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[REZENSION] Das Mädchen und der Soldat

Redakteur: Anette Leister

Titel: Das Mädchen und der Soldat (OT: Het meisje en de soldaat)
Autor: Aline Sax
Illustrator: Ann de Bode
Übersetzer: Mirjam Pressler
Verlag: Jacoby & Stuart
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahre
 
Ausführung: Hardcover, 88 Seiten


Autor:
Aline Sax, geb. 1984, ist eine bekannte flämische Historikerin. Ihr erstes Buch schrieb sie bereits mit 15 Jahren, es handelte vom Zweiten Weltkrieg. Sie schreibt historische Kinder- und Jugendromane und ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet.

Illustrator:
Ann de Bode, geb. 1956, ist eine berühmte flämische Illustratorin, die bereits mehr als 200 Bücher illustriert hat. Für dieses Buch hat sie sich einen ganz neuen Stil anverwandelt.

DAS MÄDCHEN UND DER SOLDAT

Ein von der Größe her unscheinbares Büchlein liegt dem Leser in der Hand, der sich für diese Geschichte entschieden hat. Unter dem Zusatz, dass das Buch von Ann de Bobe illustriert ist, hatte ich mir ein großformatiges Werk vorgestellt, ähnlich einem Bilderbuch. Tatsächlich hat das Werk nur eine Größe von etwa DINA6 und ist damit kleinformatiger als die meisten Romane.

Vorsatzseiten und Bilder sind in Camouflagefarben gehalten. Selbst, wenn das Werk durchaus hoffungsvolle oder schöne Szenen enthält, so lassen uns die Farben – oder vielmehr das Abhandensein der Farben – doch nie vergessen, dass wir uns mit „Das Mädchen und der Soldat“ im Krieg befinden. Die Bilder weisen einen leichten Fotorealismus auf, so dass sie einem beim Lesen noch näher gehen. Die verwendeten Farben lassen zum einen Assoziationen zum Krieg aufsteigen, zum anderen verstärken sie die Bindung an das blinde Mädchen, welches ebenfalls nur einen einseitigen Eindruck seiner Umgebung gewinnen kann: durch Ertasten oder ihren Geruchssinn.

Der Inhalt der kurzen, aber gehaltvollen Geschichte ist schnell zusammengefasst: Ein blindes Mädchen lernt einen dunkelhäutigen Soldaten kennen. Da ihr die Sehkraft fehlt, versucht sie bis ins Innere des Soldaten vorzudringen und lernt dort einen Mann kennen, mit dem sie schon bald eine tiefe Freundschaft verbindet. Ihrer Freundschaft verleiht sie Substanz mit einem selbstgebackenen Brot. Sie will ihm damit ein Stück seiner verlorenen Heimat zurückzugeben und ihrer Freundschaft Ausdruck verleihen. Im Gegensatz zu den anderen Menschen in ihrem Land, die in dem Soldaten nur einen Feind sehen und jemanden, der allein schon wegen seiner Hautfarbe anders ist als sie, erkennt das Mädchen in ihrem Gegenüber einfach den Menschen. Einen, der auf Grund des Krieges seine Heimat verlassen musste und sehr schwer darunter leidet. Nur leider sitzt der Soldat am nächsten Tag nicht mehr auf der Bank, wo die beiden sich tagtäglich getroffen haben. Das Mädchen muss dem Soldat jedoch unbedingt das Brot bringen, als letzten Hoffnungsschimmer in einem fremden Land, denn sie hat bemerkt, dass dem Soldaten jeglicher Halt fehlt, um den Krieg weiterhin durchzustehen. Das Mädchen lässt nichts unversucht, um den unbekannten Soldaten wiederzufinden und erfährt dabei Hilfe von unerwarteter Seite.

Der Beginn des kleines Büchleins liest sich etwas störrisch, da ein allwissender Erzähler die Szenen abwechselnd aus der Sicht des blinden Mädchens und aus der Sicht des Soldaten erzählt. Tatsächlich dachte ich nach dem ersten Kapitel spontan an einen Fehldruck. Nachdem sich die Wege der beiden jedoch trennen, verliert sich dieser Eindruck gänzlich.

Das Brot ist ein Symbol für Heimat, Familie und Freundschaft, für Zusammenhalt und Stärke, für einen Notnagel, an dem man sich in der Fremde festhalten kann und der einen zurück ins Leben holt. Weit weg von seiner Familie hätte der Soldat den Mut weiterzuleben verloren, wäre er nicht zur rechten Zeit dem Mädchen und ihrem Brot begegnet.
„Das Mädchen und der Soldat“ ist eine kurze, aber sehr intensive Erzählung über den Wert von Familie und Freundschaft und darüber, was einen Menschen tatsächlich ausmacht, wenn man sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken lässt, sondern nur tief in sein Innerstes schaut.

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