Redakteur: Anette Leister
Autor: Franziska Moll
Verlag: Loewe
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Ausführung: Hardcover, 256 Seiten
Franziska Moll lebt mit ihren Zwillingsmädchen in einem kleinen idyllischen Dorf in der Nähe von Köln. Nachdem sie schon mit drogenabhängigen Jugendlichen gearbeitet hatte, entdeckte sie das Schreiben für sich, lernte an der Internationalen Filmschule alles, was sie für ein gutes Drehbuch wissen musste und entwickelte Sitcoms und Filmideen. Doch erst, als sie sich entschloss, nur noch Romane zu verfassen, hatte sie endlich ihren absoluten Traumberuf gefunden. Eigene Verluste inspirierten sie zu Was ich dich träumen lasse und bestärktem sie in der Hoffnung, dass aus jedem Schicksalsschlag auch etwas Gutes entstehen kann.
WAS ICH DICH TRÄUMEN LASSE
In „Was ich dich träumen lasse“ begleitet der Leser 30 Tage lang die Protagonistin Elena: 30 Tage, die Elenas Leben von Grund auf auf den Kopf stellen.
Kurz vor dem ersten Jahrestag mit ihrem Freund Rico geschieht ein schlimmer und dummer Unfall, nachdem Rico im Koma liegt. Statt ihren Jahrestag gemeinsam in einem schicken Restaurant zu feiern, sitzt Elena nun an Ricos Krankenhausbett und versucht ihn durch seine Lieblingssongs und -bücher zurück ins Leben zu holen.
Ricos Familie, die Ehefrau von Ricos Krankenhaus-„Nachbarn“ und sie selbst versuchen sich gegenseitig Hoffnung und Halt zu geben, aber da sind auch das Pflegepersonal, allen voran der junge Pfleger Tim, die Elena mit der Realität konfrontieren und ihr wenig Aussicht auf einen guten Ausgang machen. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist Tim ein wichtiger Halt in dieser schweren Zeit für Elena.
Überfordert von ihrer schwierigen familiären Situation, der Ausgrenzung durch Ricos Familie und der Unfähigkeit sich auf ihr bevorstehendes Abitur zu konzentrieren, findet sie mit einer Liste von 10 Dingen, die Rico erledigen wollte, bevor er den Löffel abgibt, wieder ein Ziel, für das sich zu kämpfen lohnt und mit deren Erfüllung sie Rico aus dem Koma holen will. Pfleger Tim erweist sich als Mitstreiter bei der Erfüllung von Ricos Top Ten und Elena lässt ihren Freund an der Abarbeitung der Liste teilhaben, indem sie ihm täglich im Krankenhaus von den Fortschritten erzählt.
Die Umsetzung von Ricos Top Ten sind die humorvollen Lichtblicke in Elenas Geschichte, die neben Ricos unglücklichem Schicksal von schwierigen Familienverhältnissen und Unverständnis im Miteinander mit ihren Freunden und Ricos Familie geprägt ist. Außer von Tim bekommt Elena im späteren Verlauf der Geschichte noch Rückhalt und Hilfe von einer ganz unerwarteten Seite.
„Was ich dich träumen lasse“ ist nicht neu, was die Thematik angeht, aber auffällig geprägt durch einen ungewöhnlichen Schreibstil. Die Geschichte ist unterteilt in 30 Tage, die einerseits chronologisch die Geschichte von Elena – und Rico – schildern, begonnen mit dem Tag des schweren Unfalls, andererseits aber auch immer wieder durch Rückblicke unterbrochen, die von Elenas und Ricos Beziehung erzählen. Die Einschübe erfolgen teilweise sehr abrupt und verführen beinahe dazu, sie zu überfliegen, da Konversationen zwischen den Protagonisten nicht durch wörtliche Rede gekennzeichnet, sondern listenartig heruntergeschrieben sind. Der Schreibstil passt jedoch sehr zur Geschichte, er ist jugendlich frisch und von der Sprache authentisch.
