisreich, wie die Geschichte in den ersten Kapiteln ihren Anfang nimmt, so geht sie über die gesamte Länge des Buches weiter. Obwohl das Buch mit 320 Seiten für jugendliche und erwachsene Leser vergleichsweise kurz ist, so steckt doch unheimlich viel an Spannung, historischen Hintergründen und Lesefreude darin, was es zu einem richtigen Leckerbissen für Bücherwürmer werden lässt!
Man darf sich von dem lockeren und sprachlich für zehnjährige Leser angepassten Schreibstil nicht täuschen lassen, bei Neles und Flavios Abenteuer muss man auf jeder einzelen Seite hochkonzentriert bei der Sache sein, da die Autorin Jutta Wilke viele Details und Andeutungen in die Seiten gepackt hat, die stellenweise wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung führen und hier und da wieder aufblitzen. So kamen für mich manche Entwicklungen doch überraschend ebenso wie das Wiederlesen einiger Nebenfiguren.
Obwohl man von Anfang an bei den meisten agierenden Personen weiß, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, so tut das der Spannung jedoch zu keinem Zeitpunkt der Geschichte einen Abbruch. Vielmehr führen neue Charaktere immer wieder die Gedanken des Lesers von den vorgegebenen Pfaden weg oder eine neue Nebenfigur gibt weitere Rätsel auf, so dass auch die offensichtlich Bösen noch eine Überraschung aus dem Ärmel zaubern können.
Die Handlungsschauplätze werden beinahe sichtbar, so gut hat Jutta Wilke die Umgebung Mauerbachs und Wien beschrieben. Man merkt beim Lesen, dass die Autorin nicht nur einmal für die Recherche des Buches vor Ort war und darüberhinaus einen Ansprechpartner in der Kartause hat, der mit seiner fundierten Sachkenntnis das schriftstellerische Gerüst stabil untermauert hat.
Doch nicht nur die Orte des Geschehens werden greifbar, auch ihre Figuren hat die Autorin mit soviel Liebe beschrieben und Facettenreichtum ausgestattet, dass man sich selbst als Erwachsener in Nele und Flavio hineinversetzen kann und durch die Augen der Kinder auf eine große Schatzsuche geht. Nele ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen, man kann ihre Enttäuschung förmlich spüren, dass ihr Vater trotz der gerade überstandenen Trennung von der Familie, seine Tochter direkt wieder wegen seiner Arbeit im Stich lässt und auch der lustige Flavio hat es nicht immer einfach. Er selbst kann sich zwar kaum an seine verstorbene Mutter erinnern, doch er teilt den Schmerz seines Vaters über ihren Verlust und seine finanziellen Sorgen.
Wenngleich mit dem Aspekt der Zeitreise ein magischer und fantastischer Aspekt innerhalb der Geschichte auftaucht, so wirkt auch dieser neben den existierenden Schauplätzen und den authentischen Charakteren glaubhaft. So würde ich das Buch sogar Kindern empfehlen, die normalerweise mit fantastischen Geschichten normalerweise nichts am Hut haben, da die Geschichte vielmehr ein Abenteuerroman ist, der in zwei Zeitebenen spielt und nebenbei viel historisches Wissen über die Kartause und die Kirche allgemein vermittelt.
Daneben finde ich die Symbolträchtigkeit sehr interessant. Neben den vier Kirchenschätzen in Verbindung mit den vier Erzengeln gefällt mit besonders die Einbeziehung des Holunders in die abenteuerliche Geschichte. Der Holunder kommt nicht nur als Holundersaft oder Holundertee in Neles und Flavios Abenteuer vor, sondern auch als Verkörperung von Gut und Böse und wie man es bereits auf dem Cover des Buches erahnen kann, entfaltet der Holunder in Vollmondnächten seinen größten Zauber, von dem ich mich zu gerne habe betören lassen. Am Schluss bleibt nur etwas Wehmut zurück, weil man Nele und Flavio so bald wieder verlassen musste und doch zu gerne noch weitere Abenteuer mit den beiden erleben hätte!
Aufmachung des Buches:
Im Schein des Vollmonds sieht man die beiden Kinder Nele und Flavio Hand in Hand über das Gelände der Kartause Mauerbach rennen. Im Hintergrund sieht man die Klosterkirche. Meinem Rezensionsexemplar lag ein Grundriss des Klostergebäudes bei, dass wäre auch eine schöne und hilfreiche Erweiterung der Geschichte für einen Anhang im Buch gewesen.
Fazit:
Ein spannender Roman, der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistern wird! Ein Abenteuer zwischen den Zeiten, dass das 18. Jahrhundert mit der Gegenwart verbindet und zwischen den Zeilen viel Wissen über die Kirche und verbürgte historische Begebenheiten vermittelt, die mit dem Handlungsschauplatz der Kartause in Mauerbach verknüpft sind.

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9 thoughts on “[REZENSION] Wilke, Jutta – Holundermond

  1. Hallo Anette!

    Wie immer hast du eine schöne Rezension geschrieben und hätte ich das Buch nicht schon gelesen, dann würde ich es spätestens jetzt lesen wollen. =)

    LG, Sabine

  2. Danke :)
    Puuuh… dann habe ich diesesmal wenigstens keine Schuld, dass dein Wunschzettel weiter wächst :D Und als nächstes kommt ein Bilderbuch völlig ohne Text dran, dein Wunschzettel hat also erstmal Verschnaufpause ;D

  3. @Winterkatze ICH habe dir wenigstens keine Endlos-Reihe unter die Nase gerieben, NOCH gibt es nur ein Abenteuer von Nele und Flavio ;D

  4. Dann hat es ja doch seine Vorteile, dass ich keine 12-20 Bücher pro Monat verschlinge, so wachsen eure Wunschlisten nur gaaanz langsam *ggg*

  5. @Katze mit Buch: Danke, dass du ein wenig an meinen Wunschzettel denkst. Manchmal glaube ich, der vermehrt sich von selbst. *lol*

    LG, Sabine

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