Redakteur: Anette Leister
Autor: Sarah Ockler
Übersetzer: Katrin Weingran
Verlag: cbt
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 13 Jahre
Ausführung: Taschenbuch, 416 Seiten
Sarah Ockler lebt mit ihrem Mann in New York, und weil sie immer noch an den Spätfolgen ihrer turbulenten Teenagerjahre leidet, hat sie sich aufs Verfassen von Jugendbüchern spezialisiert. Ihre Romane wurden in der Presse gefeiert und haben zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. ALA’s Best Fiction for Young Adults.
VERLIEB DICH NIE IN EINEN HERZENSBRECHER
Jude ist die jüngste von vier Schwestern und die letzte, die noch zuhause bei ihren Eltern wohnt. Diesen Sommer verbringt sie weder mit ihren Freundinnen im Schwimmbad noch nimmt sie an der Aufführung der Theatergruppe teil: bei ihrem Vater wurde früheinsetzende Alzheimer festgestellt, und da ihre Schwestern weit von ihrem Elternhaus entfernt wohnen und die Mutter arbeiten geht, kümmert sich Jude um ihren Papi.
Eines Tages entdeckt sie in der Garage ein altes Motorrad, das es schafft bei ihrem Vater die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wachzurufen, als er in Argentinien Mitglied einer Motorradgang war. Um ihrem Vater näher zu kommen und mit der Hoffnung, seine Krankheit durch die Erinnerungen an die Vergangenheit aufhalten zu können, sucht sie gemeinsam mit ihrem Vater nach einem Mechaniker, der das alte Stück ihres Vaters wieder in Stand setzen kann.
Dabei lernt sie Emilio kennen, gutaussehend, nett, und im Gegensatz zu ihren Freundinnen meidet er Judes Vater nicht, sondern akzeptiert ihn so wie er ist: in seinen guten, aber auch in seinen hilflosen Momentan. Jude täte der zuverlässige Anker gut, nachdem die Last der Krankheit ihres Vaters alleine auf ihren Schultern liegt. Es gibt nur ein Problem: Emilio ist ein Vargas, und nachdem zwei seiner Brüder zwei ihrer Schwestern in der Vergangenheit das Herz gebrochen haben, haben die Hernandez-Schwestern einen Blutschwur auf das Buch der gebrochenen Herzen (OT: The Book of broken hearts) geschworen, sich nie wieder mit einem Vargas einzulassen…
In der Geschichte baut der Leser eine tiefe Beziehung zu der zauberhaften Jude auf, die trotz ihres jungen Alters auf so vieles verzichtet zugunsten ihres Vaters und der Zeit, die ihr mit ihm bleibt. Es ist traurig zu lesen, wie sich ihre Freundinnen von ihr und ihrer Familie abwenden, da es ihnen unangenehm und peinlich ist, wenn Judes Vater einen seiner Ausfälle hat.
Jude muss lernen Vergangenes hinter sich zu lassen und sich für die Zukunft zu öffnen, dies lernt sie metaphorisch nicht zuletzt anhand ihres Hobbies fotografieren.
So war das mit Bildern. Egal wie wunderschön sie waren, es gelang ihnen nicht, den Teil des Augenblicks einzufangen, der sich aus tief empfundenen Gefühlen speiste. Das Leben war durch eine Linse betrachtet ein anderes, die Farben leuchteten weniger, die Schönheit besaß weniger Glanz. (S.286)
Bilder erzählen einem sowieso nicht die ganze Geschichte. Das war eine andere Sache an ihnen – sie waren stets ein sorgfältig ausgewählter flüchtiger Eindruck, eine Momentaufnahme, die man aus dem Zusammenhang gerissen hatte. Meine Bilder von Papi und Emilio und ihrer Arbeit am Motorrad fingen die Erfolge ein, die guten Tage, aber Papis Anfall in der Drogerie hatte ich nicht dokumentiert. Die Arzttermine. Die Sorgenfalten, die sich im Zuge der vielen schlechten Nachrichten in Moms Gesicht gruben. (S.287)
Für Jude ist der Sommer mit ihrem Vater und Emilio intensiv, traumhaft schön, aber auch traurig. Sie muss lernen sich von früheren Bekanntschaften zu lösen und sich aus den behütenden Armen von Mutter und älteren Schwestern zu befreien, die zwar schützen, sie aber auch davon abhalten eigene Erfahrungen zu sammeln und damit auch das eigene Glück zu finden.
Des weiteren ist die Geschichte auch eine Geschichte über Vorurteile und dass man für fremde Dinge gerade stehen soll, obwohl man dafür nicht verantwortlich ist. So hat Jude keine Schuld daran, dass ihr Vater krank ist und sich ihre Freundinnen deshalb von ihr abwenden, genauso wenig, wie Emilio die Verantwortung für das Verhalten seiner Brüder trägt, die ihm und seiner Familie den Blutschwur der Hernandez-Schwestern eingebracht haben.
Die Charaktere in dieser Geschichte sind echt und tiefgründig. Allen voran erobern Jude und Emilio das Herz des Lesers, die beiden muss man einfach gern haben. Für das was sie sind und für das was sie in der Vergangenheit oder Gegenwart zu ertragen haben. Die Nebencharaktere sind genauso sorgfältig ausgeführt und die Interaktion zwischen ihnen und den Hauptfiguren führen mit dazu, dass man sich so gut in Jude und Emilio hineinversetzen kann.
„Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher“ ist eine zauberhafte, leichte Liebesstory, aber auch bewegende, manchmal traurige Familiengeschichten, sowie eine Hommage an den Zusammenhalt in Familien und unter Freunden. Egal ob deutscher Titel und Cover oder die Originale: sie können nur eine Facette eines wunderbar vielschichtigen und herzerwärmenden Romans zeigen, der in meinen Augen ein absolutes Lesemuss ist!
Redakteur: Julia Ehrenberg
„Verlieb dich nie in einen Herzensbrecher“ ist eine unglaublich berührende Geschichte. Das Cover, das meiner Meinung nach nicht wirklich passt, verspricht eine unbeschwerte lustige Teenie-Liebesgeschichte. Natürlich bekommt man eine Liebesgeschichte, doch die ist keinesfalls das Hauptthema des Buches. Vielmehr steht die Krankheit des Vaters im Vordergrund und Jujus Weg, damit umzugehen. Natürlich ist es schwer für ein 17jähriges Mädchen, die Krankheit des Vaters zu akzeptieren und den Verfall mit anzusehen. Noch schlimmer ist es, weil der ganze Ort und auch ihre Freundinnen sich immer weiter von der Familie zurückziehen. Jude muss unglaubliches leisten, ihren Vater beruhigen, wenn er Aussetzer hat, mit ihren Ängsten klarkommen, immer aufpassen, stark sein… Ihr wird viel abverlangt und ihre Gefühle werden sehr glaubwürdig geschildert. Ich habe richtig mit ihr mitgelitten. Das Buch ist ein recht ruhiges Buch, ohne viel Action, die Handlung plätschert so vor sich hin. Traurige und lustige Momente wechseln sich ab. Mich hat das Buch heulend und nachdenklich zurückgelassen. Ein sehr bewegendes Buch, das ich weiterempfehlen kann und will. Ein Buch voller Tiefgang!
Ich fand die Geschichte auch wirklich süß und toll. Kann sie auch nur empfehlen! Beschert einem ein paar wirklich tolle Lesestunden! :D
Das hört sich wirklich nach einem wunderschönen Buch an. Das muss ich mir mal merken.
Herzlichen Dank dafür!
LG
Yvonne