Redakteur: Anette Leister
Autor: Thomas Krüger
Übersetzer: -/-
Illustrator: Ina Hattenhauer
Verlag: Lausbuch
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: 4-8 Jahre
Ausführung: Hardcover, 78 Seiten
Thomas Krüger lebt in Bergisch Gladbach, wo es tatsächlich viele Wälder gibt (Bergisches Land). Dort werden Geschichten erfunden, die manchmal in Kinderbüchern münden, manchmal in Kriminal- oder Fantasy-Romanen, manchmal in Gedichten. Münden die Geschichten in Kinderbüchern, gibt es eine erste Prüfungskommission, bestehend aus Verena (8) und Niklas (11). Seine Bücher für ältere Menschen werden von älteren Menschen geprüft. Diese sind im Kopf zum Glück selten älter als 20 und verhindern bisher erfolgreich Faust-II-Versuche. Bei Krügers Lyrik gelingt bzw. gelang das nicht immer.
Illustrator:
Ina Hattenhauer heißt in Wahrheit Mary Poppins. Wenn sie einschwebt in eine Kinderbuchwelt, dann werden die Geschichten ganz wunderbar superkalifragilistischexpialigetisch. Ina hat schon eine ganze Reihe fantastischer Bücher illustriert – z.B. „Die beste Bande der Welt“ von Saskia Hula, „Bulle und Pelle“ von Kilian Leypold oder „Antonellas Reisen“ von Bettina Wenzel. Und wer noch mehr über sie erfahren möchte, der kommt HIER weiter…
DONALD RABBIT UND MICKI KUCHEN
In dem Buch über die beiden ungewöhnlichen Freunde – Donald ist ein Hasenschwein mit einem Faible für Freundschaftsfrikadellen und Fußball und Micki eine Mausekatze mit Organisationstalent und ausgeglichenem Wesen (naja… beinahe immer ausgeglichen, insofern Donald sie nicht völlig aus der Ruhe bringt mit seiner für ihn typischen Art) – befinden sich vier Geschichten, die man unabhängig voneinander (vor)lesen kann:
Bei der Ausstattung fallen neben den großformatigen und bunten Illustrationen im Inneren des Buches direkt die illustrierten Vorsatzseiten auf, bei denen man auf den vorderen Vorsatzseiten das Säbelbein-Wiesental in der Mittagssonne sieht. Donald und Micki machen ein Picknick, Elfmeterguido kickt Bälle auf der Fußballwiese und im ballfressenden Bach schwimmen etliche verschossene Fußbälle aus dem Tal heraus. Auf den hinteren Vorsatzseiten scheint der Mond über dem schlafenden Säbelbein-Wiesental. Die Freunde sind nun nicht mehr zu sehen, denn sie liegen schlafend in ihren Betten und träumen vielleicht von Freundschaftsfrikadellen oder ganz besonderen Fußballspielen…
Freundschaftsfrikadellen sind das Lieblingsessen von Donald Rabbit und der Grund für einen schrecklichen Streit zwischen ihm und seiner besten Freundin Micki, um den es in der ersten Geschichte geht. Es ist eine Geschichte vom Streiten und Versöhnen, vom Teilen und vom aufeinander Rücksicht nehmen. Für gute Freunde verzichtet man schweren Herzens auch mal auf Dinge, die man zu gerne selbst haben möchte (auch wenn der Magen nach 7 oder 15 Frikadellen immer noch knurrt).
In der Geschichte vom Kaufhaus, das alles hat, bestellt Donald Sachen, die er sich nicht leisten kann und bekommt anschließend Dinge, die er viel einfacher hätte haben können. Aber manchmal sind die Tauben auf dem Dach viel reizvoller als der Spatz in der Hand.
Bei einem ganz besonderen Fußballspiel kommt Mickis Geschick zum Vorschein, Dinge zu organisieren, Kompromisse einzugehen und neue Regeln aufzustellen, so dass jeder ihrer Freunde den gemeinsamen Spielenachmittag so gestalten kann, wie er es am liebsten mag. Denn die beiden Jungs Donald und Elfmeterguido sind zwar völlig begeistert vom Fußball, aber die zwei Maulwürfe Fanta Pi und Ditscheri Dudel würden viel lieber verstecken spielen…
In Donald Rabbit hat sich verirrt geht es schlussendlich darum, wie wichtig Freunde sind, um einem Halt zu geben oder die Angst vor unbekannten oder schwierigen Situationen zu nehmen.
