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[INTERVIEW] Buchmesse Frankfurt 2016: Interview mit Anna Pfeffer

Redakteur: Julia Ehrenberg, Christiane Demuth

Da wir erst kurz vor der Frankfurter Buchmesse eine Leserunde zu dem ersten Jugendroman von Anna Pfeffer aka Rose Snow aka Ulli und Carmen im Katze mit Buch Forum hatten, haben wir die Gelegenheit gerne genutzt, die beiden auf der Buchmesse persönlich zu treffen.


Fragen an die beiden aus der Leserunde:

Was mich interessiert, was sind für euch die Pluspunkte beim Zusammenschreiben?
Habt ihr auch schon jede für sich etwas geschrieben, oder könnt ihr euch die Arbeit alleine gar nicht vorstellen?
Wie funktioniert denn das Zusammenschreiben auf die Entfernung?
Tatsächlich können wir uns das Schreiben alleine gar nicht vorstellen, da wir unsere schriftstellerische Karriere von Anfang an gemeinsam gestartet haben. Ganz zu Beginn haben wir dabei von unseren unterschiedlichen Stärken profitiert (eine von uns war besser in Beschreibungen, die andere besser in Dialogen) – doch dies hat sich im Laufe der Zeit ziemlich angeglichen. Dennoch sehen wir sehr viele Vorteile im gemeinsamen Schreiben. Schon alleine das Plotten macht zu zweit einfach mehr Spaß – und es ist wunderbar, immer direktes Feedback sowie Verbesserungsvorschläge zu seinem Text zu bekommen.
Wie es technisch abläuft haben wir in einem Artikel für das Autorensofa mal beschrieben und könnt ihr hier nachlesen:
http://das-autorensofa.de/newsletter-rose-snow/
Das Pseudonym Rose Snow habt ihr euch als Selfpublisher ja sicher selbst ausgedacht, eurer Verlagspseudonym auch, oder kam der Vorschlag vom Verlag?
Zu den Pseudonymen: Rose Snow stammt – wie richtig vermutet – von uns, weil wir in einer Autorenrunde zweimal als „Schneeweißchen und Rosenrot“ bezeichnet worden sind. Das fanden wir so nett, dass wir uns daraus unser SP-Pseudonym gebastelt haben. Und die Entscheidung zu Anna Pfeffer ist gemeinsam mit dem Verlag gefallen. Hier gab es mehrere Brainstormingrunden und irgendwann hatten wir dann einen Namen, mit dem alle happy waren – und von dem wir überzeugt waren, dass er zu dem rotzig-frechen Ton unser Jugendgeschichten passt. :)
Es ist euer erstes Jugendbuch, richtig?
Wie kam es zu diesem Genrewechsel, wolltet ihr schon lange in diesem Bereich schreiben?
Oder war das eher spontan?
Tatsächlich ist die Entscheidung ziemlich spontan gefallen. Allerdings hatten wir gar nicht so bewusst darüber nachgedacht, unser Genre zu wechseln. Am Anfang von den Tausend Toden stand einfach die Idee, eine Geschichte über ein Mädchen zu schreiben, die sich anders fühlt und anderen Leuten in ihren Gedanken Tode verpasst. Wir müssen dazu sagen, dass die erste Version der „Tausend Tode“ noch einen anderen Titel hatte und auch eine ganz andere Geschichte erzählt hat, wo das Thema Krebs im Vordergrund stand. Unser Verlag fand unsere Schreibe toll, wollte aber lieber etwas Humorvolles von uns haben. Also haben wir uns zusammengesetzt und wieder ganz von vorne angefangen. Diesmal stand der schwarze Humor im Vordergrund und das Einzige, was wir inhaltlich behalten haben, war Emis Tick, den Menschen Tode zu verpassen.
Rückblickend war das wohl eine der besten Entscheidungen unseres Lebens und wir sind sehr dankbar, hier dem Gefühl der Menschen hinter cbj vertraut zu haben.
