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[INTERVIEW] Katie Grosser

Katie Grosser ist 25 Jahre alt und promoviert zurzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Fach Kommunikationswissenschaft. Neben ihrer Promotion ist sie auch als Autorin von Romanen, Gedichten und Kurzgeschichten tätig.
Ende September 2014 ist ihr Kinderroman „Rissa Filial und das Vermächtnis der Fabelwelt“ im Casimir-Verlag erschienen. Gerade ist sie dabei, dem zweiten Band der Abenteuer-Reihe um Rissa Filial den letzten Schliff zu geben. Seit Beginn des Jahres schreibt sie außerdem für das Sauerländer Magazin „WOLL“ für jede Ausgabe ein Gedicht und verfasst für die Westfalenpost Meschede eine monatliche Kolumne zum Thema „Lesenswerte Literatur auf Englisch“. Neben dem nächsten Rissa Filial-Roman arbeitet sie aber auch noch an zwei anderen Werken: Gemeinsam mit ihrem Bruder John verfasst sie eine Reihe von Kurzgeschichten über die Sorgen, Nöte, Träume und Hoffnungen der Generation Y. Und sie schreibt eine Reihe von kleinen englischen Gedichten für Kinder rund um „Marvelous Mary“, ein kleines Mädchen, das im Alltag allerlei erlebt. Der Englisch-Bezug kommt übrigens daher, dass ihre Mutter Amerikanerin ist, sie zweisprachig erzogen wurde und daher in beiden Sprachen schreibt.

Für den Blog beantwortete sie mir einige Fragen zu ihrer Arbeit.