Die Illustrationen von Ina Hattenhauer und die Erzähltexte von Thomas Krüger sind zum Quietschen komisch, zum Gruseln düster, und zum Liebhaben schön: meiner Meinung nach braucht man zum Lesen der schrägen Geschichten kein „Inkognito-Kind“, denn sie sind allesamt so herzerwärmend liebenswert und voller Sprachwitz, dass man auch als „alleinlesender“ Erwachsener nicht drumherum kommt das Buch freundschaftsfrikadellenstark zu finden! Aber als nette Mama oder netter Papa, die gerne den Spaß beim Lesen teilen (hoffentlich lieber als Donald die Freundschaftsfrikadellen mit Micki), schnappt man sich sein Kind, kuschelt sich gemütlich ins Bett – genauso wie Donald und Micki das machen -, und verbringt gemeinsam ein paar vergnügliche Augenblicke mit den Abenteuern aus dem Säbelbein-Wiesental von Donald Rabbit und Micki Kuchen und ihren Freunden.
Thomas Krügers Schreibe ist immer recht unkonventionell und höchstens eine Bohne pro Geschichte lehrreich, aber es kommen keine richtig schlimmen Wörter darin vor… naja… das mit den richtig schlimmen Wörtern ist vielleicht Ansichtssache, Donald Rabbit steht zumindest kurz vor einem Schock nach Micki Kuchens Wutausbruch (die ja eigentlich ein ganz ausgeglichenes Wesen besitzt):
Um zu verstehen, was Micki Kuchen von ihm wollte, musste er erst einmal schlucken. Es machte GULP, und die fünf Frikadellen waren verschwunden.
„Rülps!“
„Das gibt es doch nicht!“, schimpfte Micki Kuchen.
Donald Rabbit saß in der Frikadellenschüssel auf dem Tisch und kaute.
„Du hast mir nicht eine einzige Frikadelle übriggelassen. Du denkst nur an dich!“
„Rülps!“
„Du bist ein Vielfraß und ein Egoist!“
Donald Rabbit wusste nicht, was ein Egoist war. Vielleicht war ein Egoist jemand, der Hunger hatte. Donald Rabbit hatte noch ein bisschen Hunger. Doch es gab leider keine Frikadellen mehr.
„Gibt es noch Nachtisch?“, fragte Donald Rabbit.
„NEIN!!!“
Micki Kuchen hatte so laut „Nein“ gerufen, dass Donald Rabbit mitsamt der Frikadellenschüssel einen Salto rückwärts machte und nun mit der Schüssel auf dem Kopf auf dem Tisch saß.
„Bist du sauer?“, fragte er verwirrt.
„JA!!!“, rief Micki Kuchen. „Ich bin sauer! Ich bin hungrig! Ich bin hungrig, weil du mir keine einzige Frikadelle übrig gelassen hast! Du hast fünfzehn Frikadellen gefuttert! Du egoistisches, viel-frikadellen-fressendes, rülpsendes Monster!“
„Was?“
„Fünfzehn Frikadellen! Ich selber habe nur zwei gegessen! Nur zwei! Fünfzehn Frikadellen! Warum platzt du nicht?!“ (S.11f)
Ihr seht, das sind Erlebnisse aus dem wahren Leben gegriffen :D Da jeder solche Zankhähne kennt (oder selbst mal einer war), oder Kinder mit verschiedenen Interessen, die sich nicht auf ein Spiel einigen können, oder selbst ein Kind ist, das manchmal vor neuen Sachen oder dem Alleinsein Angst hat, findet jeder eine (oder alle) Geschichten in dem Buch so toll wie Zahncreme mit Frikadellengeschmack :) Und das tollste im Säbelzahn-Wiesental – noch toller als Freundschaftsfrikadellen oder Fußball-Burger oder Fußball spielen oder Verstecken spielen – ist es, der beste Freund von der lieben und schlauen Micki Kuchen zu sein, die immer für einen da ist, auch wenn sie gerade nicht da ist.