Redakteur: Anette Leister
Autor: Julie Lawson Timmer
Übersetzer: Jennifer Merling
Verlag: Lübbe
Reihe: -/-
Ausführung: Klappenbroschur, 432 Seiten
Julie Lawson Timmer wuchs in Stratford, Colorado, auf und absolvierte ein Jurastudium an der Southern Methodist University. Sie arbeitet als Anwältin und lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Ann Arbor, Michigan. Ihr Debütroman „Fünf Tage, die uns bleiben“ begeisterte in den USA Leser und Presse gleichermaßen.
FÜNF TAGE, DIE UNS BLEIBEN
„Fünf Tage, die uns bleiben“ erzählt in stetigem Wechsel die Geschichte von der erfolgreichen Anwältin Mara und dem Lehrer Scott, denen beide in fünf Tagen ein großer Einschnitt in ihrem Leben bevorsteht.
Mara hat vor einigen Jahren die Diagnose Chorea Huntingon erhalten, einer bis heute unheilbaren erblichen Erkrankung des Gehirns, die bei manchen Erkrankten sehr schnell fortschreitet und die nach und nach zum völligen Verlust der Körperfunktionen und Demenz führt. Gerade für die ehrgeizige Mara, die trotz einer fünfjährigen Adoptivtochter weiterhin ihren Fulltimejob einer sehr erfolgreichen Kanzleipartnerin weiterverfolgt hat, ist dies ein schweres Schicksal, mit dem sie ständig hadert. Sie ist einfach nicht die Art von Mensch, die gerne Hilfe annimmt, selbst von ihrem Mann und ihren Eltern versucht sie es weitestgehend zu vermeiden Hilfe annehmen zu müssen. So ist es kein Wunder, dass sie erste Anzeichen der Krankheit monatelang leugnet, da sie sich selbst keine Schwäche eingestehen will. Darüber zerbricht fast ihre Partnerschaft. Sie hat vom Tag der Diagnose an den Etnschluss gefasst, sollte sich die Anzeichen dahingehend verstärken, dass sie keine Kontrolle mehr über ihre Körperfunktionen hat, wird sie ihrem Leben an ihrem Geburtstag ein Ende setzen.
Scott hingegen muss sich mit einem Verlust anderer Art auseinandersetzen: in fünf Tagen kommt sein Pflegesohn zurück zu seiner leiblichen Mutter, obwohl diese alleinerziehend und abhängig von verschiedenen Suchtmitteln ist. Am liebsten würde er seinen Pflegesohn behalten, doch leibliche Elternschaft geht vor und seine Frau war zwar mit einer befristeten Pflegestelle einverstanden, träumt aber für die Zukunft von eigenen Kindern oder zumindest adoptierten Säuglingen und keinen großen Kindern, die belastet sind durch ein problematisches Elternhaus.
Mara und Scott kennen sich seit einigen Jahren durch ein Elternforum, für „besondere“ Eltern: Adoptiveltern, Pflegeeltern, homosexuelle Eltern oder aus verschiedenen Gründen alleinerziehende Eltern. Mara nimmt teil an Scotts Schicksal und spricht ihm Mut zu, umgekehrt kann Mara keinen Zuspruch oder Trost erfahren, da sie ihr Schicksal Chorea Huntington nicht dem Forum preisgegeben hat.
„Fünf Tage, die uns bleiben“ ist ein sehr gefühlsintensives Buch. Durch die Perspektiven Maras und Scotts, aber auch ihrer jeweiligen Partner und Freunde kann man sich sehr gut in die Pro- und Kontralager von Selbstmord bei unheilbaren Krankheiten oder in Scotts Fall von Pflegeelternschaft hineinversetzen. Mich haben beide Handlungsstränge sehr berührt und ich bin froh darum gewesen, dass es in der Geschichte nicht nur um eine unheilbare Krankheit ging, sondern noch um ein weiteres Thema, da gerade Maras Geschichte auf Grund des Themas Selbstmord sehr herunterzieht. Sehr bewegend und auch verständlich ist bei beiden Schicksalen, dass es oftmals einfacher ist von Fremden oder weniger nahestehenden Personen Hilfe und Rat annehmen zu können. Sehr traurig und verletzend, wenn auch verständlich, waren die Reaktionen von Maras fünfjähriger Adoptivtochter auf die körperlichen Zusammenbrüche ihrer Mutter.
Die Verkettung der beiden Schicksale über die Forumsbekanntschaft finde ich sehr interessant gelöst, so bietet das Buch trotz des gelegentlichen Austauschs zwischen den beiden Hauptcharakteren zwei völlig eigenständige Schicksale.
Das Ende versöhnt einerseits, andererseits steht man ziemlich verlassen da. Wer persönlich von den angesprochenen Themen das Buches betroffen ist, wird in mancher Hinsicht vom Ende vor den Kopf gestoßen sein.