© Privat


Was lesen Sie privat am liebsten?
Direkt zu Beginn eine schwierige Frage! Ehrlich gesagt kann ich sie auch gar nicht beantworten, da ich fast alles lese. Zuletzt einen historischen Roman, gerade eine Biographie und als nächstes habe ich mir schon einen Krimi herausgelegt. Solange mich die Story packt und der Schreibstil überzeugt, bin ich allen Genres gegenüber offen!
Ist ihr privater Lesestoff so vielfältig wie ihre schriftstellerische Arbeit?
Auf jeden Fall. Ich lese auch heute noch Romane für Teenager, zuletzt „The Fault in our Stars“ („Das Schicksal ist ein mieser Verräter“). Daher liegt es auch nicht fern, dass ich Kinderromane schreibe. Gerade jetzt überarbeite ich einen historischen Roman, den ich vor einiger Zeit verfasst habe. Ein Anstoß dafür, die Geschichte zu schreiben, war sicherlich auch, dass ich mich selbst so gern in die Vergangenheit entführen lasse. Und auch Gedichte schreibe ich nicht nur, sondern lese sie ebenfalls gerne. Jüngst habe ich eine Sammlung von Goethe-Gedichten geschenkt bekommen, die ich mit Genuss gelesen habe, obwohl ich viele natürlich schon kannte. Selbst habe ich mir gerade eine Sammlung von Gedichten von Walt Whitman gegönnt. Manchmal graut es mir davor, irgendwann einmal umzuziehen – denn das wird bei meinen ganzen Büchern sicher eine Riesenarbeit!
Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Projekte?
Meine Inspiration schöpfe ich aus vielen verschiedenen Quellen. Der Alltag erzählt natürlich die besten Geschichten und oft geben eigene Erlebnisse oder Erlebnisse von Bekannten einen Anstoß für eine Idee. Aber auch größere gesellschaftliche Themen beschäftigen mich, sodass ich sie in meinen Projekten aufgreife. Selbst in meinem Kinderroman „Rissa Filial und das Vermächtnis der Fabelwelt“ habe ich verschiedene aktuelle Sachverhalte thematisiert, kindgerecht verpackt natürlich. Die besten Ideen kommen mir allerdings oft „zugeflogen“. Anders kann ich es gar nicht ausdrücken. Da sitze ich vielleicht gerade im Zug oder im Café oder bei der Arbeit und plötzlich fällt mir etwas Neues ein: Manchmal ist es nur eine Phrase, manchmal ein bestimmter Charakter, manchmal ein ganzer Handlungsstrang. Da läuft sicher etwas Unterbewusstes ab, das ich vielleicht auch gar nicht vollkommen verstehen will. Denn ich werde natürlich gerne auch von mir selbst überrascht.
Wie unterscheidet sich die Arbeit an Projekten, die Sie alleine schreiben zu der gemeinsamen Arbeit mit ihrem Bruder John, mit dem Sie Kurzgeschichten schreiben?
Der Unterschied ist zweigeteilt. Zum einen dauert so ein gemeinsames Projekt viel länger, denn mein Bruder und ich sind beide sehr beschäftigt. Hauptberuflich promoviere ich mit viel Freude, bin nebenbei als Kommunikationstrainerin tätig und arbeite an eigenen literarischen Projekten. John ist in der Qualifikationsphase seines Abiturs, studiert aber nebenbei schon Mathematik und Physik an der TU Dortmund und macht viele außerschulische Aktivitäten. Viel Zeit für gemeinsame Gespräche über das Projekt und den Austausch über das Geschriebene und noch zu Schreibende bleibt da nicht. Zum anderen ist allerdings genau dieser Austausch etwas, was ich besonders schätze. In der Regel bespreche ich meine Projekte nämlich erst wenn sie vollendet sind mit meiner Familie und meinen Freunden und hole mir dann Feedback ein. Mit meinem Bruder ist der gemeinsame Prozess ganz anders, denn wir besprechen schon während des Schreibens verschiedene Möglichkeiten der Ausgestaltung. So ein ständiger Input verändert den Schreibprozess immens.
Bei so vielen verschiedenen Projekten und Aufgaben stellt sich mir die Frage, können Sie überall und zu jeder Zeit schreiben, oder brauchen Sie feste Zeiten und einen richtigen Arbeitsplatz, um ihre Ideen festzuhalten?
Ich bin ein Allrounder, was den Ort zum Schreiben betrifft. Eigentlich habe ich immer einen Zettel und Stift bei – zur Not auch mein Handy – um Notizen und Einfälle festzuhalten. Gedichte schreibe ich oft mit der Hand und bin dabei also total flexibel. Romane und Kurzgeschichten verfasse ich direkt am Laptop, aber auch den kann man ja mitnehmen. Zeitlich gesehen schreibe ich so gut wie nie morgens oder vormittags, denn in dieser Zeit arbeite ich an meiner Dissertation. Literarisches Schreiben gehört für mich eher in den Nachmittag oder Abend.
Hängt Ihr Herz an einer Ihrer Aufgaben ganz besonders oder haben alle für Sie einen gleichwertigen Stellenwert?
Einen besonderen Stellenwert werden immer die Abenteuer von Rissa Filial haben, denn das ist mein erster Roman, der veröffentlicht wurde. Zwei der drei Folgebände habe ich schon verfasst und was im vierten und letzten Band geschieht, ist auch schon geplant. Die Fans von „Rissa Filial und das Vermächtnis der Fabelwelt“, dem ersten Band, haben mir so viel gegeben mit ihren tollen Fragen und ihrem großen Interesse. Die Zusammenarbeit mit meinem Bruder an unserer Kurzgeschichtensammlung ist mir auch wichtig, allerdings ist diese noch nicht so weit vorangeschritten. Aktuell arbeite ich primär an zwei Projekten. Zum einen eine Sammlung englischer Gedichte rund um ein kleines Mädchen namens Mary, die den Arbeitstitel „Marvelous Mary“ trägt. Es bereitet mir total viel Freude, mir kleine Geschichten über Marys Alltag und die Dinge, die sie darin über das Leben lernt, zu überlegen und in kindgerechter Reimform zusammenzubringen. Zum anderen überarbeite ich den bereits angesprochenen historischen Roman. Er spielt zur Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs und begleitet zwei hessische Brüder, die als Söldner in den Kolonien auf unterschiedlichen Seiten des Konflikts kämpfen. Diese Geschichte ist mir vor dem Hintergrund wichtig, dass ich selbst Deutsch-Amerikanerin bin und es daher unheimlich spannend finde, beide Perspektiven in einem Buch einzunehmen – wenn auch in einem historischen Kontext.
Sie schreiben deutsch und englisch, lesen Sie auch deutsch und englisch und nach welchen Kriterien greifen Sie zu einem Buch in deutscher oder englischer Sprache?
Das ist schnell beantwortet: Ich lese grundsätzlich in Originalsprache. Bücher, die auf Englisch verfasst wurden, lese ich auf Englisch. Deutsche Bücher eben auf Deutsch. Die wenigen Bücher, die ich in der nicht-Originalsprache gelesen habe, haben mir gezeigt, dass auch bei den besten Übersetzungen immer etwas verloren geht.
Haben Sie bereits Folgeprojekte in Planung und dürfen sie darüber schon Näheres verraten?
Meine beiden Hauptprojekte sind im Moment „Marvelous Mary“ und der historische Roman. Mit Blick auf „Marvelous Mary“ warte ich im Moment noch darauf, dass die Sammlung an Gedichten noch etwas heranwächst, bevor ich mich damit an einen englischsprachigen Literaturagenten oder Verlag wende. Sobald der historische Roman überarbeitet ist, was noch eine Weile dauern wird, werde ich mich auch hiermit auf die Verlagssuche machen. Ansonsten schreibe ich gerade einige Gedichte und Kurzgeschichten. Mein nächstes Gedicht erscheint in der Sommerausgabe des Sauerländer Magazins „WOLL“ für die Region Schmallenberg, Eslohe und Umgebung und in der kommenden Ausgabe der Literaturzeitschrift „Am Erker“, die unter dem Thema „Tausend Zeichen“ steht, bin ich auch mit einem Beitrag vertreten. Und schließlich – ich hatte es ja schon angedeutet – dürfen sich die Fans von Rissa Filial auch noch auf die kommenden Abenteuer freuen. Weil das Schreiben bei mir neben der Promotion und meinen anderen Aufgaben nebenherläuft, dauert alles etwas länger. Aber ich bin genauso mit Herzblut bei der Sache, wie hauptberufliche Autoren es auch sind.

Vielen Dank für das Interview!

Homepage: www.katiegrosser-autorin.de
Facebook: www.facebook.com/KatieGrosserAutorin
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