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[REZENSION] Ein dunkler Wille

Titel: Ein dunkler Wille (OT: Such Wicked Intent. The Apprenticeship of Victor Frankenstein II.)
Autor: Kenneth Oppel
Illustrator: -/-
Übersetzer: Gerold Anrich, Martina Instinsky-Anrich
Verlag: Beltz
Reihe: Band 2: Das Schicksal der Brüder Frankenstein
empfohlenes Lesealter: 12-15 Jahre
Ausführung: Hardcover, 384 Seiten

Autor:
Der Kanadier Kenneth Oppel gilt als literarisches Phänomen. Er veröffentlichte sein erstes Kinderbuch, von Roald Dahl dazu ermutigt, mit 14 Jahren. Inzwischen Veröffentlichungen von zahlreichen Romanen und Drehbücher. Er lebt mit seiner Familie in Toronto.

EIN DUNKLER WILLE

„Ein dunkler Wille“ ist das Bindeglied zwischen Kenneth Oppels erster Frankensteingeschichte „Düsteres Verlangen“ und Mary Shelleys „Frankenstein“.

Inhalt:
Das Elixier des Lebens hat sich als alchemistische Lüge entpuppt. Victor Frankensteins Bruder Konrad ist gestorben, die ganze Familie von Trauer überschattet und Victor fühlt sich schuldig und als Versager.
In seiner Wut und Verzweiflung verbrennt Victor alle Bücher der Dunklen Bibliothek, doch ein Buch widersteht dem Feuer und verspricht seinem Leser einen Zugang zu der Welt der Toten. Sollte nach den leeren Versprechungen der Alchemie tatsächlich in einem dunklen Okkultismus der Schlüssel liegen, Konrad in Welt der Lebenden zurückholen zu können?
Victor schafft es die trauernde Elizabeth und den vorsichtigen Henry zu überreden mit ihm die Welt der Toten zu betreten. Doch auf der anderen Seite wartet nicht nur Konrad. Victor und seine Freunde treffen auf alte Mächte, die scheinbar nur auf das Kommen der drei gewartet haben.
Kritik:
„Ein dunkler Wille“ lässt sich unabhängig von „Düsteres Verlangen“ lesen, da zwar die Hauptfiguren Victor, Elizabeth, Henry und auch Konrad die gleichen sind, aber das Setting – beziehungsweise der wissenschaftliche Zweig, der behandelt wird – und die Nebenfiguren völlig neu sind. Selbst die bereits bekannten Figuren, werden die Leser der Vorgängergeschichte mehrfach ins Erstaunen versetzen können. Natürlich erkennt man den Victor aus der Vorgeschichte wieder, der auch im Sequel häufig genug von Selbstzweifeln und Perfektionismus getrieben wird und durch seine Arroganz und Selbstverliebtheit wieder häufig unsympathisch beim Leser ankommt. Doch an Elizabeth und Henry gibt es neue Seiten und Charakterzüge zu entdecken, die in „Düsteres Verlangen“ nicht zum Vorschein traten. Oppels Figuren entwickeln sich merklich weiter.
Neben den Hauptfiguren sind es in dieser Geschichte vor allem die menschlichen und tierischen Nebendarsteller, die noch mehr begeistern als die Statisten aus der Vorgeschichte: die Schmetterlinge beinhalten eine tiefe Symbolik, und ihr wahres Wesen offenbart sich wie das einiger anderer Mitspieler erst sehr spät im Laufe der Geschichte, so dass sich stetig ein Spannungsbogen aufbaut bevor die Handlung in einem regelrechten Showdown gipfelt.
Aufmachung:
Nach dem genialen Coverdesign des Vorgängerbandes schafft es Max Meinzold ein zweites Mal, den Inhalt auf mysteriöse und gelungene Weise zu interpretieren und setzt meiner Meinung nach im Vergleich zum Cover von „Düsteres Verlangen“ noch einen drauf. Wiederum sieht man auf den ersten Blick einen Rohrschach-Test, der in diesem Fall wie ein Schmetterling aussieht. Unbekannte Augen – die die Flügel des Schmetterlings zieren – starren den Leser an, die linke Seite schmückt einen Schädel (Totenwelt), die rechte das Gesicht des jungen Victor Frankenstein. Die Schmetterlinge haben in der Geschichte eine wichtige Rolle inne und symbolisieren dabei wie die unterschiedlichen Konterfeis auf ihren Flügeln zwei verschiedene Wesensarten.
Fazit:
Nach Oppels dunklem und bizarren Werk „Düsteres Verlangen“ setzt er mit „Ein dunkler Wille“ in dieser Hinsicht noch einen drauf: die Geschichte ist noch düsterer und skurriler, genau, wie es dem Reich der Toten gebührt.
Wer „Düsteres Verlangen“ verschlungen hat, kommt an „Ein dunkler Wille“ nicht vorbei. Nach den zweifelhaften Lehren der Alchemie widmet sich der Leser hier Seite an Seite mit Victor Frankenstein den okkulten Dogmen des Reichs der Toten und wird ein ums andere Mal das Gruseln lernen. Die Verknüpfung klassischer Elemente, die zum einen Mary Shelleys Klassiker Tribut zollen, aber auch an den Golem von Prag erinnern, wird auch bei erwachsenen Lesern Anklang finden.
Das Ende von „Ein dunkler Wille“ lässt einen begierig nach der „Fortsetzung“ aus Mary Shelleys Feder greifen, insofern man diesen Klassiker noch nicht gelesen hat, denn Kenneth Oppel wird kein weiteres Abenteuer um den jungen Frankenstein spinnen. Wer nun wissen will, wie es weitergeht, findet die Antwort in „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“.
Reihen-Info:
Düsteres Verlangen. Die wahre Geschichte des jungen Victor Frankenstein.
Ein dunkler Wille. Das Schicksal der Brüder Frankenstein.
Mary Shelley: Frankenstein oder Der moderne Prometheus.

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