Mich interessiert, wieviel von Euch im Cover und auch im restlichen Layout steckt?!
Die „innere“ Aufmachung ist ja ebenfalls was Besonderes.
Hattet Ihr überhaupt Mitspracherecht oder gab es da strikte Vorgaben?
Wir würden ja jetzt gerne sagen, dass wir irgendwas zum Cover beigetragen haben, aber tatsächlich ist das zu 100% dem fantastischen Kreativ-Team von cbj zu verdanken. (Eine von uns hat beim ersten Blick darauf sogar ein paar Glückstränchen verdrückt.)
Auch die innere Gestaltung war die Idee von cbj – wir können unserem Verlag und den lieben Menschen dahinter auf diesem Weg nur 1000 Rosen streuen … sie haben unglaublich viel Herzblut investiert, um unserem Buchbaby genau das Aussehen zu verpassen, das am besten zum Inhalt passt. Und zum Thema Mitspracherecht: ja, das haben wir auf alle Fälle. Wobei von unserer Seite bei den ganzen Vorschlägen bisher immer nur ein begeistertes „Ja“ zu hören war :)
Wie wichtig ist euch denn Musik?
Es kommen ja superhäufig Erwähnungen vor, was Emi gerade hört, und Filme scheint ihr auch gerne zu mögen?
Bei der Musik habe ich mich auch gefragt, warum so viele ältere Klassiker auftauchen und nicht mehr aktuelle Sachen?
Wir sind tatsächlich bekennende Musik-, Bücher- und Serienjunkies! Leider bleibt uns nicht mehr so viel Zeit für diese Dinge wie früher, aber das kennt wohl jeder :)
Der Grund, warum wir uns bei Emis Schule bewusst für ältere Lieder entschieden haben, war einfach, dass diese oft ganz unglaublich gute Laune versprühen – was für einen schlechtgelaunten Menschen ja besonders schlimm zu ertragen ist. Dadurch konnten wir Emis Abneigung gegen die neue Umgebung noch eine weitere Nuance hinzufügen, sie findet ja am Anfang alles doof :)
Wir mögen übrigens beide gerne Damien Rice, der ja auch seinen Weg ins Buch gefunden hat. Diese Art von Musik passt schon besser zu unserem Negativ-Schlumpf ;)
Habt ihr damit gerechnet, dass euer erstes Jugenbuch so gut ankommen wird?
Wie war das mit euren anderen schon erschienen Büchern?
Als Rose Snow habt ihr euch ja nicht wirklich auf ein Genre festlegen lassen. Gab es dazu auch einmal negative Äußerungen, oder ist euch das egal?
Ich habe das Gefühl ihr seid so erfolgreich, weil ihr einfach das macht, was euch Spaß macht. Das finde ich toll.
Tatsächlich hatten wir bisher bei unseren Leserunden noch nie so viele Bewerbungen und waren deshalb total überrascht und super happy über das große Interesse! (Jetzt hoffen wir natürlich, dass der Inhalt auch so gut ankommt wie das Cover.)
Zu unserer Umtriebigkeit was das Genre anbelangt: Nein, da kam noch nie ein negatives Feedback. Wie Du richtig vermutest, haben wir einfach immer das geschrieben, worauf wir gerade Lust hatten und es auch sehr genossen, mit den verschiedenen Schreibstilen zu experimentieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es auch viele Leser gibt, die sich nicht ausschließlich auf ein Genre festlegen lassen und somit hat das ganz gut gepasst :) Natürlich sehen wir am Feedback, dass Geschmäcker einfach verschieden sind – manche mögen am liebsten unsere lustigen Bücher, andere mögen am liebsten Fantasy usw. usf. – aber das ist ja nicht schlimm.
Was mich interessiert, wie habt ihr zu eurem Verlag gefunden?
Gab es auch Absagen?
Oder habt ihr einen Agenten?
Und wie viele Bücher habt ihr als eBook oder Print veröffentlicht, bis ihr den ersten Verlagsvertrag bekommen habt?

