Redakteur: Anette Leister
Am Buchmessesamstag war ich einen großen Teil des Tages alleine unterwegs. Der Schock angesichts der Menschenmassen, die sich bereits am frühen Samstagmorgen in den Hallen eingefunden hatten, lies mich nur zu gut verstehen, warum sowohl Julia als auch Ina sich für einen Tag Pause entschieden hatten, andererseits wären mir so zwei Termine entgangen, die im Nachhinein zwei absolute Highlights dieser Messe für mich geworden sind…
Zum einen Stand die Signierstunde mit Sabine Wilharm und Susan Kreller auf meinem Plan. Die beiden waren in diesem Jahr für das Buch „Der beste Tag aller Zeiten – Weitgereiste Gedichte“ für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert gewesen. Ich bin ein großer Fan von Sabine Wilharms Illustrationen – nicht zuletzt dank der deutschen Cover zu Harry Potter – hat sie uns doch beispielsweise wunderbar illustrierte Neuausgaben einiger Klassiker beschert (z.B. „James‘ Tierleben“ von James Krüss) oder Illustrationen zu aktuelleren Büchern wie „Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte“. Kurz gesagt, in meinen Regalen finden sich sehr, sehr viele Bücher mit ihren Illustrationen oder Covern von ihr.
Die Signierstunde entpuppte sich als Gelegenheit für ein sehr nettes und ausführliches Gespräch mit ihr und Susan Kreller, denn tatsächlich war ich die einzige Messebesucherin, die sich zu diesem Termin einfand. Pech für die anderen, Glück für mich… Die beiden erzählten mir, dass sie schon fast damit gerechnet hätten, dass gar keiner zur Signierstunde kommen würde, da ein Gedichtband – zudem in der gehobenen Preisklasse – einfach nicht der Kassenschlager in der Rubrik Kinder- und Jugendbücher ist, da hilft auch eine Nominierung bei einer Preisverleihung nichts.
Mit Sabine Wilharm habe ich dann noch über den Fluch und Segen gesprochen, wie es ist, wenn man „nur“ das Cover hinter einem Roman ist. Sie meinte, die Bekanntheit, die sie mit den Harry Potter Covern erlangt hätte, wäre schön gewesen, aber genauso schön wäre es, wenn wieder Ruhe einkehrt.
Auch über ein gemeinsames Projekt mit Andreas Steinhöfel habe ich mit ihr gesprochen: „GlücksStadt“, welches im letzten Jahr beim Carlsen Imprint Aladin erschienen ist. Ich sprach die Schwierigkeit an, die ich beim Bewerten des Buches hatte, da ich es sehr schwierig für eine Zielgruppe im Bereich Kinderbücher fand und ich zugegebenermaßen selbst nicht immer die begleitenden Texte verstanden hätte. Dabei erfuhr ich, dass „GlücksStadt“ ursprünglich kein Buchprojekt gewesen war, sondern ein Kalender und um den Kalender für die „Ewigkeit“ zu bewahren, ist daraus ein Buch entstanden. D.h. zuerst waren zwölf Bilder da und die Texte sind unabhängig davon im Nachhinein entstanden. So ist es also kein Wunder, wenn es stellenweise schwierig ist das Buch zu verstehen.
Nach der Signierstunde blieb ich direkt am Stand stehen, da ich zum einen nur eine halbe Stunde zu überbrücken hatte bis zur Interviewkonferenz mit Andreas Steinhöfel und zum anderen noch keinen Plan hatte, wo diese am Stand stattfinden sollte. Mann, Mann, Mann… ich hatte mir im Vorfeld ja schon ein bisschen ins Hemd gemacht, ob ich Andreas Steinhöfel überhaupt für ein Interview anfragen sollte und dann kam zum Glück die positive Rückmeldung vom Verlag, dass eine Möglichkeit besteht, allerdings im Rahmen einer Interviewkonferenz, da Andreas Steinhöfel so oft angefragt worden wäre, dass der Verlag die Anfragen nur durch Zusammenfassen der Termine bewältigen könnte. Jetzt muss ich mal eine Nachlässigkeit von mir gestehen: da ich damit gerechnet habe, dass bei der Interviewkonferenz viel los sein würde und ich für den Freitag bereits Fragen für drei exklusive Interviews sammeln musste, kam ich mit genau soll viel Vorbereitung in diesen Termin: nullkommanullnix Fragen. Und soll ich jetzt mal was sagen: wollt ihr wissen, wie viele Leute noch zu der Interviewkonferenz mit Andreas Steinhöfel kamen? Fangirlies wie ich jetzt bitte gut festhalten: KEINER! Ich hatte Andreas Steinhöfel eine Dreiviertelstunde ganz für mich alleine in einem sehr netten Gespräch (Ätschbätsch und Nananananaaa denkt euch an dieser Stelle dazu).
„Anders“ hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelesen, da es offiziell ja auch erst nach der Buchmesse Erscheinungstermin hatte. Allerdings „GlücksStadt“ und natürlich „Rico und Oskar„, zudem war ich vor einigen Wochen mit meiner Tochter in der Verfilmung und hatte positives Feedback auf Andreas‘ Blog hinterlassen, dass ich meine Tochter gegen ihren Willen mit in den Film geschleift habe, aber er ihr dann tatsächlich gut gefallen hat ;) Teil zwei ist mittlerweile abgedreht, enthält aber zum Leidwesen von Andreas etwas zu extremen Slapstick-Humor. Teil drei wird aktuell gedreht, in dem Fall gibt es aber noch ein paar Unstimmigkeiten was Buchvorlage und Umsetzung angehen.
