Autor: Jamie Oliver
Fotograf: David Loftus
Übersetzer: Helmut Ertl, Barbara Holle
Verlag: Dorling Kindersley
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 288 Seiten
Jamie Oliver startete 1998 seine phänomenale Karriere als jüngster TV-Koch der BBC mit der Koch-Kultserie „The Naked Chef“. Die Briten sind hin und weg von seiner „nackten“, das heißt einfachen und köstlichen neuen Küche. In Deutschland kocht er in jeder Ausgabe für die Leserinnen der Zeitschrift „Glamour“. 2010 erhielt Jamie Oliver den „Ehrenpreis des deutschen Nachhaltigkeitspreises“ für sein umfangreiches soziales Engagement in Ernährungsfragen.
JAMIES 15-MINUTEN-KÜCHE
Jamie Olivers Kochbücher sind immer etwas fürs Auge und gefallen mir grundsätzlich von der Gestaltung sehr gut. Auch die 15-Minuten-Küche lässt sich wunderbar durchblättern und wartet mit zahlreichen, appetitanregenden Fotos von sehr fleisch- und fischlastigen Gerichten auf, die lässig auf Tellern und Auflaufformen drapiert sind. Allem haftet ein gewisser nostalgischer „shabby“ Charme an, nichts sieht blitzeblank oder neu aus, Gebrauchsspuren sollen deutlich vom Spaß am Kochen zeugen.
Als eher ungeübte Köchin – phasenweise mal mehr, mal weniger aktiv – mit einer soliden Grundausstattung und einer übersichtlichen Auswahl an Gewürzen hatte ich mit diesem Kochbuch leider so meine Probleme. Zum einen fiel es mir unheimlich schwer, Gerichte zum Nachkochen auszuwählen, da ich wenig Fleisch und fast gar keinen Fisch esse. Zum anderen konnte ich bei vielen Rezepten schon auf den ersten Blick erkennen, dass ich bei der Beschaffung der Zutaten Probleme haben würde. Auch wenn ich größere Super- und Biomärkte in Laufnähe habe, so konnte ich beim besten Willen Dinge wie „geräucherte Chilischoten“ und „Harissa“ nicht beschaffen. Sehr kostspieliges Trüffelöl wollte ich mir hingegen nicht zulegen, da ich den Geschmack nicht besonders schätze. Auch saisonale Bedingungen führten schließlich dazu, dass ich die ausprobierten Rezepte minimal abwandeln musste.
Geniales griechisches Hähnchen
Gemüsecouscous & Zaziki
Couscous esse ich sehr gerne, deshalb war dieses Gericht die erste Wahl. Während des Kochens habe ich jedoch festgestellt, dass mir noch einiges an Grundausstattung in meiner Küche fehlt: mehrere Reiben und ein Zitronenschaber (inzwischen nachgekauft), denn diese erleichtern einem verschiedene, parallel ablaufende Arbeitsschritte deutlich. Der Zaziki sollte eigentlich mit frischer Minze zubereitet werden, doch die war nirgends aufzutreiben, deshalb habe ich ihn doch klassisch mit Knoblauch gemacht. Ebenso hätte frischer Dill den Couscous bereichern sollen, dafür habe ich jetzt getrockneten Dill im Glas auf Vorrat, das geht auch. Eine wahre Erleuchtung war für mich das griechische Hähnchen, das mit Piment, Oregano, Bio-Zitronenschale und Olivenöl in der Pfanne gebraten wurde – so einfach und köstlich! Insgesamt ein sehr schmackhaftes Gericht, das ich wieder kochen werde und beim nächsten Mal bestimmt schneller.
