Micaela Jary stellte im Schwerter Schankhaus am Markt ihren aktuellen Roman „Sehnsucht nach Sansibar“ vor, der die anwesenden Zuhörer – darunter auch das Ehepaar „Iny Lorentz“ – ins Jahr 1888 entführte…
Der Duft exotischer Gewürze, Farben wie aus 1001 Nacht, eine Insel voller Sehnsucht: Sansibar
1888 an Bord eines Dampfers auf dem Weg nach Ostafrika: Die unkonventionelle Reederstochter Viktoria Wesermann, die junge Forschungsreisende Antonia Geisenfelder und die verwöhnte Juliane von Braun schließen Freundschaft. Jede sucht ihr Glück auf der duftenden, exotischen Gewürzinsel Sansibar, doch schon bald geraten die drei in ein Wechselbad aus leidenschaftlichen, verstörenden und berauschenden Gefühlen, in einen schmerzhaften Zwiespalt zwischen orientalischem Traum und den Schatten von Sklavenhandel, blutigen Aufständen und Cholera…
Wer den Roman bereits gelesen hat, darf sich auf eine Fortsetzung freuen, die nach zwei anderen Projekten bereits in Planung ist. Zunächst wird jedoch ein Roman von Micaela Jary erscheinen, der zwar nichts mit „Sehnsucht nach Sansibar“ zu tun hat, aber ebenfalls wieder in Afrika spielt und zwar „Die Bucht des blauen Feuers“, der im Jahr 1909 spielt und den Leser nach Südwestafrika führen wird.
Micaela Jary hatte sichtlich Spaß an der Lesung und lockerte die gesellige Runde mit einer kleinen Anekdote darüber auf, warum ihr erster Afrikaroman ausgerechnet in Sansibar spielt, auf und beantwortete außerdem die Fragen des Publikums zu ihrer schriftstellerischen Tätigkeit. So erfuhr man unter anderem von ihr, dass sie nicht an mehreren Romanen gleichzeitig arbeiten kann und das sie als Expose für den Verlag nur ein sehr grobes Gerüst verfasst. Auch das Ehepaar „Iny Lorentz“ brachte sich in die Diskussion ein und so konnten die Zuhörer auch von ihnen ein wenig über ihre Arbeit erfahren.
Als erster Veranstaltungsort mit gleich zwei Lesungen stand die Märchenbühne am historischen Tuchmachertor auf meinem Programm.
Corina Bomann las dort aus ihrem aktuellen Jugendroman „Clockwork Spiders“, der im Steampunkgenre angesiedelt ist und im Jahr 1888 in London spielt.
London 1888: Die siebzehnjährige Violet ist nicht so geraten, wie es sich ihr Vater, Lord Adair, wünscht. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, eine berühmte Erfinderin zu werden, und schleicht nachts heimlich zu ihrem Labor. Ihr zur Seite steht nur Butler Alfred, der auch als Leibwächter fungiert. Gemeinsam decken sie eine Verschwörung auf: Mit künstlichen Giftspinnen werden königinnentreue Personen ermordet und auch Königin Viktoria selbst ist in Gefahr! Der geheimnisvolle Fremde mit der Augenklappe, den Violet gleichzeitig gefährlich und unwiderstehlich findet, scheint dabei sehr verdächtig.
Corina Bomann las sehr spannend und hauchte ihren Figuren mit unterschiedlichen Klangfarben Leben ein. Bei der Lesung kam dadurch auch sehr gut die Charaktere ihrer Figuren zum Tragen und mir hat es dabei besonders der trockene Humor des Butlers Alfred angetan.
Da ich schön länger mit „Clockwork Spiders“ geliebäugelt hatte, habe ich es mir im Anschluss an die Lesung direkt am Bücherstand gekauft, den die Organisatoren und die ortsansässige Buchhandlung bei fast jeder Lesung des Literaturfestes anboten.
