Der Buchmesse-Samstag:
(Auf keinen Fall nur) Pleiten, Pech und Pannen
Oder: Blog-Reporter-Beitrag außer Konkurrenz
Oder: Blog-Reporter-Beitrag außer Konkurrenz
Am Samstag starteten wir zu dritt in den Tag: Ina, meine Wenigkeit und Lisa, die manchmal bei meiner Tochter babysittet. Eigentlich wollten wir eine halbe Stunde früher als Freitags auf der Messe sein, weil ich ja neben einigen Terminen auch an der BdB-Blogreporter-Tour teilnehmen wollte, aber uneigentlich waren wir dann doch viel zu spät in der Halle 3.0 und ich sah die Blog-Reporter auf dem Weg zu Martin Baltscheits Lesung an mir vorbeiprozessieren. Schnell noch Natalie abgefangen und gesagt, dass ich viel zu spät dran bin und schon auf dem Weg zum ersten Termin.
Denn Martin Baltscheit wollte ich mir auf jeden Fall ansehen, bevor wir nach seiner Lesung ein Interview mit ihm hatten. Nachdem wir Tags zuvor schon wie tote Fliegen in einer Lesung hingen, bestand zwar die Gefahr, dass er zum Interview kommen würde und bei unserem Anblick denken „oh ne, dass sind doch die zwei, die gerade bei meiner Lesung vom Hocker gekippt sind“, aber die Sorge hätte ich mir nicht machen müssen, wenn überhaupt, dann wären wir vor Lachen vom Hocker gekippt und nicht wegen Müdigkeit.
Martin Baltscheit liest seine Bücher nicht einfach, er entertaint sie! Und bezieht außerdem das große und kleine Publikum in seine Vorstellung ein. Die Lesung war – neben dem anschließenden Interview – wirklich eins meiner absoluten Highlights der diesjährigen Buchmesse, und ich hoffe sehr, dass sein Löwe bis zum nächsten Jahr außer Schreiben und Rechnen noch etwas anderes lernt, damit Martin Baltscheit ein neues Buch hat, dass er wieder vorstellen kann (wobei ich mir ebenso gerne ein weiteres Mal die ersten beiden Abenteuer des Löwen vorlesen bzw. vorführen lasse).
Leider war der Samstag nicht nur toll, denn wie übertitelt, stand er leider im Zeichen von Pleiten, Pech und Pannen. Nicht nur, dass wir viel zu spät auf der Messe eintrafen und ich nicht wenigstens zu Beginn der Blogtour bei BdB sein konnte, kurz vor unserem Interview war plötzlich Lisa weg! Mach das nie, nie, nie mehr mit mir! Gut eine Stunde wusste ich nicht Bescheid, wo sie abgeblieben war und da Ina und ich – leider in diesem Fall – eine blühende Fantasie besitzen, sahen wir sie schon gekidnappt und vom Entführer gezwungen mir eine Beruhigungs-SMS zu schreiben, AAARGH!!!
Martin Baltscheit ist zum Glück ein lockerer, sympathischer Typ und hatte Verständnis, das mein Handy in Reichweite lag (falls sich der Entführer nochmal gemeldet hätte, haha). Meine Bedenken im Vorfeld, dass Martin Baltscheit vielleicht ein bisschen abgehoben ist, weil er ja alles kann – also schreiben, illustrieren und den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen hat und überhaupt ALLES – verflüchtigten sich auch ganz schnell. Der ist so nett, und kann auch gar nicht alles, zumindest nicht kochen und auch nicht rechnen, von daher bringt er gerade diese Sachen dem Löwen gerne bei. Da er dieses Jahr rechnen gelernt hat, ist für die nächsten Jahre vielleicht ein Kochbuch angedacht. Und falls der Löwe auch einmal singen lernen sollte, dann würde diese Geschichte auf Hörbuch erscheinen, weil Singen ja eher für die Ohren als für die Augen ist.
