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[REZENSION] Wie ein Flügelschlag

Titel: Wie ein Flügelschlag (OT: -/-)
Autor: Jutta Wilke
Illustrator: -/-
Übersetzer: -/-
Verlag: Coppenrath
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: 12-16 Jahre
Ausführung: Hardcover, 282 Seiten

Autor:
Jutta Wilke wurde 1963 in Hanau geboren, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. Nach langer Tätigkeit als Rechtsanwältin hat sie die Robe endgültig an den Nagel gehängt und schreibt inzwischen ihre Kinder- und Jugendbücher dort, wo bei ihr das Leben tobt – am Küchentisch.

WIE EIN FLÜGELSCHLAG

 „Ich war fünf, als ich fliegen lernte. Ich schlüpfte aus den Armen meiner Mutter, die im hüfthohen Wasser stand, wand mich unter dem Seil hindurch und flatterte davon wie ein kleiner Vogel. Kein Boden mehr unter den Füßen und keine Hände mehr, die mich umklammerten. Über mir der Himmel und unter mir nichts als Wasser.“

Jana lebt fürs Schwimmen und schwimmt, um zu leben! Neben ihrem zeitintensiven Hobby, dem sie ein Stipendium auf einem renommierten Sportinternat zu verdanken hat, hat das Leben nur wenig für sie zu bieten. Sie lebt von Woche zu Woche, immer mit den Gedanken an das nächste Schwimmtraining im Kopf. Obwohl der Trainer Herr Drexler sie hart heran nimmt und sie bei ihren Klassenkameraden auf Grund ihrer Herkunft keine Anerkennung erfährt, ist der geliebte Sport doch alles was für sie zählt.
Ihr Zuhause ist lieblos und kalt. Sie wohnt alleine mit ihrer Mutter in einer kleinen Wohnung. Die Mutter wurde in der Vergangenheit von Männern enttäuscht, und lebt mehr schlecht als recht für ihre Tochter. Sie klammert und kann Jana kaum loslassen und sieht deshalb deren Hobby als Konkurrenz, als einen Feind, der ihre Tochter aus ihrer Umklammerung reißt.
Akzeptanz, Anerkennung und Freundschaft erfährt Jana nur bei ihrer Klassenkameradin Melanie, doch die wird eines frühen Morgens im Winter tot in der Schwimmhalle entdeckt, nachdem Jana zuvor stundenlang vergebens auf die gewartet hat, weil sie sie in Machenschaften einweihen wollte, die an dem angesehenen Sportinternat hinter verdeckter Hand laufen.

Nein! Nein! Nein! Nein! Warum hast du das gemacht? Warum? Ich reiße mir die Kopfhörer runter. Meine Stirn schlägt im gleichen Rhythmus wie meine Fäuste gegen das Glas. In der Halle geraten sie in Bewegung. Drexler, die beiden Männer, Bernges, alle rühren sich, nur Melanie nicht. Die liegt weiter unter ihrer Decke wie Dornröschen, träumt meine Träume, lacht im Schlaf über mich und verhöhnt meinen Ehrgeiz.

Nach Melanies Tod verdichtet sich Janas Verdacht, dass an der Schule irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Mitschüler geben Jana die Schuld an Melanies Tod. Angeblich soll sie sich auf Grund der ernstzunehmenden Konkurrenz verausgabt haben bis zu einem plötzlichen Herzversagen. 

Ich rutsche an der Glasscheibe hinunter in den Schnee. Die Eissplitter in mir haben keinen Platz mehr und endlich finden sie ihren Weg nach draußen.
Ich kotze mir meine ganze beschissene Seele aus dem Leib.
Melanie Wieland ist tot. Und ich –
habe sie umgebracht.

