Redakteur: Anette Leister
Eine wunderbar phantasievolle Parabel – nicht nur für Kinder
Die Brockets sind eine absolut normale Familie – bis auf Barnaby. Denn der schwebt! Und so gern er es auch lassen würde, es gelingt ihm nicht. An einem schicksalhaften Tag geschieht das Unfassbare: Barnaby schwebt davon, immer weiter, hoch in den Himmel hinein. So beginnt eine magische Reise durch die Welt, in der Barnaby höchst sonderbare Abenteuer erlebt. Er lernt eine Reihe kurioser und liebenswerter Freunde kennen. Und am Ende begreift er, dass er so normal wie seine Eltern gar nicht sein möchte: Er ist froh, anders zu sein. (Quelle)
Lange blieb „Der Junge im gestreiften Pyjama“ das einzige von mir gelesene Buch John Boynes in meinem Regal, was mich aber nicht daran hinderte, mir fast alle seine bisher in deutscher Übersetzung erschienenen Werke blind zu zulegen, da mich sein Buch nachhaltig beeindruckt hat und ich seine Themenwahl beziehungsweise deren Umsetzung teilweise erfrischend anders finde.
Die Geschichte von Barnaby soll zeigen, dass es toll ist anders zu sein. Dass es etwas ist, worauf man stolz sein kann. Wo Erwachsene denken „aber das ist doch nicht normal, das ein Kind fliegt“, denken Kinder „wow, wie toll, das würde ich auch gerne können, das ist wunderbar“.
Gemeinsamkeiten haben seine Bücher auf den ersten Blick keine, auf den zweiten schon: die Kinder, die in seinen Büchern eine Rolle spielen, lesen alle gerne, und zwar bevorzugt Klassiker, wie Heidi, Werke von Charles Dickens oder Jules Verne, oft spielen dabei Waisen die Hauptrolle. Gerne zitiert er berühmte Werke in seinen Büchern, so beinhaltet „Der Junge mit dem Herz aus Holz“ ein Motiv aus Pinocchio und aus „Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket“ las er eine Stelle, die ein wenig von Alice im Wunderland inspiriert ist. So ist es mehr als passend, dass Oliver Jeffers – der bereits Bilder zu „Der Junge mit dem Herz aus Holz“ beigesteuert hat – die Vorsatzseite von Barnaby Brockets Abenteuern mit einem Stapel klassischer Werke verziert hat. Dabei kann man aber alle Bücher – Gemeinsamkeiten hin oder her – unabhängig voneiander lesen. John Boyne schreibt keine Mehrteiler, nur in sich abgeschlossene Geschichten. Dabei gab er eine kleine Geschichte zum Besten, wie er mit seinem Neffen in einer Buchhandlung war und dieser sagte, irgendwie gäbe es nur noch Serien und keine Einzelromane mehr, die er lesen könnte. John Boyne gefällt dieser Umstand nicht besonders, er sagt, in Gewisserweise ist es unfair von einem Leser zu verlangen, immer mehr Bücher eines Autoren lesen zu müssen, um überhaupt zu erfahren, wie eine Geschichte enden wird. Er erfindet deshalb lieber immer neue Szenarien und gibt seiner Leserschaft mit jedem Buch auch ein Ende mit auf den Weg (wobei seine Enden selten ein Happy End sind, genaugenommen wäre Barnaby Brocket wohl sein erstes Werk, in dem keiner sterben muss).
Auf der Facebookseite von John Boyne habe ich nach der Lesung weitere Bilder von der Lesung in Frankfurt entdeckt, u.a. eins, auf dem ich gerade meine Bücher von ihm signiert bekomme.