Der Löwe ist übrigens vor 15 Jahren „geboren“ worden, als seine Tochter sich eine Gute-Nacht-Geschichte wünschte und Martin anfing zu erzählen „Es war einmal ein Löwe…“ und seine Tochter daraufhin meinte „… und der konnte nicht schreiben“, das war also die Geburtsstunde des Bilderbuchs „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“. Nachdem der kleine schweizer Bilderbuchverlag, in dem der Löwe vor 15 Jahren zum ersten Mal verlegt wurde, in Rente gegangen ist, hat der Löwe ein neues Zuhause bei Beltz und Gelberg gefunden. Der neue Verlag des Löwen hat in dieser Figur direkt das Potential für Grundschulen und eine Reihe weiterer Löwen-Artikel entdeckt. So gibt es neben dem „alten“ und dem „neuen“ Löwen-Bilderbuch bereits ein Tier-ABC-Poster und ein Malheft.
Auch wenn Martin Baltscheit mittlerweile erfolgreich im Geschäft ist und nicht mehr längere Zeit nach einem Verlag suchen muss wie das noch vor 15 Jahren der Fall war, so war es für ihn doch sehr wichtig im letzten Jahr den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Bilderbuch zu gewinnen. Der Preis hat ihn sehr stolz gemacht und er hat ihn auch deshalb gefreut, weil der Sieger das Plakat für das nächste Jahr gestalten darf.
Mich persönlich begeistert bei Martin Baltscheits Schaffen die unheimliche Bandbreite, die er bedient. Es fällt schon im kleinen Rahmen auf, beim Löwen, wo die zweite Geschichte „Die Geschichte vom Löwen, der nicht bis 3 zählen konnte“, im Gegensatz zum Vorgängerband fast in Richtung Erwachsenenunterhaltung geht mit seinen hintersinnig abgewandelten Sprichwörtern und den steigenden Beziehungsstatus, die im Laufe der Geschichte behandelt werden. Noch größer fallen die Unterschiede auf, wenn man vom reinen Bilderbuch weggeht, und sich die Bücher ansieht, die er für seinen Freund Zoran Drvenkar illustriert hat. Hat man den Namen nicht vor Augen, könnten die Illustrationen glatt von verschiedenen Künstlern stammen. Martin Baltscheit ist es wichtig mit seinen Illustrationen den Ton jeder Geschichte aufzugreifen. Er wählt seinen Stil aus nach Vorlieben oder ökonomischen Gründen, er wechselt gerne die Technik, er probiert gerne neues aus, auch deshalb, damit sich die Arbeit nicht wie Arbeit anfühlt, weil die Herausforderungen keine Routine aufkommen lassen.
Bei Hörbüchern wissen die Verlage mittlerweile, welche Geschichten zu ihm passen, und danach richten sich die Anfragen an ihn, von daher hatte er eigentlich noch nie eine Geschichte einlesen müssen, die ihm nicht gefallen hat. Er würde nur Sachen ablehnen, die inhaltsleer sind.
Natürlich bleiben in einem Interview von Blogger zu Autor auch solche Fragen nicht aus, wie wichtig Rezensionen für einen Autor sind, gerade im Kinderbuchbereich. Darauf antwortete Martin Baltscheit, dass ihm die Besprechungen sehr wichtig sind, die von den Käufern kommen, die seine Bücher mit ihren Kindern lesen, denn die Kinderbuchbesprechungen im Feuilleton wären eher traurig mit ihrem Anteil von 90% Inhaltsangabe, für ihn wäre es wichtig zu erfahren, was der Rezensent beim Lesen gefühlt und ob das Buch funktioniert hat. Meine Gegenfrage, ob er seine Bücher denn auch bei seinen Kindern ausprobiert, verneinte er allerdings. Aber neben seiner Lektorin lesen seine Bücher vorab seine Frau und sein Freund Zoran Drvenkar.
Er selbst findet leider kaum Zeit zum Lesen, hat aber mit Begeisterung „Tschick“ gelesen und liest die Bücher seines Autorenkollegen und Freundes Zoran Drvenkar.
Da ich persönlich Probleme damit habe mit das Bilderbuch in Zukunft als Medium für ebook-Reader und Co. vorzustellen, wollte ich auch gerne die Meinung eines Machers dazu wissen. Martin Baltscheit hat mit dieser Entwicklung keinerlei Probleme. Er sieht für die Zukunft beide Medien nebeneinander existieren. Jedes für sich hat seine Daseinsberechtigung und so wird seiner Meinung nach das Buch nicht aussterben, auch wenn es für ihn persönlich angenehmer ist mit seinen Zwillingen Geschichten auf dem IPad zu gucken. Darüberhinaus gäbe es mittlerweile toll animierte Geschichten mit Jugendstimmen synchronisiert.