Doch glücklicherweise Jana erkennt trotz ihrer Selbstzweifel und eigenen Schuldzuweisungen, dass mehr hinter Melanies Tod steckt und versucht gemeinsam mit deren Bruder Mika Licht hinter die dunklen Geheimnisse zu bringen…

Die Geschichte von Jana beginnt mit einem großen Paukenschlag drei Wochen bevor die eigentliche Handlung in chronologischer Reihenfolge erzählt wird: mit Melanies plötzlichem Tod und dem Auffinden ihrer Leiche in der Schwimmhalle des Sportgymnasiums.
Ab diesem Zeitpunkt nimmt Jutta Wilke ihre Leser mit auf eine emotionale Reise, die trotz des hohen Spannungsniveaus gleich zu Beginn, den Bogen bis zum Ende hin nicht nur auf diesem Stand halten kann, sondern durch interessante Charaktere und glaubwürdige Figuren die Dramatik noch weiter anheizt.
Neben der laufenden Handlung mit der Ich-Erzählerin Jana, gibt es unter anderem kurze Zwischenspiele, bei denen der Leser die Gedankengänge eines männlichen Protagonisten mitverfolgen kann, der scheinbar mehr weiß als die Icherzählerin und die Leser. Diese eingeschobenen Episoden wirken sehr düster und rätselhaft.
Obwohl der Kriminalfall detailliert und sorgfältig konzipiert ist, geht die spannungsgeladene Storyline nicht zu Lasten der Charaktere. Jutta Wilkes Figuren wirken echt und lebensnah. Sie sind glaubwürdig und vielschichtig, hier gibt es nicht nur gut und böse, schwarz und weiß. Auf Grund der Hintergründe und Lebensgeschichten der Protagonisten fühlt man auch mit den vermeintlichen „Bösen“ mit, oder zeigt durchaus auch mal Unverständnis für die „Guten“. So will man sich willkürlich auf die Seite Janas schlagen, wenn in der kleinen Wohnung die Gefühle zwischen ihr und ihrer Mutter hochkochen, denn man weiß um Janas Schwierigkeiten in der Schule, aber bei genauerem Hinsehen entdeckt man, dass hinter dem Klammern ihrer Mutter kein Egoismus, sondern Angst vorm Verlassenwerden und Despressionen stecken. Jutta Wilke spricht neben Depression mit Erfolgsdruck und Mobbing weitere Probleme unserer Gesellschaft an.
Im Laufe der Geschichte entwickelt sich zwischen Jana und Mika, Melanies Bruder, eine aufkeimende Liebesgeschichte, diese ist jedoch sehr schön in den Rest der Handlung eingearbeitet, entwickelt sich natürlich und kommt sicherlich sehr gut beim Zielpublikum an. Zudem machen zwei verschiedengeschlechtliche Hauptfiguren in der Kinder- und Jugendliteratur ein Buch auch immer gleichermaßen bei weiblichen wie männlichen Lesern interessant. Auf Grund des hervorragend konzipierten Kriminalfalls – bei dem allerhöchstens versierte Krimileser bereits ein Licht vor dem Ende des Tunnels entdecken können! – empfehle ich das Buch aber auch einem älteren Publikum, denn Jutta Wilke hat hier eine Geschichte vorgelegt, die nach den ersten Seiten einen dermaßen hohen Suchtfaktor erzeugt, dass man sie nicht eher weglegen kann, bevor man auf der letzten Seite angelangt ist, auf der Jutta Wilke übrigens noch einen letzten Überraschungseffekt bringt!

„Wie ein Flügelschlag“ ist in genau derselben Zeit inhaliert, wie ebenjener andauernd! Doch der Titel beschreibt nicht nur Jutta Wilkes Vermögen spannende Plots zu erzählen, sondern schlägt zudem sehr gekonnt eine Brücke zum Inhalt der Geschichte.

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7 thoughts on “[REZENSION] Wie ein Flügelschlag

    1. Ja, Jutta schreibt einfach toll! Ich freue mich schon auf ihren neuen Jugendthriller, der im Herbst erscheint.
      Liebe Grüße Anette

    2. Schwarz wie Schnee – allein der Titel reizt mich schon, da hätte ich noch nicht einmal das schöne Cover sehen müssen.:)

  1. Das Buch habe ich für die Bibliothek gekauft, ich muss es dann aber auch möglichst bald mal lesen. Es bekommt ja überall sehr gut weg . . .

    lG Favola

    1. Du brauchst bestimmt auch allerallerhöchstens 2 Tage dafür ;) Man kann es wirklich kaum aus der Hand legen! Ich habe es sogar morgens im Zug gelesen, normalerweise hänge ich da immer noch eine Runde Schlaf an meine kurze Nacht ;)

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