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[COOL-TOUR-KATZE] Lesung und Interview mit Stephanie Gessner

Redakteur: Anette Leister

 
Am 30. Januar fand in der Buchhandlung Nimmerland in Gonsenheim die Premierenlesung von Stephanie Gessners Kinderbuchdebüt „Lil April – Mein Leben und andere Missgeschicke“ statt, welches vor wenigen Tagen im Magellan Verlag erschienen ist.

Interview und Lesung mit Stephanie Gessner

Im Vorfeld zur Lesung unterhielt ich mich mit Stephie nicht nur über ihren sondern auch über meinen beruflichen Werdegang, warum ich letztendlich einen Technischen Beruf ergriffen habe und nicht in der schreibenden Zunft gelandet bin, obwohl Lesen seit jeher eines meiner größten Hobbies war.
 
Bei meiner Recherche zu deiner Arbeit habe ich gesehen, dass du bereits Kurzgeschichten veröffentlicht hast. Gibt es Vorlieben bei dir beim Lesen oder beim Schreiben, dass dir Kurzgeschichten oder Romane mehr liegen? Bei deiner Agentur habe ich außerdem ein Jugendbuchprojekt von dir entdeckt „Sternenasche“.
 
Es ist alles. Ich habe so das Gefühl, ich wachse ein bisschen mit meinen Kindern. Mit „Lil“ habe ich begonnen, als meine älteste Tochter  im Lesealter von Lil war und da habe mir überlegt, je älter die Kinder werden, desto mehr werde ich auch die ältere Zielgruppe anpeilen, weil ich die so klar vor Augen habe, ich habe ihre Freundinnen herum, ich höre sie sprechen, ich erinnere mich an meine eigene Jugend. Ich denke, ich kann sehr gut in das Lesealter bis junge Erwachsene hineinwachsen, merke aber gerade, dass mir das Lesealter  von 11-12 Jahre total Spaß macht, und habe mich jüngst erst entschieden, da werde ich mich noch ein bisschen aufhalten.
Die Kurzgeschichten habe ich im Bereich der Erwachsenenliteratur eingereicht, da findet man eine oder zwei im Netz, die die in Literaturzeitschriften erschienen sind, findet man nur in der jeweiligen Auflage. Früher habe ich Kurzgeschichten häufig bei Literaturzeitschriften eingereicht, aber das war sehr mühsam, da kommen auf etwa 20 Veröffentlichungsplätze gut 300 oder sogar 500 Einreichungen.
Hauptberuflich bin ich Texterin, da schreibe ich das, was mir gesagt wird, seit den letzten 15 Jahre würde ich das Schreiben gerne als zweites Standbein aufbauen.
 
Die Lil ist als Reihe ausgearbeitet. Ist es so gewachsen oder ursprünglich von Ihnen angedacht und so an den Verlag verkauft worden?
 
Die Geschichte habe ich ursprünglich als Reihe angedacht. Ich dachte es wäre ein besseres Verkaufsargument, wenn ich schon ein zweites Buch in der Hinterhand habe, auch wenn es noch nicht konkret ausgearbeitet ist. Die Handlung hat sich während Entstehens des ersten Buches herauskristallisiert. Die Rechte sind verkauft für Band 2, der im Januar 2017 erscheinen wird.
 
Bist du so variabel, wenn  Lil ursprünglich auf 5 Bände ausgelegt worden wäre, aber der Verlag kappt die Geschichte mit dem dritten Band, weil die Verkaufszahlen unter den Erwartungen bleiben. Wie endet bei dir der dritte Band?
 
Jeder Autor sollte einen Band auch als Solitär hinstellen können, auch wenn er weiß, das Potential für weitere Abenteuer da sein sollte. Aber als Autor möchte ich meine Leser nicht enttäuschen, deshalb sollte des Ende eines jeden Buches des Leser zufrieden zurück lassen.
 
Ist es heute die erste Lesung?

 

Es gab bereits eine Art Testscreening in der Schulklasse während das Werk in Arbeit war. Das war sehr aufschlussreich und sehr schön. Ich habe zwanzig Minuten gelesen und die Klasse (7. Klasse) durfte dann ein individuelles Ende schreiben und habe dann dreißig Entwürfe bekommen von Jungs und Mädchen.
 
Lils Familie ist sehr groß, Familien mit sechs und mehr Kindern trifft man eher selten, woher stammt die Idee?
 
Es ist zu hundertprozent auf meine Biographie begründet. Ich habe fünf Geschwister, bin allerdings die jüngste von allen, aber das hat mir als Perspektive für das Buch überhaupt nicht getaugt. Die Jüngsten erleben ja viel weniger, sie haben weniger Erinnerungen und können nicht der Chronist sein. Von daher war mir klar, dass Lil von oben auf die Geschehnisse gucken muss. Sie ist ganz anders als ich, aber sie trägt mein Herz. Ich habe sehr gern eine große Familie gehabt und bin froh, dass ich dieses Thema endlich mal auspacken durfte. Vor allem musste ich mir überlegen, was ein Alleinstellungsmerkmal für eine Familie sein kann, um aus der Masse herauszustechen. Die Motive der Literatur sind begrenzt, es wird alles wiederholt, es muss alles in eine neue Klamotte gesteckt werden, damit es sich verkauft und interessant gefunden wird. In dem Einkind-, Zweikindzeitalter kann es vielleicht schon skurril und abgefahren sein, wenn eine Geschichte in einer Großfamilie spielt. Es ist aber viel einfacher mit weniger Figuren zu schreiben, um jeden in einer Diskussion zu Wort kommen zu lassen. Der Pego ist natürlich wichtiger als der Orion oder der Triton, der Leser guckt nach oben, die Geschichte soll ihren 13/14 Jährigen Helden haben. Der älteste Bruder Pego soll etwas vorleben, was Lil noch nicht lebt, zum Beispiel das Flirten. Jede Figur ist der Spiegel einer andern.
 
