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[REZENSION] Fuck You Leben!

Redakteur: Anette Leister

Titel: Fuck You Leben! (OT: Trouble)
Autor: Non Pratt
Verlag: dtv
Übersetzer: Anja Galic
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: 14-17 Jahre
Ausführung: Taschenbuch, 420 Seiten

Autor:
N. Pratt hat nach ihrem Studium zunächst als Sachbuch-Lektorin gearbeitet, bevor sie zum Kinder- und Jugendbuch wechselte. Von 2009 an hat sie das Programm von Catnip Publishing geleitet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem kleinen Kind in London.

FUCK YOU LEBEN!

Das Leben der fünfzehnjährigen Hannah und ihrer beste Freundin Kate besteht zum Leidwesen ihrer Eltern aktuell in erster Linie aus Partys, Alkohol und Jungs. Irgendwann bleibt Hannahs Periode aus: sie ist schwanger. Es hat zwar den Anschein, als ginge Hannah mit jedem x-beliebigen Jungen ins Bett, aber nach einer Weile wird dem Leser klar, dass dies nur Fassade ist. Hannah weiß genau von wem sie das Kind erwartet, aber sie kann dies niemandem verraten. Nicht mal ihrer Großmutter, lange Zeit die einzige Person, der sie von ihrer Schwangerschaft erzählt, verrät sie, wer der Vater ihres Kindes ist. Als Hannah in Schwierigkeiten steckt, offenbart sich schnell Kates wahrer Charakter. Hinter ihrer Fassade steckt tatsächlich nicht mehr als ein Teenager, der Partys liebt und dem es wichtiger ist bei angesagten Mitschülern zu punkten als ihrer Freundin in ihrer schweren Zeit beizustehen. Im Gegensatz dazu wird bei Hannah nun immer deutlicher, dass in ihr eine starke Persönlichkeit steckt, die auch für andere Verantwortung übernimmt und die sich hauptsächlich von Kate zu dummen Verhalten hat anstiften lassen.
Die beiden verlieren den Kontakt zueinander. Kate sind die Partys wichtiger als Hannah und Hannah findet endlich Freunde, die trotz ihrer Fehler zu ihr stehen, darunter auch ihr neuer Mitschüler Aaron, Als durch Kate Gerüchte über Hannah in Umlauf geraten, dass unklar ist, wer der Vater des Kindes ist und Kate sogar eine Facebookseite ins Leben ruft mit dem Titel „Wer ist der Vater?“, erklärt sich Aaron bereit, sich offiziell als Vater auszugeben. Aaron hat aus unbekannten Gründen die Schule gewechselt. An seinem früheren Wohnort ist etwas Schreckliches passiert, für das er sich die Schuld gibt und weswegen er meint dies irgendwie sühnen zu müssen, in dem er anderen etwas Gutes tut. Zum einen besucht er regelmäßig ein Seniorenheim, zum anderen ist es nun die Anerkennung der Vaterschaft, um Hannah zu schützen…

Die problematische Situation eines schwangeren Teenagers wird hier glaubwürdig vermittelt. Das Buch ist sehr gut und flüssig geschrieben, die Charaktere wirken echt und greifbar. In meinen Augen steht allerdings der Alkoholkonsum der Jugendlichen zu Anfang des Buches sehr stark im Vordergrund, so dass ich das Buch wohl keinem Teenager unter 16 Jahren in die Hand drücken würde. Hannah wirkt zudem anfangs sehr unsympathisch, da sie faul und besessen von Jungs herüberkommt. Sprache und Verhalten wirken durchaus authentisch, aber es ist einfach „too much“. Nach einer Weile merkt man jedoch, dass sie sehr wohl Verantwortung übernehmen kann – sei dies für ihrer 5jährige Halbschwester, ihre Gran oder das ungeborene Kind – und sie lange nicht so viel körperlichen Kontakt mit Jungs hat, wie es zu Anfang des Buches scheint. Als klar wird, dass Hannah der Vater ihres Kindes wirklich sehr viel bedeutet und man die Hintergründe erfährt, warum es beinahe unmöglich ist gegenüber Familie und Freunden die Identität Vater zu verraten – zu dem dieser in keinster Weise hinter Hannah steht – wächst die Sympathie des Lesers zu Hannah und es fällt viel leichter ihrer Geschichte zu folgen. Hannah und Aaron entpuppen sich als starke Charaktere, die an ihrer schwierigen Situation wachsen, wohingegen andere Personen, von denen man mehr Rückgrat oder Zusammenhalt erwartet hätte, in dieser Hinsicht enttäuschen. Der wahre Charakter Hannahs, der sich hinter ihrem „Partygesicht“ verbirgt, war für mich eine echte und positive Überraschung, die Identität des Vaters hingegen weniger. Das schadet zwar der Spannung in der ersten Hälfte des Buches, aber nicht dem Gesamteindruck der Geschichte, da sich diese in der zweiten Hälfte viel stärker und interessanter entwickelt.

„Fuck You Leben!“ ist ein leicht zu lesender Roman, der die Probleme einer schwangeren Jugendlichen im familiären und schulischen Umfeld glaubwürdig und realistisch schildert, dabei aber zu Beginn stellenweise etwas dick aufträgt. Die Geschichte ist sehr viel tiefgründiger, als es der unnötig reißerische Titel vermittelt. Der weitere Verlauf der Handlung und die charakterliche Entwicklung der Figuren entschädigt für den schwerfälligen und unsympathischen Anfang und am Ende punktet der Roman mit einem hoffnungsvollen, wenn auch offenen, Blick auf den weiteren Lebensweg von Hannah und Aaron.

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3 thoughts on “[REZENSION] Fuck You Leben!

  1. Hi Anette,
    das ist die erste Blog-Rezi, die ich zu diesem Buch sehe. Bei mir steht es auch auf der Wunschliste. Finde es gut, dass du auf das Alter eingehst, vor allem wenn zB viel Alkohol im Spiel ist. Aber gerade der Titel gefällt mir sehr gut :-)
    Grüß dich lieb,
    Damaris

    1. Hi,

      ja, der Anfang hat mich sehr geärgert, da kommen die Jugendlichen so rüber, als gebe es außer Party feiern sonst nichts, mit was man seine Freizeit bestreiten könnte & die Schule leidet dann logischerweise mit drunter – wobei es in der Realität ja leider auch oft genug so aussieht: wenn ich denke, wie häufig ich am Bahnhof Jugendliche abhängen sehe, natürlich auch immer mit alkoholischen Getränken ausgestattet… :/

      Liebe Grüße Anette

  2. Den Titel habe ich weniger als reißerisch empfunden, als dass er mich vielmehr neugierig gemacht hat. Für junge Leute sehr zu empfehlen.

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