Ausgehend von dem vorherigen Gespräch mit Sabine Wilharm kamen wir dann auch nochmals auf den Deutschen Jugendliteraturpreis zu sprechen und die Zusammenarbeit der beiden bei „GlücksStadt“. Andreas erzählte mir, das „GlücksStadt“ reine Kopfarbeit gewesen wäre. Die Kalenderbilder wären im ganzen Haus verteilt gewesen und er hätte gefühlte Ewigkeiten dazu gebraucht bis ihm Texte eingefallen wären, die daraus irgendwie ein homogenes Ganzes gemacht hätten.
Für „Rico und Oskar“ Fans hat er gute Neuigkeiten. Irgendwann wäre er Zuhause gewesen und dachte so bei sich, er wüsste ja schon gerne, was die beiden Jungs mittlerweile so machen und sagte sich dann selbst „Andreas, du weißt aber schon, dass du dir die beiden nur ausgedacht hast“. Aber das ist ja gerade das tolle bei seinen Figuren! Sie sind so realistisch, dass man wirklich nur ungern den Buchdeckel am Ende über der Geschichte zuklappt, weil man sich nicht vorstellen kann, das die Geschichte fertig ist. Man glaubt wirklich mit den Figuren geht es weiter, weil sie so echt wirken. Ach so… die guten Neuigkeiten :) Es wird ein besonderes „Bonbon“ geben, keine Fortsetzung der Trilogie, da hat Andreas alles erzählt, deshalb gab es auch am Ende vom dritten Teil ein dickes, fettes Happy End, bei dem alle das bekommen haben, was sie sich wünschten, aber ein paar Überlegungen hatte Andreas dann doch noch in Petto, damit die Fans noch ein letztes Mal etwas über die beiden zu lesen bekommen ;) Die Fangemeinde der zwei ist tatsächlich so groß und enthusiastisch, dass Andreas häufig richtig fette Briefe von jungen Lesern bekommt, in denen sie die Geschichte der beiden weiterschreiben.
Neben aktuellen und vergangenen Buchprojekten habe ich mich mit Andreas auch über das Übersetzen und Einlesen von Hörbücher unterhalten. Neben vielen seiner eigenen Titel ist aktuell „Zerbrochener Mond“ von Sally Gardner auf dem Markt. Das ist eine Arbeit, die ihm immer noch Spaß macht, auch wenn er es – rein vom Finanziellen – nicht nötig hätte. Ich bin auf jeden Fall froh, dass er diese Arbeit neben dem Schreiben auch noch macht, denn er ist ein ganz toller Hörbuchsprecher und „Zerbrochener Mond“ wartet noch darauf von mir gehört zu werden und die Entscheidung es zu hören statt zu lesen ist mir ganz leicht gefallen als ich erfahren habe wer es eingelesen hat. Tatsächlich besitze ich „Rico und Oskar“ sowohl komplett in Print- als auch in Hörbuchform und werde „Anders“, nachdem ich es gelesen habe, auch noch hören.
Wir haben auch noch über ein paar andere Sachen gesprochen, aber wie das manchmal unter vier Augen und einer Tasse Cappuccino so ist – nicht alles, über das man sich unterhält, gehört auch weitererzählt ;) Vielleicht hört man ja von der einen oder anderen Sache in Zukunft, da diese Dinge aber (noch) nicht so offiziell sind wie die kommende „Rico und Oskar“ Geschichte schweigt hier meine Laptop-Tastatur.
Andreas Steinhöfel ist aktuell mit „Anders“ auf Lesereise. Wer wie ich aus dem Rhein-Main-Gebiet kommt, kann sich auf das nächste Jahr freuen, denn dann kommen sowohl er als auch sein Bruder Dirk in die Buchhandlung Villa Herrmann nach Mainz-Gustavsburg:
Donnerstag, 23. Apr. 2015 – Dienstag, 30. Jun. 2015
Bilderbuch-Premiere
Dirk Steinhöfel & Andreas Pflitsch
Ausstellungseröffnung für Erwachsene und Kinder in Anwesenheit der Künstler
Lesung und Werkstattgespräch
2015-04-24, 19 Uhr
Andreas Steinhöfel liest aus Anders
Dein Messesamstag war der Knaller.
Du weißt hoffentlich das ich im positiven Sinne gar fürchterlich neidisch auf dein "Meet & Greet" war/bin (in 100 Jahren noch) *immer*
*kicher*
Aber ich gönne es dir von ganzem Herzen.
Toller Artikel!!!
Erstmal: Danke für die Info zu "GlücksStadt" – da ging es mir nämlich ähnlich mit dem Verständnis. ;)
Und dann: Lustig, wie sich die Dinge wiederholen! Fast genau ein Jahr später, am diesjährigen Buchmesse-Samstag, saß ich mit Andreas auf dem grünen Sofa zum Gespräch, mein absolutes Messehighlight in den drei Tagen, in denen ich dort war. Dein Foto hat mir ein totales Déjà-vu beschert. :)
Freut mich, endlich mal eine Steinhöfel-Kennerin zu finden! Ich lese mich seit Monaten durch seine Bücher und lausche mich durch die Hörbücher und entdecke immer Neues, was mir super gefällt.
In meinem noch ganz jungem Blog habe ich noch nicht so sehr viel drin, aber in der Kategorie "Steinhöfel" ist schon einiges da. Vielleicht hast du ja mal Lust, dort reinzulesen; würde mich freuen! :)
Hier geht's lang: http://lesetraeumchen.blogspot.de/search/label/Steinh%C3%B6fel
Herzliche Grüße!
Jenni