Seine Idole unter den Illustratoren sind Ungerer, Janosch, aber auch die Zeichner von Lucky Luke und Asterix und Obelix, und die Werke von Sempé findet er sogar so schön, dass er „wenn er tot ist, in eine Zeichung von Sempé kommen möchte“.
Bald gibt es den Löwen auf der Bühne zu sehen: „Die Geschichte vom Löwen, der nicht bis 3 zählen konnte“ feiert am 4.11. Premiere im Nationaltheater Weimar.
Abschließend kann ich nur sagen: wem sich die Gelegenheit bietet, Martin Baltscheit irgendwo live zu erleben oder eins seiner Stücke auf der Bühne zu sehen -> nix wie hin! Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf seine zukünftigen Projekte und hoffe sehr ihn auf der Buchmesse 2013 wieder in Aktion zu sehen.
Nach dem Interview schlenderten Ina und ich noch ein wenig durch Halle 3.0. Am Arena Stand sahen wir noch einmal die Schwestern Beate Teresa und Susanne Hanika (aka Kristy und Tabita Lee Spencer – Autorinnen der Dark Angels‘ Tetralogie). Da meine Fotos von der Lesung am Donnerstag, auf denen beide drauf waren, nicht sehr gut geworden waren, bat ich die beiden um ein weiteres Foto. Links im Bild gesellte sich dann noch jemand weiteres – mir in diesem Moment völlig unbekanntes – dazu. Ich machte auch ein Bild von den dreien und hörte im Weggehen „das Bild löscht sie bestimmt gleich wieder“. Nö, warum denn… allerdings habe ich das Bild am nächsten Tag auf der Facebook-Seite der Schwestern gepostet und nachgefragt, wen ich denn eigentlich mitfotografiert habe. Und, wisst ihr es? Fettnäpfchen zu mir bitte! Ich weiß es jetzt, dafür werde ich nächstes Jahr sicher eine andere Autorin oder einen Autoren nicht erkennen ;)
Ina wollte im Anschluss zu einem Treffen mit einem Kumpel, ich auf einen kurzen Abstecher in Halle 8.0 zu den internationalen Verlagen.
Auf dem Freigelände machte ich ein paar Fotos von dem gemütlichen Stand „StadtLesen„, zum Glück spielte ja an den meisten Tagen das Wetter mit, so das beinahe immer alle Sitzsäcke und Hängematten dort belegt waren.
In Halle 8.0 entdeckte ich witzige Strickbücher…
… und andere Kuriositäten.
Danach war ich wieder in Halle 3.0 unterwegs. Ich wollte zum einen etwas für Ina signieren lassen und im Anschluss beim Frech Verlag meine drei schweren Strickbücher von Arne und Carlos, an denen ich mir an diesem Tag wirklich fast einen Bruch schleppte. Leider stand ich doch gut eine halbe Stunde in der Signierschlange für Inas Buch und musste dann auf Grund eines Fehlers im Buchmessenprogramm eine erschreckende Entdeckung machen: im Programm waren Arne und Carlos von 14 bis 15 Uhr am Frechverlagsstand angekündigt, tatsächlich waren sie bereits ab viertel nach eins da, und ich sah sie um halb drei nur noch den Stand verlassen, AAARGH! Auf meine Frage an zwei Verlagsmitarbeiter hat mich einer der beiden leider angezickt und gemeint, dass mit dem Programmfehler könnte gar nicht sein. Klar… hab ich in dem Moment erfunden… Zum Glück erwies sich seine Kollegin als sehr viel netter, und bot mir an meine Bücher zum Signieren beim Verlag abzugeben und ich würde sie mir signiert zuschicken lassen können. Seufz… ich bin erstmal raus an die Luft. Irgendwie hatte ich jetzt erstmal für gar nichts Lust. Mir tat die Schulter von der – sinnlosen – Schlepperei weh, ich war verärgert, weil ich eins der signierten Bücher auf meinem Blog verschenken wollte… Und dann fiel mir ein, dass ich bei