Redakteur: Anette Leister
Autor: Katherine Hannigan
Verlag: Hanser
Übersetzer: Susanne Hornfeck
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: 11-13 Jahre
Ausführung: Hardcover, 280 Seiten
Katherine Hannigan, 1962 in New York geboren, studierte Pädagogik, Mathematik und Kunst. Sie unterrichtete als Professorin für Kunst und Design an der Universität von Iowa, wo sie heute lebt. Ihr Debüt „Ida B“ war ein New-York-Times-Bestseller und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. „Die Wahrheit, wie Delly sie sieht“ ist ihr erstes Buch bei Hanser.
DIE WAHRHEIT, WIE DELLY SIE SIEHT
Ich bin auf den Titel aufmerksam geworden, weil ich vor einigen Jahren das Debüt der Autorin „Ida B“ gelesen habe und es mir zwar nicht in detaillierter jedoch sehr schöner Erinnerung geblieben ist.
Dellys Geschichte scheint schon von Beginn an sehr witzig und skurril zu werden: die verrückten Wörter auf der Vorsatzseite und der frühe Verweis auf das Dellexikon im Anhang des Buches machen definitiv viel Spaß und neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte mit dem kleinen frechen Mädchen, das für ärGER steht.
Dellys Eltern haben es oft nicht einfach mit Delly, dabei will Delly gar keinen Ärger machen, aber wenn sie an das nächste Überraschenk denkt oder ein ADellteuer nach ihr ruft, verschwendet sie keine Gedanken an Konsequenzen oder Missverständnisse. Ihre Mutter Clarice ist mit der Situation überfordert und sieht als letzte Konsequenz oft nur Delly Hausarrest aufzubrummen. Delly will sich ändern, sie hat keine Freunde, ihre wichtigsten Personen sind ihr kleiner Bruder und ihre Ma. Also zählt sie sich dammdusselig und rettet sich damit vor ihrer Wut und lenkt sich mit Fragen von ihren verrückten Einfällen ab.
„Eine Woche ohne Ärger“, begann Clarice.
„Hmmm“, murmelte Delly.
„Weißt du was“, sagte Clarice, „dein Dad und ich finden, dass du dir einen Delly-Tag verdient hast, wenn du es einen Monat schaffst, keinen Ärger zu bekommen.“
Das machte sie sofort ein wenig wacher.
„Was darf ich dann machen?“
„Alles, was du möchtest, einen ganzen Tag lang.“ (S.76)
Im Weiteren Verlauf wachsen die Protagonisten dem Leser so richtig ans Herz. In den ersten Kapiteln erschienen mir gerade Dellys Eltern, aber auch die anderen Erwachsenen, noch sehr flach und teilweise auch unverständlich charakterisiert, aber je mehr man von Dellys Verrücktheiten mitbekommt, wächst das Verständnis, dass die Erwachsenen einfach überfragt und überfordert sind, wie sie Delly ihre kindliche Freude bewahren können, ohne, dass sie ständig über ihre Grenzen schießt und unbewusst für Ärger und Missgeschicke sorgt. Auch den anderen Nebenfiguren wie dem Jungen Brud, Dellys Bruder RB oder Dellys Lehrern gibt Katherine Hannigan genug Zeit und Raum, um sich zu entfalten, so dass der Leser ihr Verhalten und ihre Beweggründe dazu besser und besser verstehen kann.
Dellys Erfindungsreichtum, Unerschrockenheit und Hartnäckigkeit finden endlich ein Ventil Gutes zu bewirken, als das Mädchen Ferris in ihre Klasse kommt. Ferris spricht nicht und lässt niemanden an sich heran. Aber Delly wäre nicht Delly, wenn es ihr nicht gelingen würde Ferris Vertrauen zu erlangen.
Doch im Laufe der Geschichte ist es nicht nur Ferris, die Vertrauen zu fassen lernt. Delly lernt noch weit mehr: dass man Freunde mit anderen teilen kann, ohne, dass die Freundschaft dadurch weniger wird, dass es gut tut, wenn man Anerkennung bekommt, und dass zu lieben genau so wichtig ist wie geliebt zu werden, und auch wenn es manchmal schwerfällt, tut es doch beiden Seiten richtig gut, das auch mal auszusprechen.
Leider ist Dellys und Ferris Geschichte kein ADellteuer ohne Schattenseiten. Als Delly Ferris Vertrauen gewinnt, macht sie eine Entdeckung, von der sie am liebsten nie erfahren hätte. Aber Delly zeigt einmal mehr wie stark sie und gibt das Wissen darüber in die richtigen Hände weiter, so dass die Freundschaft von den Kambumpels Delly, Ferris, Dellys kleinem Bruder RB und Ferris Basketballbuddy Brud noch sicher viele adelltastische Sommer erleben wird!