„Clockwork Spiders“ ist übrigens ein in sich abgeschlossener Roman, allerdings hat Corina schon wieder jede Menge Ideen im Kopf, mit denen sie lose Fortsetzungen dazu schreiben könnte. Wer also schon „Clockwork Spiders“ gelesen hat und weitere Abenteuer von Violet und Alfred lesen möchte, sollte deshalb kräftig die Werbetrommel für das Buch rühren, vielleicht gibt es dann irgendwann ein Wiederlesen mit den beiden ;)
Corina hat mir wie bereits in „Der Lilienpakt“ und „Sephira: Ritter der Zeit“ eine sehr nette persönliche Signatur hineingeschrieben (sie malt nämlich passend zu jedem Roman immer eine kleine Illustration in ihre Bücher und meine „Clockwork Spiders“ schmückt jetzt ein Spinnenetz inklusive Spinne) und dann war unser erstes Aufeinandertreffen auch schon wieder vorbei, aber nicht ohne das Verprechen abzugeben, dass ich es versuchen würde auch am Samstag noch auf eine ihrer Lesungen zu kommen, denn am Samstag wollte ich mit meiner Familie tagsüber nach Dresden fahren und wusste deshalb noch nicht genau, ob ich es noch rechtzeitig zu Corinas Lesung von „Die Schmetterlingsinsel“ schaffen würde.
Ich behielt meinen Platz gleich bei, denn nach Corina stand eine Lesung aus dem ersten Band der Abaton-Trilogie auf meinem Plan, die im letzten Jahr zu meinen persönlichen Buchmessehighlights gehörte. Wer mag, kann HIER nochmal meine Rezension zum ersten Band „Das Ende der Angst“ nachlesen.
Christian Jeltsch und Olaf Kraemer trafen bereits einige Minuten vor ihrem Lesungstermin ein, und da es wie bei Corina auch wieder eine sehr lauschige kleine Runde wurde, konnte ich die Zeit noch für ein sehr lustiges und kurzweiliges Gespräch mit den beiden nutzen, wobei meine Neugierde auf den zweiten Band „Die Verlockung des Bösen“ nicht wirklich befriedigt wurde. Die zwei haben es wirklich drauf einen mit Spekulationen und Theorien so zappelig zu machen, dass ich nach dem Abend noch neugieriger auf die Fortsetzung geworden bin *grrr* :D Und mit dem Titel zum dritten Teil hielten sie sich auch noch bedeckt, obwohl ich auf die Enthüllung doch schon seit Monaten warte… Wem sich die Möglichkeit bietet eine Lesung der beiden zu besuchen, sollte das auf jeden Fall nutzen. Abaton bietet wirklich eine ungemein spannende Geschichte, die selbst für Erwachsene mit interessanten und unvorhersehbaren Wendungen aufwartet. Ich selbst war wieder so gebannt von der Geschichte, obwohl ich den ersten Teil bereits gelesen habe, dass die angesetzte Stunde mit den beiden wie im Flug vorüber ging. Von mir aus hätte ich mir noch drei weitere Stunden Ausschnitte aus Abaton vorlesen lassen, statt zur Fantasybühne von Droemer Knaur zu wechseln, aber am Tuchmachertor standen im Anschluss ja noch weitere Lesungen auf dem Plan.
Zurück von der Tuchmacherbühne bekam ich gerade noch die letzten Minuten aus der Lesung von Christiane Spies mit, die aus ihrem Debütroman „Mondherz“ las.