Die Griechenlandaffinität von Lils Vater ist komplett erfunden?
 
Ich habe es komplett ausgedacht. Ich wollte ein bürgerliches Milieu, aber kein problematisierendes Buch, es gibt so viele. Ich wollte etwas, was ich kenne, aber schon eine Belastung und eine Verschrobenheit auf Seiten der Eltern, mit einem Professor ist das einfacher umzusetzen als mit einem Klempner. Und ich wollte ein bisschen eine Gegenüberstellung hineinbringen, ohne das es sozialkritisch benannt wird, das nicht jeder gleich gutgepampert ist.
 
 
Gehst du selbst einigen der Hobbies der April Kinder nach?
 
jaaa… da kommt einiges aus meinem Umfeld. Es wird heute sehr viel mehr angeboten als vor zehn oder zwanzig Jahren.

Die Cover- und Vorsatzgestaltung passt hervorragend zu Lils Geschichte.

Meine Tochter hat einen Entwurf gezeichnet, den habe ich meiner Lektorin geschickt, die ihn an den Grafiker weitergereicht hat. Die zwei großen Wörter mit den herumfliegenden Attributen, die sind hier auch mit drin. Meine Tochter hat den Entwurf für einen Geschichtenwettbewerb gemacht, bei dem Lil am Start war, von der Akademie für Kindermedien in Erfurt. Sie prämieren jedes Jahr zwölf Kinderbücher oder Kinderfilme, da war Lil dabei. Der Coverentwurf war Titelbild des gebundenen Manuskripts. Nach der Prämierung war es kein Problem mehr einen Verlag für das Buch zu finden.

Deine zwei Töchter haben Lil testgelesen?

Die kleine war damals noch zu klein, aber die große Tochter hat das Buch komplett während seiner Entstehung gelesen.

Wie lange dauerte es von der Idee bis zum gedruckten Buch?

Drei Jahre. Für die erste Fassung habe ich vier Wochen gebraucht. Das war so eine Art Wettbewerb mit meiner Tochter. Sie kam aus der Schule und hat gesagt „Mami, was hast du heute“ und dann hat sie es gelesen.

Muss man für ein realistisches Kinderbuch viel recherchieren?

Ich habe viel übers Internet gemacht, ich war in Schulen, ich kenne mich in München ganz gut aus, ich habe die Münchner Szenen von einer Münchnerin auf Plausibilität gegenlesen lassen, das Archäologische Institut gibt es dort wirklich.
Band 2 spielt wieder in München, wenn es zu einem dritten Band kommt, geht es mit der Handlung in Cambridge weiter und dann werde ich noch einmal dorthin fahren.

Gibt es Folgeprojekte?

Ja, in der Schublade. Ich brauche Zeit, um einige Sachen zu überarbeiten, darunter zwei Romane für Erwachsene. Davor möchte ich gerne Lil 2 und Sternenasche fertigstellen.

Wie wichtig sind dir Rückmeldungen zu deinen Büchern?

Ich freue mich natürlich am meisten über positive Rückmeldungen, generell bin ich aber über jedes Feedback zu meinen Büchern froh. Ich habe ja viele Jahre PR gemacht und es heißt ja „Eine schlechte PR ist besser als keine PR“.

 
Vielen Dank für das sehr interessante Interview!

Im Vorgarten des Nimmerland steht eine Little Free Librabry.

 

 

Zu Beginn der Lesung gab es noch reichlich Exemplare von Lil April zu erwerben, aber der Magellan Wal hat den reißenden Absatz nach der Lesung gewaltig unterschätzt…
Die Premierenlesung von Stephanie Gessner fand in Gonsenheim in der Buchhandlung Nimmerland unter der Leitung von Susanne Lux statt, vor Ort war auch Cara Klein vom Magellan Verlag, natürlich in Begleitung des Verlagsmaskottchens.

 

Der Raum war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Bestuhlung reichte gar nicht aus, im vorderen Bereich saßen zuhörende Kinder auf dem Boden, an den Seiten drängten sich die Erwachsenen. In verschiedenen Passagen aus dem ersten Drittel des Buches lernte das anwesende Publikum Lils achtköpfige Familie und ihren turbulenten Alltag kennen.

 

Stephanie Gessners Humor kam nicht nur bei den anwesenden Teenagern, sondern auch bei den Erwachsenen sehr gut an.

 

Nach der Lesung konnten sich alle Zuhörer gekaufte Bücher, Lesezeichen und Autogrammkarten unterschreiben lassen und noch ein paar Worte mit der Autorin wechseln.

 

 

 

Der Magellan Verlag hat sich zudem noch ein kleines Gewinnspiel ausgedacht, bei dem sich die anwesenden Kindern mit Partyaccessoires fotografieren lassen konnten. Die Bilder werden demnächst auf der Facebook Seite von Magellan zu sehen sein.

 

 

 

 

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