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[REZENSION] Gidwitz, Adam – Eine dunkle und GRIMMige Geschichte

Adam Gidwitz
Eine dunkle und GRIMMige Geschichte
Verlag: arsEdition
256 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 376078366X
ISBN-13: 978-3760783666
empfohlenes Lesealter: 10-12 Jahre

„Eine dunkle und GRIMMige Geschichte“ erzählt die wahre Geschichte von Hänsel und Gretel und zwar richtig, richtig toll: nicht abgeändert für kleine Kinder, sondern gewalttätig und blutig!

Die wahre Geschichte von Hänsel und Gretel entführt den Leser in die Welt der Grimmschen Märchen. Adam Gidwitz verspinnt Motive vom treuen Johannes, Hänsel und Gretel, den sieben Raben (im Buch: die sieben Schwalben), Brüderchen und Schwesterchen, dem Räuberbräutigam (im Buch: Ein Lächeln rot wie Blut) und dem Teufel mit den drei goldenen Haaren zu einer irrwitzigen und schaurigen Hommage an die Gebrüder Grimm.
Wer jetzt denkt „Um Gottes Willen, so etwas kann ich doch nicht meinen Kindern zu lesen geben!“ sollte mal wieder zu einem Märchen greifen und nachdem er gelesen hat, wie Augen ausgepickt, Fersen abgehackt und böse Stiefmütter in den Tod geschickt werden, kann er sein Kind ruhigen Gewissens wieder die Nase in der „Dunklen und GRIMMigen Geschichte“ verschwinden lassen.

Der Autor erzählt die Geschichte nicht in einem Fluss, sondern präsentiert sie dem Leser als allwissender Erzähler, der sich zwischendurch immer wieder direkt zu Wort meldet. Im Text wird dies kenntlich gemacht durch den normalen gedruckten Erzähltext im Gegensatz dazu weisen die fettgedruckten Passagen die direkte Ansprache zum Leser aus. Die Einschübe heizen die Neugierde des Lesers an und verstärken den Gruselfaktor, in dem darin ständig davor gewarnt wird, dass es im Laufe des Geschehens noch viel schlimmer kommt als man es bisher bereits ertragen musste. Der Autor fragt nach, ob noch kleine Kinder im Zimmer sind, bevor er mit der Erzählung fortfährt und es richtig furchteinflößend und blutig wird. Passend zu der märchenhaft inspirierten Handlung, sind auch die Zwischenspiele in einer etwas altmodischen und schwarzhumorigen Sprache verfasst, allerdings ein wenig zu kindlich-naiv. Die Tiefstapelei des Autors erhöht jedoch den Überraschungseffekt und Ekelfaktor für die nachfolgende Handlung. Wenn der Autor von „ein bisschen eklig“ spricht, sollte man als Leser auf das Schlimmste gefasst sein!
Manchmal führt der Autor fast eine Seite lang Zwiegespräche mit dem Leser, manchmal sind es nur wenige Wörter, manchmal steht sogar nicht mehr als ein Wort auf einer Seite. Der besondere Erzählstil und das aufgelockerte Layout lassen die Seiten des Buches nur so an einem vorbeifliegen.
Obwohl sich die eingeschobenen Passagen gut in die Handlung einfügen, finde ich das Buch sprachlich trotzdem nicht immer völlig homogen, denn manchmal lesen sie sich so, als ob ein Kind angesprochen wird, teilweise fühlt man sich jedoch eher als Erwachsener angesprochen (‚Es war keine echte Liebe, denkt ihr jetzt vielleicht. Nur die Vernarrtheit eines Kindes. Ihr könnt das ruhig denken. Aber das beweist nur, dass ihr schon älter seid und euch nicht mehr daran erinnern könnt, wie es sich anfühlt, ein Kind zu sein.‘), diesen Wechsel der Ansprechpartner empfand ich im Lesefluss etwas störend. Vor allem, weil die Geschichte, um mich als Erwachsener voll überzeugen zu können, noch etwas komplexer und unvorhersehbarer hätte sein müssen.

Aufmachung des Buches:
Das Design des Buches ist einfach wunderwunderschön und steht in seinem Design alten, geliebten Märchenklassikern in nichts nach. Natürlich bezaubert allein schon der blauschwarze Einband im Schattenrissdesign, auf dem die wenigen Farbkleckse regelrecht zu leuchten scheinen, wie der goldene Apfel, den Hänsel in die Luft streckt, und das blutgetränkte Schwert in Gretels linker Hand. Im Inneren wird das altmodische, märchenhafte Design mit Scherenschnitten an den Kapitelanfängen fortgeführt.

Fazit:
Eine blutige und schwarzhumorige Hommage an die Grimmsche Märchenwelt, welche Lust macht die alten Märchen wieder bzw. neu zu entdecken, und welche nicht nur durch viel Fantasy und den besonderen Wortwitz des Autors besticht, sondern auch durch ein auffälliges und besonders schönes Design.

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3 thoughts on “[REZENSION] Gidwitz, Adam – Eine dunkle und GRIMMige Geschichte

  1. Bei den vielen positiven Rezensionen zu diesem Buch sollte ich es wohl auch endlich mal lesen.
    Ich bin ja ein ausgesprochener Märchenfan (und darf mich auch von beruflicher Seite her damit beschäfitgen), da ist so eine "Neuauflage" bestimmt interessant.
    Bei dem Cover kann ich dir übrigens nur zustimmen, das sieht wirklich richtig klasse aus und macht Neugier auf das Buch.

  2. @Lisa Wenn du so ein großer Märchenfan bist, ist das Buch bestimmt sehr interessant und schön für dich zu lesen: du hast ja den Vergleich dann noch viel besser parat, wie blutig die ursprünglichen Märchen sind. Und die Aufmachung ist wirklich wunderhübsch! Man merkt halt doch, dass arsEdition auch ein Verlag für Geschenkbücher ist, die Romane und Kinderbücher werden immer mit viel Liebe und durchdachter Aufmachung konzipiert.

  3. Ich kann mich Lisa eigentlich nur anschließen. Ich stand dem Buch eigentlich skeptisch gegenüber, habe aber ziemlich viele positive Rezensionen bisher gelesen und ich muss sagen, dass es eignetlich wirklich interessant klingt.
    Würde mein SuB nicht schon die höhe des Eifelturms haben, dann würde ich es mir zulegen :D

    Liebe Grüße,
    Sanny

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