1456: Seit Konstantinopel gefallen ist, dringt das osmanische Heer immer weiter nach Westen vor, und Belgrad wird von der erschreckenden Übermacht belagert. In der Stadt hält sich auch die junge Adlige Veronika auf. Doch ihr steht nicht nur wegen der gefährlichen Zustände im Land eine ungewisse Zukunft bevor, denn Veronika ist Teil einer verborgenen Welt, von der normale Menschen nicht einmal etwas ahnen: Es gibt einen Bund von Werwölfen, der den mächtigsten Männern Europas im Geheimen dient. Seit sie selbst zur Werwölfin wurde, bestimmt der Bund auch Veronikas Leben. Aber als er ihr vorschreiben will, wen sie lieben soll, beginnt sie, um ihre Freiheit – und ihre Liebe – zu kämpfen…
Mara Lang hat einen sehr bildhaften Schreibstil und hat in „Masken“ ein sehr interessantes Szenario zu Papier gebracht. Die Geschichte in einem Band abgeschlossen, was recht erfrischend ist neben den ganzen Fantasyreihen auf dem Markt.
Die junge Ferin sehnt ungeduldig den Tag herbei, an dem sie endlich die Maske erhält, die ihre hässlichen blauen Gesichtsmale überdecken und sie ebenso schön machen wird wie die Herrschenden. Aber ihre Maske zerfällt zu Staub – und Ferin wird zu einer Gesetzlosen. Sie flüchtet zu einer Rebellengruppe, die unmaskiert im Dschungel lebt. Hier erfährt sie die Wahrheit über die magischen Kräfte ihres Volkes, die von den Masken unterdrückt werden, und lernt den attraktiven Martu kennen. Gefangen in einem Strudel aus Unterdrückung, Verrat und Rache, der nicht nur die Freiheit ihres Volkes, sondern auch ihre große Liebe bedroht, bleibt Ferin nur eins: Sie muss die Masken zerstören.
Nach Mara Lang setzte sich als letzte Autorin an diesem Abend Heike Eva Schmidt auf den Lesesessel der Droemer Knaur Bühne. Sie las aus ihrem Zeitreiseroman „Purpurmond“, der in ihrer Geburtsstadt Bamberg zur Zeit der Hexenverbrennungen spielt.
„Purpurmond“ habe ich kurz vor meinem Besuch in Meißen gelesen und fand den Schreibstil und die Situationskomik darin unheimlich witzig. Heike Eva Schmidt hat auch in ihrer Lesung den Humor großartig herübergebracht und die große Klappe ihrer jugendlichen Protagonistin Cat, die mit ihrem Jargon aus dem 21. Jahrhunderts im mittelalterlichen Bamberg von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt, sorgte im Publikum für jede Menge Lacher.
Als Cat einen alten Halsreif findet, legt sie ihn sich neugierig um. Dumm nur, dass das Schmuckstück mit einem Fluch belegt ist und sie geradewegs in die Vergangenheit befördert. Zu allem Überfluss lässt sich der Kupferreif auch nicht mehr von ihrem Hals entfernen. Wären da nicht die kräuterkundige Dorothea und deren Bruder Jakob, der Cats Herz schneller schlagen lässt, würde sie wohl verzweifeln, vor allem, da der Halsreif sich immer enger zusammenzieht…
Nach einem Ausflug ins nahe Dresden, das mit der Bahn von Meißen aus gerade mal in 40 Minuten zu ereichen ist, besuchte ich noch Corina Bomanns Lesung zu ihrem Familienroman „Die Schmetterlingsinsel“, diesesmal mit meiner 4jährigen Tochter im Schlepptau, denn Kinder kann man gar nicht früh genug für Bücher begeistern (auch wenn der Brunnen am Veranstaltungsort dann doch faszinierender als Corinas Lesung war), aber zumindest war mein Kind immer ganz gebannt am Lauschen, wenn ihr Name fiel, denn in Corinas Buch hieß eine der Heldinnen genauso wie sie ;)
Als ihre Ehe zerbricht, steht die junge Berliner Anwältin Diana Wagenbach völlig allein da. Im Nachlass ihrer liebsten Tante findet sie das vergilbte Foto eines verwunschenen Hauses. Davor eine junge Frau. Ist es Dianas Ururgroßmutter, die einst in Ceylon lebte? Hals über Kopf macht Diana sich auf die Suche nach ihren Wurzeln in dem fremden Land am anderen Ende der Welt. Dort stößt sie auf eine geheimnisvolle Prophezeiung, die das Schicksal ihrer Familie für immer veränderte, eine verbotene Liebe, die niemals endete, und auf ihre eigene Bestimmung…
Nach Corinas Lesung traf ich dann nochmals auf Yvonne, zunächst auf einen leckeren Cocktail in der Altstadt, bevor es auf die für mich allerletzte Lesung des Literaturfestes ging.
