Redakteur: Anette Leister
Autor: Friedrich Ani
Verlag: cbt
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 16 Jahren
Ausführung: Hardcover, 336 Seiten
Am Rand der Nacht, in der Stille der Nacht allein
Eine Insel. Ein Haus. Ein Keller. Fünf Jugendliche, die mit Gewalt darin festgehalten werden. Kein Tageslicht. Und täglich wird einer von ihnen nach oben geholt. Doch niemand spricht über das, was dort geschieht. Denn wer spricht, stirbt, bekommen sie gesagt. Die Lage scheint aussichtlos, und Angst, Wut, Schmerz, Verzweiflung und Sehnsucht lassen die Jugendlichen beinahe verrückt werden. Doch nichts kann sie retten vor den schrecklichen Dingen, die geschehen. Bis ein neuer Junge zu ihnen gebracht wird, der nicht bereit ist, die Gewalt zu akzeptieren.
Autor:
Von bereits bestehenden Interviews mit Friedrich Ani zu seinem Buch und dem Trailer habe ich bewusst Abstand gekommen bevor ich das Buch zu Ende gelesen hatte, da ich mir zu diesem Thema keine Meinung vorab bilden wollte.
Ihr Buch „Die unterirdische Sonne“ hat uns in der Leserunde solchermaßen polarisiert, dass wir zwar ständig Gedanken und Fragen zum Buch äußerten, ohne diese jedoch speziell in einem Interview zusammen zu schreiben.
In den letzten Tagen habe ich mein bestes getan aus den diskutierten Abschnitten unsere Fragen an sie herauszuarbeiten und hoffe, ich habe dabei nichts Wichtiges vergessen und Sie kommen herausgerissen aus dem Kontext verständlich für Sie rüber:
1. Wie kam es dazu den Titel „Die unterirdische Sonne“ im Jugendbuchsektor zu Platzieren?
2. Was bewog sie dazu den Inhalt des Buches in drei Akte aufzuteilen?
3. Wer hat den Klappentext geschrieben. Generell finde ich die Platzierung im Jugendbuchgenre nicht schlecht, aber der Klappentext erweckt einige Erwartungen an das Buch, die meiner Meinung nach nicht gehalten werden können. Die Jugendlichen wirken laut dem Text älter, die Rolle von Noah größer. War das beabsichtigt?
4. Haben Sie Handlung und Ende des Buches absichtlich so konstruiert, dass der Leser mit vielen Fragen aus dem Buch entlassen wird und der Stoff noch Wochen nachwirkt?
5. Sind sie wirklich der Überzeugung, dass Jugendliche ab 16 Jahren mit dem Stoff klarkommen oder würden sie persönlich einem höheren Lesealter empfehlen.
6. Wie kam es zur Wahl der Thematik und dieser speziellen Umsetzung?
7. An Sophias Rolle gelehnt, denken sie, dass es einer Person mit einem starken Glauben leichter fällt ohne bleibende Schäden aus so einer Situation zu entkommen und ihr altes Leben wieder auf zu nehmen?
8. Wieso entschieden sie sich für eher jugenduntypischen Jargon in häufiger Wiederholung wie „Egal, Schwester Regal“.
9. Wie wichtig sind Ihnen die Märchen, die die Kinder erzählen und was war Ihre Intuition sie dies tun zu lassen?
10. Haben Sie zu einem der Kinder eine besondere Bindung aufgebaut und fühlen Sie gleichwertig mit ihnen?
11. Möchten Sie den Lesern dieses Buches noch etwas mit auf den Weg geben?
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben unsere Fragen zu „Die unterirdische Sonne“ zu beantworten.
Gruß von Katze und Team
Antworten Friedrich Ani:
1 – Das Buch war von Anfang an als Jugendbuch geplant, unabhängig davon, wie hart oder ungewöhnlich der Inhalt am Ende sein würde.
2 – Die Geschichte verläuft beinah wie ein Theaterstück, deswegen entschied ich mich früh, eine Aufteilung in Akte vorzunehmen und nicht in Kapitel, wie üblich.
3 – Den Klappentext schreibt der Verlag, ich lese nie Klappentexte, nicht einmal die in meinen eigenen Büchern. Tut mir Leid, wenn jetzt ein falscher Eindruck entstanden ist.
4 – Mir war klar, dass ich kein geschlossenes Ende schreiben würde. Die Jugendlichen gelangen in die Freiheit, immerhin, aber was bedeutet diese Freiheit für sie? Wie geht es weiter? Warum rufen sie ihre Eltern nicht an? Mit diesen Fragen dürfen die Leser ruhig durch den Tag gehen …
5 – Ich selbst würde ein NIEDRIGERES Alter empfehlen, also das Buch ab etwa 14 Jahren freigeben.
6 – Ich wollte diese Geschichte so.
7 – Nein. Abgesehen davon, nimmt niemand aus der Gruppe sein altes Leben wieder auf, das würde nicht klappen. Sie sind alle verwundet, und die Narben werden bleiben.
8 – Jugendtypischer Jargon oder nicht – meine Figuren reden und denken, wie sie möchten, und wie ich es ihnen zuschreibe. Die Formulierung „Egal, Schwester Regal“ ist extrem merkwürdig, ich wollte sie aber nicht streichen, entgegen dem Rat meiner Lektorin.
9 – Märchen sind Ur-Geschichten. Was bleibt uns in der tiefsten Not? Wir erzählen oder erfinden Geschichten vom Menschen als einsamstem Geschöpft auf Erden.
10 – Ich fühle mit allen, mit jedem und jeder einzelnen, von Beginn an.
11 – Umarmt diese Kinder und haltet sie ganz fest! Vertraut euren Gefühlen, geht in dieses Buch wie in einen Film oder einen Song – mit offenem brennendem Herzen.
Ok.
Herzlich: Friedrich Ani
Ein schockierendes, wenn auch nicht unbedingt spannendes Buch, da es wenig an Handlung aufweist. Nichts desto trotz ist es ein wichtiges Buch und deshalb durchaus lesenswert.