Farfalle & Pilze
Spinatsalat mit Apfel & Haselnüssen
Für dieses Gericht musste ich den örtlichen Biomarkt entern, um im Winter frische Thymianzweige, jungen Spinat, braune Champignons und einen ordentlichen Bund glatte Petersilie zu ergattern. Weil ich schon mal da war, habe ich auch noch Vollkorn-Farfalle aus dem Regal und einen guten Blauschimmelkäse an der Theke ausgesucht. Trüffel-Öl war weit und breit nicht zu sehen (und auch nicht so mein Fall), sodass ich mich für ein kleines, kostspieliges Fläschchen „Geröstestes Haselnussöl“ entschied, passend zu den gerösteteten Haselnüssen, die später auf dem Salat landen sollten. Die getrockneten Steinpilze und Chilischoten fand ich nur in der Spezialitätenabteilung eines Kaufhauses, den nötigen Rest wie Hüttenkäse hatte ich entweder noch vorrätig oder wurde im Supermarkt um die Ecke fündig. Insgesamt war es jedoch ein recht teurer Spaß…
Dieses „15-Minuten-Rezept“ brachte mich definitiv an meine Grenzen, da man einiges gleichzeitig machen muss und wie gehabt sämtliche Komponenten der Mahlzeit innerhalb eines Rezepttextes abgehandelt werden. Nur extrem organisierte Köche, die alles fertig am Platz liegen haben und die Töpfe und Pfannen schon auf Betriebstemperatur gebracht haben, können das vielleicht schaffen. Auch wenn ich zum Beispiel das Wasser für die Nudeln mit dem Wasserkocher schon heiß gemacht hatte, um so Kochzeit zu sparen, so brauchten die Nudeln trotzdem ganze 11 Minuten, bis sie verzehrbereit waren. Das ist alles in allem wirklich sehr knapp berechnet und erzeugt künstlichen Stress. Das Ergebnis war zwar wieder köstlich – vor allem der Salat! – aber danach brauchte ich erst mal eine Pause. Von dem Chaos in der Küche ganz zu schweigen…
Weißer Smoothie
Der weiße Smoothie besteht aus einer gefrorenen, klein geschnittenen Banane, gemahlenen Mandeln, Milch und Honig und ist sehr schnell gemacht. Da die bei uns handelsüblichen gemahlenen Mandeln auch Schale enthalten, war mein Smoothie eher schmutzig-weiß, aber auf jeden Fall sehr lecker und sättigend.
Grüner Smoothie
Der grüne Smoothie war für mich die größte geschmackliche Überraschung – hier kommt wieder eine gefrorene Banane zum Einsatz, dazu Spinat, Apfel- und Limettensaft. Weil ich von meinen Kochexperimenten noch Bio-Zitronen übrig hatte, habe ich einfach diese statt Limetten dafür verwendet. Durch die beiden Säfte wird der Spinat fast vollständig neutralisiert und der Smoothie war sehr erfrischend und anregend.
Nachdem ich das Kochbuch eine Weile getestet hatte, habe ich es an eine geübte und außerordentlich gute Köchin ausgeliehen, um zu erfahren, ob es tatsächlich bequem möglich wäre, die Gerichte in 15 Minuten zuzubereiten. Im Hause D. wurde folgendes für vier Personen gekocht:
Schweinefilet karibisch
Gegrillter Mais & knackiger Tortillasalat
Im Rezept standen 500 g Fleisch für vier Personen. Grundsätzlich gilt die Faustregel 200 g pro Person, sodass die Menge verdoppelt wurde, ebenso war ein kleiner Romanasalat zu wenig. Mit der Aufstockung der Zutaten wurden alle satt (zwei Erwachsene und zwei sehr hungrige Heranwachsende) und nichts blieb übrig außer ein paar wenigen Salatblättern. Grundsätzlich muss man für die Rezepte sehr gut ausgerüstet sein, es wird viel an Zubehör vorausgesetzt, und man merkt, dass das Buch aus England stammt, da einige Zutaten hier in Deutschland nicht so gängig oder einfach nicht erhältlich sind. Alles muss gut vorbereitet sein, bevor es los geht, d.h. das Wasser schon kochen, die Pfanne schon heiß sein und so weiter. Der Aufbau der Rezepte, dass die Arbeitsschritte der verschiedenen Bestandteile in einem Block abgehandelt werden, erzeugen künstlichen Stress und nehmen einem etwas den Spaß am Kochen. Mn sollte sich beim Kauf des Buches bewusst sein, dass es sich nicht um einfache Rezepte handelt, die man gemütlich in 15 Minuten zubereiten kann. Wenn man sich aber von der zeitlichen Vorgabe verabschiedet, kann man sich auf ein sehr leckeres Essen freuen – die Soße war perfekt und das Fleisch super.