In dem düsteren Kreuzgang des Stadtmuseums lud Heinz Eggert zu gruseligen und entsetzlichen Märchen der Brüder Grimm, neben Eggerts vorzüglicher Intonation sorgte eine Fledermaus, die sich im Kreuzgang verirrt hatte, für das passende Ambiente. Zum Glück waren wir bereits eine halbe Stunde vorher vor Ort und bekamen so auch noch etwas von Constanze Wilkens Lesung aus „Blut und Kupfer“ mit, denn der Kreuzgang war brechend voll und wir konnten gerade noch zwei der letzten freien Stühle ergattern. Das zahlreich erschienene Publikum lauschte zu später Stunde unter anderem der blutigen Geschichte von Blaubart und von einem, der das Gruseln lernen wollte.
Abschließend kann ich nur sagen, das Literaturfest in Meißen war toll, die Stadt ist zum Verlieben schön, und ich möchte auf jeden Fall wieder dabei sein, wenn vom 5. bis 9. Juni 2013 das Literaturfest zum fünften Mal stattfindet.
Neben zahlreichen Lesungen umfasste das Angebot vor Ort auch einen Bücherflohmarkt, einen Poetry Slam-Wettbewerb und Theateraufführungen.
Durch die besondere Atmosphäre, das breit gefächerte und zahlreiche Angebot und die Sehenswürdigkeiten im Umfeld, bietet sich Meißen mit dem deutschlandweit größten Lesefest unter freiem Himmel doch geradezu für einen Kurzurlaub an, oder ;)
Da hast Du mit der letzten Frage recht, anhand der Fotos scheint Meißen eine wirklich sehenswerte Stadt zu sein. Schon im letzten Jahr habe ich überlegt hinzufahren, dann hat es aber dieses Jahr zeitlich nicht geklappt. Umso schöner, solch ausführliche Berichte zu lesen, danke dafür. Vielleicht bis nächstes Jahr? ;-)
Wäre toll, dann können wir schon ein richtiges Bloggertreffen dort veranstalten, wenn Marny auch wieder kommt und Yvonne von Liesundlausch hat ja das Glück vor Ort zu wohnen :D
Fein! Dann weiß ich auch, auf wen ich zugehen muss, Marny habe ich nämlich schon getroffen. :)
Ein großartiger Bericht mit herrlichen Fotos, liebe Katze mit Buch!
Da habe ich gleich das Gefühl, dabei gewesen zu sein.
Das obere Bildchen ist wieder meganiedlich!
Das Beste, was ich bisher über das Lesefest gelesen habe.Allerdings seid ihr auch auf eine größere Entdeckerreise gegangen, deren Faszination sich auf den Leser überträgt.
Ich habe nicht soviel mitbekommen, obwohl ich auch dort war.
Beste Grüße Heinz Eggert ( der mit der Fledermaus)
Vielen Dank :)
Und ich hätte selbst gerne noch viel mehr gesehen, obwohl ich schon einiges an Eindrücken mitgenommen habe, aber am liebsten wäre ich überall gleichzeitig am Gucken und Lauschen gewesen :D
Viele Grüße Anette aka Katze mit Buch
Tolles Lob, sehr gut gefangene Eindrücke…
Reinhart Kremtz MEISSEN
Hach … Ich freue mich immer, wenn andere Blogger über "meine Stadt" berichten. ;)