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[REZENSION] Dünengrab

Redakteur: Susanne Kohler

Titel: Dünengrab
Autor: Sven Koch
Verlag: Droemer Knaur
Übersetzer: -/-
Reihe: Dünenkrimi 1
Ausführung: Taschenbuch, 416 Seiten

Autor:
Sven Koch, geboren 1969, arbeitet als Redakteur bei einer Tageszeitung. Auch als Fotograf und Rockmusiker hat er sich einen Namen gemacht. Sven Koch lebt mit seiner Familie in Detmold.

DÜNENGRAB

Der Nebel kroch wie ein lebendiges Wesen von der See her in die Bucht. Innerhalb weniger Minuten schob er sich, unbemerkt von allen Schlafenden, lautlos über das schwarze Watt und den weißen Sand, glitt mühelos über den Deich und den mit Sanddorn und Hagebuttenbüschen undurchdringlich bewachsenen Küstenstreifen. Im Hafen schloss er die vor Anker liegenden Boote und Schiffe ein. Schließlich erfüllte er den gesamten Ort mit seinem eiskalten Atem und machte jeden Blick auf den sternenklaren Himmel in dieser vormals warmen Juninacht unmöglich. (S.5) 

In dem verschlafenen Örtchen Werlesiel verschwindet an einem nebeligen Junitag eine junge Frau spurlos. Vikki Rickmers wurde zuletzt blutüberströmt von Fokko Broer gesehen, der dadurch ins Visier der Polizeibeamten gerät. Dass er kein unbeschriebenes Blatt für sie ist, verstärkt den Verdacht noch. Wurde er damals wirklich zu Unrecht beschuldigt? Femke Folkmer, die Chefin der örtlichen Polizeistelle, lässt sich nicht so leicht von den Gerüchten blenden, sie ermittelt weiterhin in alle Richtungen. Verstärkung bekommt sie von Tjark Wolf, einem Kripobeamten, der in seiner eigenen Behörde in Ungnade gefallen ist und zusammen mit seinem Kollegen Fred zu diesem Fall in die ländliche Gegend entsandt wurde.

Bei ihren Nachforschungen stoßen sie bald auf eine Ansammlung von Gräbern in den Dünen, den Friedhof eines Serienmörders.

Nordsee ist Mordsee, heißt es, und das Sprichwort hat seinen guten Grund. Aber man sagt auch, dass das Meer irgendwann alles zurückgibt, was es sich genommen hat. (S.5) 

„Dünengrab“ stellt den Auftakt zu einer Reihe von Dünenkrimis aus der Feder von Sven Koch dar. Der Ort Werlesiel ist zwar eine Erfindung des Autors, aber die Atmosphäre an der friesischen Küste wird trotzdem gut eingefangen.

Femke Folkmer und Tjark Wolf bilden ein interessantes Ermittlerduo. Femke ist eine junge aufstrebende Dienststellenleiterin, ehrgeizig, aber trotzdem sympathisch, die an ihrem Ort etwas unterfordert ist und mit den eingefahrenen Strukturen dort zu kämpfen hat. Tjark ist schon lange bei der Kripo, hat mit den Jahren einiges erlebt und diese Erlebnisse auch bereits in einem True- Crime- Buch veröffentlicht, im Gegensatz zu Femke fühlt er sich eher ausgelaugt und ausgebrannt. Die Charaktere haben Ecken und Kanten und zeigen viel Entwicklungspotential. Die Nebenfiguren sind nicht so stark ausgearbeitet, aber vielleicht bekommen sie in den nachfolgenden Bänden noch mehr Kontur.

Das Buch liest sich flüssig, wenn man sich an die fremdklingenden, nordischen Namen der Personen gewöhnt hat. Die Handlung ist gut durchdacht und wirkt glaubhaft. Die raschen Szenewechsel und kurzen Kapitel sorgen für durchgehende Spannung. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird das Geschehen beleuchtet und der Leser wird immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Der Mörder bleibt lange Zeit im Dunkeln, zwar kann man auch seine Handlungen verfolgen, aber erst zum Schluss ergeben die einzelnen Puzzleteile ein Ganzes. Besonders die Abschnitte mit Vikki sorgen für Gänsehaut und Nervenkitzel. Zum Ende hin nimmt die Geschichte noch einmal richtig an Tempo zu. Die actionreichen Szenen, besonders den heftigen Showdown könnte man sich auch gut verfilmt vorstellen, die nebelige Atmosphäre an der Küste böte sicherlich auch eine gute Kulisse.

„Dünengrab“ – ein Kriminalroman, der die Leser lange im Nebel der Unwissenheit gefangen hält und ihnen erst zum Abschluss mit einem Paukenschlag die Augen öffnet.

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