Autor: Siri Kolu
Übersetzer: Antje Mortzfeldt
Verlag: Heyne fliegt
Reihe: Vilja 1
empfohlenes Lesealter: 10-12 Jahre
Ausführung: Hardcover, 256 Seiten
Siri Kolu, Jahrgang 1972, studierte Literaturwissenschaften und Theaterwissenschaften in Helsinki und arbeitet heute als Dozentin, Dramaturgin und Regisseurin. Mit „Vilja und die Räuber“, dem Auftakt zu ihrer erfolgreichen Kinderbuchserie, gewann 2010 sie den Finlandia Junior Preis für das wertvollste Jugendbuch. Siri Kolu lebt in Vantaa bei Helsinki.
VILJA UND DIE RÄUBER
Inhalt:
Die zehnjährige Vilja befindet sich gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester auf dem Weg zu ihrer Großmutter in die Sommerferien, als ein Räuberbus ihr Auto ausraubt. Doch die Räuber nehmen nicht nur Gepäck und Verpflegung mit, sie rauben versehentlich auch Vilja! Was zunächst als Missverständnis beginnt, entpuppt sich im Laufe des Sommers als Gewinn für beide Seiten: dank der cleveren Vilja – die für alles Listen anlegt – optimieren die Räuberbergs ihre Raubzüge, und dank der Räuberbergs erlebt Vilja einen Sommer voller Spaß und gewinnt an Selbstbewusstsein, denn in ihrer Familie wurde sie nur zu oft von ihrer älteren Schwester unterdrückt oder von ihren Eltern übersehen. Doch irgendwann geht auch der schönste Sommer mit Lagerfeuern am See, spannenden Raubzügen auf Finnlands Straßen, jeder Menge Süßigkeiten und Räuberwettkämpfen vorbei, und am Ende des Sommers stellt sich nicht nur für Vilja die Frage, wie es in ihrem Leben weitergehen soll.
Kritik:
Auf „Vilja und die Räuber“ bin ich durch das altmodisch anmutende Cover aufmerksam geworden. Im Stil des Covers sind auch die Ornamente rund um die Kapitelüberschriften gestaltet. Ich habe mich bereits vor dem Lesen in das Buch verliebt, da die kleinen Illustrationen mit so viel Liebe zum Detail und immer im Zusammenhang zum Inhalt ausgewählt wurden. Außerdem haben mir die beschreibenden Kapitelnamen schon einige Schmunzler entlockt: „Kapitel 3 in dem wir Grundkenntnisse über anständige Räuberbrote gewinnen“ oder „Kapitel 12 in dem wir erfahren, dass FuMo nicht ‚Furzen und Mogeln‘ heißt“. Mich hat das regelrecht in meine Kindheitstage zurückkatapultiert, als die Bücher meiner Meinung nach noch viel häufiger kleine Schwarzweißillustrationen enthielten als das heute der Fall ist und auch lange und beschreibende Kapitelüberschriften scheinen heute leider nicht mehr wirklich „in“ zu sein. Gerade das macht aber den besonderen Charme dieses Buches aus. Ganz so wie in vergangenen Zeiten läuft das Räuberleben allerdings nicht mehr ab. Da die „Kundschaft“ heute nicht mehr in Kutschen oder zu Pferde unterwegs ist, haben sich die modernen Räuber der Zeit angepasst und sind mit einem Bus unterwegs. Doch sonst scheint vieles von der Atmosphäre so, als hätte man wirklich ein geliebtes Buch aus Kindheitstagen und nicht das Kinderbuch des Jahres 2010 in Finnland aus dem Regal gegriffen.
Entsprechend auf das eigentliche Zielpublikum abgestimmt, sind die Kapitel kurz gehalten und das Schriftbild angenehm groß gedruckt. Die Sprache wirkt etwas verspielt durch Viljas unzählige Listen, die sie in ihrer Zeit bei den Räuberbergs aufstellt und den häufigen Ausruf des Wilden Karlos: ab-so-LUT!
Die Familie der Räuberbergs setzt sich aus ganz unterschiedlichen Charakteren zusammen, was das Lesen besonders kurzweilig macht und häufig für die Situationskomik in dem Buch sorgt. Mutter Hilda fällt insbesondere durch ihren rasanten Fahrstil auf, Vater Karlo hat sich mit dem Räuberdasein einen Kindheitstraum erfüllt, wohingegen sein Sohn Kalle lieber zur Schule gehen und in einer normalen Wohnung leben möchte. Tochter Hele sieht sich eines Tages selbst als Oberhaupt einer Räuberbande und Gold-Piet ist zufrieden, solange sein Boss Karlo das auch ist. Durch die unterschiedlichen gearteten Charaktere werden die Licht- und Schattenseiten des Räuberdaseins dargestellt, und am Ende des Sommers weiß jeder, dass man nicht das ganze Jahr durch nur Spaß und Ferien haben kann. Doch solange der Sommer andauert kann man die finnische Landschaft, die Wettkämpfe und Spiele und den Duft von Fleischpiroggen in vollen Zügen genießen!
Fazit:
Eine zauberhafte Kindergeschichte im Stil der klassischen Lindgren-Geschichten, die mich ein wenig an „Pippi auf der Walze“ erinnert hat. Das altmodisch angehauchte Design trägt das seinige dazu bei, damit man etwas wehmütig an lange zurückliegende „Kindheitsleseerfahrungen“ zurückdenkt und so hoffe ich sehr, dass Vilja und die Familie Räuberberg noch viele weitere Sommer mit gemeinsamen Abenteuern erleben dürfen.
Für die empfohlene Altersgruppe ist es eine wirklich lustige Geschichte um Freundschaft und Sommerfreuden, die bestimmt sowohl bei Mädchen als auch Jungs viele begeisterte Leser finden wird.
Und unbedingt Essen bereithalten: die Räuberbergs langen nicht nur kräftig in die Süßigkeitentüte, sondern auch bei Piroggen und Fleischbällchen ordentlich zu. Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich mich mit meinem Buch am liebsten zu ihnen an den Frühstückstisch gesetzt, denn das Frühstück ist die ab-so-LUT wichtigste Mahlzeit des Tages!
Eine ab-so-LUT schöne Rezension!
Wie unterschiedliche Rezis zu einem Buch ausfallen können, obwohl beide das Buch mochten :D
dan-KE :D
hihihi… den Gedanken hatte ich selbst schon häufig, dass es scheinbar 1000 verschiedene Arten gibt eine ähnliche Meinung in einer Rezension auszudrücken ;) Das macht sich vor allem bei den subjektiven Eindrücken zu einem Buch immer stark bemerkbar.