Fazit:
Bei speziellen Gelegenheiten werde ich bestimmt noch das ein oder andere Jamie-Rezept nachkochen, es als persönliche Herausforderung nehmen und versuchen, meine im Schnitt 60 Minuten Zubereitung zu unterbieten. Für geübte Köche mit Top-Ausstattung, die spielend mehrere Töpfe und Pfannen gleichzeitig schwingen können, ist die 15-Minuten-Küche sicherlich genau das Richtige. Auch leidenschaftliche Fisch- und Fleischesser kommen hier geschmacklich voll auf ihre Kosten, wenn sie bereit sind, einiges in die Zutaten zu investieren. Diejenigen jedoch, die schnell zuzubereitende, einfache und leckere Gerichte suchen, denen sei vom gleichen Verlag Käts Studentenküche wärmstens ans Herz gelegt!
Erstmal: Wieder eine schöne Rezension. Ich persönlich kann mit Jamie irgendwie nichts anfangen. Seine Rezepte sprechen mich oft auch nicht an.
Das Buch von Katerina Dimitriadis dagegen finde ich toll. Dazu gibts demnächst auch endlich meine Rezension zu, wenn ich es mal schaffe die Quiche ohne Boden als Testrezept zu machen.
Grüßle Jana
Meine Rezension steht ja noch aus, so ausführlich wie die meiner Freundin wird sie aber nicht ;)
Ja, die Studentenküche gefällt mir auch besser als Jamie, einfach bodenständiger und leichter nachzukochen. Für Jamie muss man schon ambitioniert sein und sehr gut ausgerüstet in der Küche.
Liebe Grüße Anette
Ich finde das gut mit dem Gast-Rezensionen, so hat man gleich noch eine Meinung.
Das störte mich ja so bei 30-Min.-Jamie (weiß den genauen Titel gerade nicht), dass dort viel mit Küchenmaschinen gemacht wurde – die hat nunmal nicht jeder.
Lg Jana
Ich habe ja vor ein paar Jahren regelmäßig die "Naked Chef"-Rezepte mitgeschrieben und für mich abgewandelt, aber seine Kochbücher lohnen sich für mich einfach nicht. Ich hoffe ja immer noch, dass er irgendwann einmal das lange angekündigte vegetarische Kochbuch rausbringt und dann gucke ich noch einmal, ob ich mit einem Jamie-Kochbuch etwas anfangen kann. ;)
Jamie hat ja diese Kochsendung auf sixx mit den 30 Minutengerichten. Da sagt er auch einmal, dass es für ungeübte nichts sei, weil man viel parallel machen muss und unbedingt alles parat stehen haben sollte. Also entspanntes Kochen ist das nicht. Aber im Gegensatz zu den 15minuten Gerichten waren die Zutaten einfacher gehalten, was ich sehr gut fand.
Ich schaue dem Jamie gerne zu, nachkochen würde ich aber selten etwas. So wie du esse ich wenig Fleisch und wenig Fisch. Ich hatte mal vor ewigen Zeiten ein Kochbuch von Tim Mälzer bekommen, da besteht das gleiche Problem.
Meine Erfahrung mit den 30 und 15 Minuten Kochbüchern hat gezeigt, dass man zwar nicht in der kurzen Zeit kochen kann, aber die Rezepte sind super leicht und sehr lecker. Ich nutze das oft um für Freunde zu kochen, die Zutaten gibt es beim Edeka um die Ecke und eine Küchenmaschine gehört für mich einfach dazu, zur Not tut es übrigens auch ein einfacher Mixer.