Frech einen superlieben Verlagskontakt habe: Frau Roß, die ich schon einmal persönlich kennenlernen durfte, als sie noch in einem anderen Verlag gearbeitet hatte. Ich also wieder rein in die Halle, zurück zu Frech, Frau Roß erspät und mein Missgeschick bezüglich des verpassten Termins geschildert. Frau Roß war gleich supernett und hat mir angeboten, dass Arne und Carlos meine Bücher noch signieren würden, bevor sie nachmittags zum nächsten Termin abreisen würden. Ich durfte meine Bücher am Stand lassen und Frau Roß hat noch zwei weitere Kollegen informiert, damit meine Bücher auf keinen Fall unsigniert bleiben würden. Das war sooo lieb! Ich hätte den ganzen Verlag – naja, mit Ausnahme des einen Kollegen – knutschen können :) Danach war mir zwar der Tag soweit verhagelt als das ich noch Lust gehabt hätte nach dem ganzen Chaos endlich die BdB-Tour aufzusuchen – Sorry! – aber dafür habe ich es nach einigem hin- und hergesimse noch geschafft mich mit Anna-Lisa und Kathrin zu treffen und das war viel schöner als wenn ich irgendwelche anderen Termine wahrgenommen hätte :) Ich hoffe, wir können das Treffen irgendwann mit mehr Zeit wiederholen und Anette ist dann auch dabei.
Zum Ausklang des Tages sind Ina und ich nur noch ein wenig durch Halle 4.0 und 4.1 gestromert, wo es immer schöne Kleinigkeiten zu entdecken gibt und ich habe mir dort als Belohnung für den durchgestandenen Stress des Tages ;) noch einige neue Keksausstecher gekauft.
PS: hihi… und eine lustige Panne haben wir dann doch noch entdeckt: das Buch, dass Martin Baltscheit für Ina mit dem ungewöhnlichen Wunsch einer „Froschkatze“ geschmückt hat, war vor lauter Gequassel und Herumgealbere ohne seine Unterschrift geblieben :D
PPS: Lisa ist mittags alleine nach Hause gefahren, falls sich jemand gefragt hat, wo sie in meinem Bericht abgeblieben ist.
PPPS: Habt ihr etwas gemerkt? In dem ganzen Chaos habe ich es an diesem Tag nicht zum Illumat geschafft!!!
Die Lesung von Martin Baltscheidt klingt wirklich toll und lohnenswert. Ich mag "Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte" sehr gerne und werde diese irgendwann auf jeden Fall nutzen, wenn ich Kindern Lesen und Schreiben beibringen soll. ;) Von dem zweiten Buch habe ich auch schon gehört, es mir bisher aber noch nicht gekauft. Werde ich wohl bald nachholen. :D
Ja, unbedingt! Ich bin auf deine Meinung gespannt, weil die neue Geschichte doch ganz anders ist als die erste.
Hach… die Lesung war sooo toll – und viel zu kurz ;) Ich hätte mich glatt den ganzen Samstag vor Martin Baltscheit gesetzt und mir vorlesen lassen :D
Es war total schön, dich persönlich kennen zu lernen! Ich hoffe auch sehr, dass wir das mal wiederholen können!!! :)
Vielleicht kriegen wir es ja dieses Jahr noch hin :)
Oh, es wäre toll, wenn wir uns mal so treffen könnten :-)
Vielleicht verschlägt es dich ja mal ins Saarland oder wir besuchen dich ^^
Das wäre echt toll :) Vielleicht ist ja mal bei mir oder bei euch was interessantes in der Gegend, oder in der Vorweihnachtszeit (Weihnachtsmarkt) oder einfach nur so zum Quatschen (da kriegen wir auch locker einen Tag mit rum *g*).
Martin Baltscheidt hätte ich auch zu gerne erlebt!
Es freut mich, dass es euch beiden so gut auf der Buchmesse gefallen hat!
Liebe Grüße,
papillionis
Wirklich ein Highlight! Ich hoffe sehr darauf, dass er nächstes Jahr wieder eine Lsung auf der Messe hat.