Die Idee einer Liste mit Punkten, die man vor seinem Tod erfüllen möchte, ist ein Klassiker der Sick-Lit. Die Autorin hat hier eine Mischung aus klassischen und sehr jugendlichen Motiven zusammengestellt, die vor allen Dingen in der Umsetzung überraschen und dem Buch seine persönliche und individuelle Note innerhalb dieses Genres verleihen. Die zuvor distanziert wirkende Elena wächst dem Leser in diesem Abschnitt – gemeinsam mit Pfleger Tim – dann auch mehr ans Herz. Rico ist ein ebenso sehr „lebendiger“ Charakter, obwohl der Leser in nur durch Ereignisse in der Vergangenheit kennenlernt. Leider wird trotzdem etwas Potential verschenkt, da die restlichen Protagonisten zu blass bleiben, einige Beweggründe für bestimmte Handlungsweisen nicht nachvollziehbar dargelegt werden und das Ende der Geschichte zu abrupt daherkommt.
Für Leser, die bei solch einer trauriger Thematik eine gewisse Distanz wahren möchten, ist die Umsetzung in dieser Weise wahrscheinlich rundum gelungen. Ich persönlich fühle bei solchen Themen gerne mehr mit den Protagonisten mit und kann dies nur, wenn auch die betroffenen Nebencharaktere für mich nicht so unnahbar und teilweise schwer zu fassen wie in dieser Geschichte bleiben (Ricos Eltern und seine Schwester). Die letzten Seiten stimmen mich jedoch versöhnlich. Hier hat die Autorin mich wieder direkt erreichen können, auch wenn ich in anderen Momenten für mein persönliches Empfinden nicht immer intensiv genug mitfühlen konnte.
Redakteur: Natalie Burger
Inhalt:
Bald ist der erste Jahrestag von Elena und Rico als ein schlimmer Unfall geschieht und Elena um Ricos Leben bangt. Sie tut alles, um ihn aus dem Koma raus zu holen, damit er sieht, warum es sich lohnt am Leben zu bleiben…
Meine Meinung:
Die Geschichte erinnert mich so ein wenig an „P.S. Ich liebe Dich“. Das Buch habe ich geliebt. Hier sind die Protagonisten allerdings jünger.
Erstmal musste ich mich an den etwas holprigen Schreibstil gewöhnen. Die Kapitel sind in Tage unterteilt. Dann gibt es noch Erinnerungen von Elena, Sachen bzw. Gespräche die in der Vergangenheit geschehen sind und die Gegenwart. Sie sind teilweise unterschiedlich gekennzeichnet, trotzdem störte der Wechsel ein wenig den Lesefluss. Sprachlich ist es aber einfach gehalten und es ist auch keine typische Teeniegeschichte.
Die Szenerie besteht aus Krankenhaus im hauptsächlichen und ganz vielen anderen Orten an denen kurz verweilt wird. Sein könnte das überall es ist nicht an eine Stadt gebunden.
Die Anzahl der Figuren ist überschaubar.
Protagonistin Elena ist die Hauptfigur aus deren Sicht die Geschichte geschrieben ist. Sie ist total rational, wirkt etwas unterkühlt. Agiert mehr mit dem Kopf und ein wenig mit dem Herzen. Man merkt von Beginn an das sie in ihrem vorherigen Wohnort was erlebt haben muss was sie sehr geprägt hat.
Rico erlebt man in der Gegenwart nur kurz, aber man lernt sie gut durch Elenas Erinnerungen kennen. Er ist das Gegenteil von ihr. Sehr emotional, total verliebt, quirlig. Irgendwie frei.
Dann gibt es noch Nebenfiguren.
Besonders hängen geblieben ist das der Pfleger Tim, der anfangs sehr ruppig war und den ich zunächst gar nicht mochte, aber diese Figur macht eine ungeheure Entwicklung durch so das sich das änderte.
Dann noch Eltern von Rico und auch die Mutter von Elena. Gegensätzlicher können Familien wohl nicht sein.
Der Plot ist sehr gefühlvoll. Die Autorin schafft mit dem ruppigen, teils nüchternen Schreibstil auch zu zeigen wie schockiert Elena ist. Sie schafft es eine Spannung zu erzeugen und meine Neugier zu wecken. Dazu hat sie ein Ende geschaffen, das ich so schon ahnte und auch als richtig empfand.
Das Ende kam mir allerdings etwas zu plötzlich und so holter die Polter. Ich hätte mir da noch mehr Zeit gewünscht, um die Geschichte ausklingen zu lassen, auch passierten Sachen die Fragen aufwarfen und bei denen ich mich fragte, warum es nun so ist.
Schade, denn die Geschichte war schön und hätte auf jeden Fall mehr Potenzial gehabt.