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[REZENSION] Die letzte Reise: Janusz Korczak und seine Kinder

Redakteur: Anette Leister

Titel: Die letzte Reise: Janusz Korczak und seine Kinder
Autor: Irène Cohen-Janca
Illustrator: Maurizio A. C. Quarello
Übersetzer: Edmund Jacoby
Verlag: Jacoby und Stuart
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 10 Jahre
Ausführung: Hardcover, 72 Seiten

Autor:
Irène Cohen-Janca, geb. 1954 in Tunis, wo sie auch ihre Kindheit verbrachte, studierte Literaturwissenschaften in Frankreich. Sie arbeitet in Ensonne als Bibliothekarin und schreibt in ihrer Freizeit erfolgreiche Romane.

Illustrator:
Maurizio A. C. Quarello, geb. 1974 in Turin, studierte Graphikdesign, Illustration und Architektur. Er hat bereits mehr als 30 Kinderbücher illustriert, die vielfach ausgezeichnet wurden, u.a. mit dem Prix des Incorruptibles und dem White Raven. Seine Bilder wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit gezeigt.

DIE LETZTE REISE

„Die letzte Reise“ ist die Geschichte des Arztes und Kinderbuchautors Janusz Korczak, aus dessen Feder unter anderem die Geschichten des kleinen König Macius stammen. 
Das Buch konzentriert sich auf die letzten Jahre von Janusz Korczak und seinen Kindern. Im Mittelpunkt steht seine Arbeit im Waisenhaus im Warschauer Ghetto bis hin zum Abtransport der Kinder in ein Vernichtungslager, den er begleitet, obwohl dies auch für ihn den Tod bedeutet.
Die Geschichte wird aus der Wir-Perspektive der Waisen erzählt. Die jungen Leser erfahren hier von deren Leben im Waisenhaus, dem Leben im Warschauer Ghetto, das immer beengter wird, da das Ghetto über die Jahre hin immer weiter verkleinert wird, da es hauptsächlich als Sammellager für die Deportationen in das Vernichtungslager Treblinka diente.
Das Buch ist sehr hochwertig ausgeführt, die einzelnen Seiten dick und schwer. Ganz am Ende befindet sich eine ausklappbare Doppelseite, die den Zug der Kinder, ihre „letzte Reise“, aus dem Ghetto zeigt.
Die Zeichnungen wirken durch die Ausführung wie Bleistift auf dunklem Packpapier selbst wie Zeitzeugen, über die Jahre hinweg gealtert, jedoch nicht verblasst.
Die Zeichnungen zeigen ein großes Gefühlsspektrum von Glück über Trauer bis hin zum Tod. Zwar sieht man hier keine Abbildungen toter Menschen oder Bilder aus einem KZ, aber Quarello zeigt die Vergänglichkeit im „Kleinen“, in dem er beispielsweise fallende Blätter abbildet oder tote Fliegen auf einem Fensterbrett. Den Traum von Freiheit symbolisiert er durch die Märchenfigur des gestiefelten Katers, der über einen Stacheldrahtzaun springt oder einen Vogelkäfig mit offener Tür, dessen Bewohner entflogen ist. All das bleibt für die Kinder des Waisenhauses ein Traum. Auch wenn die Welt jenseits des Ghettos nur eine Straßenbreite entfernt ist… für die Menschen innerhalb der Ghettomauern könnte es genausogut auf der anderen Seite der Welt sein. Dies wird auch unter zu Hilfenahme der Typographie verdeutlicht, bei dem auf einer Doppelseite ein Satz, der von ihrem Zuhause im Ghetto und „der anderen Seite“ berichtet, genau an dieser Stelle getrennt wird: auf der einen Seite das restliche Warschau, ganz allein auf der anderen „wie ein fremdes Land“ das Ghetto.
„Die letzte Reise“ nimmt ein Schicksal von vielen aus der Zeit des Holocaust heraus, über das man sehr gut mit Kindern über diese Zeit ins Gespräch kommen kann, da die Kinder, um die es in der Geschichte geht, teils im gleichen Alter sind wie die angesprochene Zielgruppe: Schicksale, die für Kinder und Jugendliche tatsächlich greifbar sind.

Pan Doktor hat uns erklärt, dass man Liebe nicht erzwingen kann, aber Respekt hat jeder verdient.

Text und Illustrationen gehen nahe, ohne die schwierige Thematik zu zerreden. Vielmehr regt beides dazu an, selbst weiter in die Tiefe zu gehen und die Vergangenheit gemeinsam aufzuarbeiten.

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