Wir haben seit zwei Jahren eine Literaturagentin, der wir damals unseren ersten Roman „Was sich liebt, das rächt sich nicht“ zugeschickt haben. Eigentlich hatten wir ja gehofft, damit einen Verlag zu finden, aber es war den Verlagen dann doch zu skurril und durchgeknallt ;) Deshalb haben wir das Buch kurzerhand im Selfpublishing herausgebracht und dann auch noch gleich eine Fortsetzung dazu geschrieben. Danach haben wir ein Jugendbuch geschrieben, das von cbj gekauft wurde. (Was haben wir gekreischt und sind gehüpft, als da die Zusage kam :)) Zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch schon begonnen, unsere „Acht Sinne“-Fantasyreihe im SP zu veröffentlichen. Wie es dann weiter ging, haben wir oben schon geschrieben: Der Verlag gab uns den Tipp, die Story der „Tausend Tode“ neu zu plotten, was wir auch getan haben – und worüber wir nun unglaublich froh sind :)

Weitere Fragen, die wir den beiden auf der Buchmesse gestellt haben:

Wie schwierig war es, sich die ganzen Todesarten auszudenken.

Carmen: Das war gar nicht so schwierig, wir haben viele Recherchen betrieben. Es gibt dazu einiges, und das faszinierende ist ja, dass die skurrilsten Tode tatsächlich passieren.

Es gibt ja so einen Spruch: „Das Leben schreibt die seltsamsten Geschichten.“ Tatsächlich gibt es eine Seite, da kann man die skurrilsten Todesarten nachlesen, und da haben wir uns ein bisschen inspirieren lassen. Aber ganz viele sind auch aus dem Text und aus den Figuren heraus entstanden. Was gerade zur Situation gepasst hat, das war dann wirklich spontan und sehr lustig.


Und habt ihr das im echten Leben dann auch gemacht?
Ulli: Während wir das Buch geschrieben haben war es schon recht verführerisch das zu machen. Und als ich es bei einer Kassiererin auch tatsächlich gemacht habe, die nicht gerade das sonnigste Wesen hatte, da hab ich dann gedacht ‚Ok, jetzt muss ich langsam aufhören‘ – weil zu sehr darf es dann auch nicht ins Leben eingreifen, das wird schon ein bisschen seltsam.
Habt ihr eine „Lieblingstodesart“ im Buch?
Carmen: Ja, es gibt eine „Lieblingstodesart“, aber ich glaube, die hat es gar nicht bis ins Buch geschafft. Sie wurde bei einer Recherche entdeckt, und zwar ist da – das ist auch wirklich passiert – ein Pudel verantwortlich gewesen für den Tod von drei Menschen. Er ist vom Balkon gefallen und dann gab es eine Person, die es von unten beobachtet und vor Schreck einen Herzschlag bekommen hat. Einem ist er (der Pudel) auf den Kopf gefallen und ein dritter ist gerade über die Straße gegangen und vom Bus überfahren worden, während er hoch schaute. Da hat ein Pudel drei Menschenleben gefordert. Das ist jetzt zwar eigentlich kein „Lieblingstod“, aber sehr sehr speziell.
Wie viel Anna Pfeffer steckt in Emi?
Ulli: Das ist ganz schwierig zu sagen, weil als Autor steckst du ja immer was von dir selbst rein, das lässt sich gar nicht vermeiden, das passiert einfach, weil du natürlich nur über das schreiben kannst, was dich selber irgendwie berührt, bewegt oder was dich selber irgendwie auch tangiert. Es steckt schon ein bisschen Emi in uns beziehungsweise etwas von uns in Emi, weil wir natürlich auch einige Themen sehr gut kennen aus unserer Schulzeit. Wie es ist, auf eine neue Situation zu treffen und damit am Anfang nicht so gut umgehen zu können, da ist auch schon einiges von uns mit eingeflossen.

Carmen: Vor allem steckt in Emi viel von unserem Humor. Wir haben beide so ein bisschen den schwarzen/skurrilen Humor. Wir können uns ganz gut mit Emi identifizieren, auch wenn wir nicht ganz so negativ waren als Jugendliche.

Julia: Das sagst Du jetzt. Können wir mal die Eltern fragen, ob die das auch so sehen? Wir hatten ja nicht so eine schwierige Situation, wir sind ja nicht verpflanzt worden von einer Stadt in die andere.

Ulli: Das nicht, aber was mir bei der Frage einfällt ist, dass mir erst jetzt richtig bewusst ist, dass wir uns über den Humor auch mögen gelernt haben. Wir hatten relativ schnell entdeckt, dass wir gemeinsamen Humor haben, das hat uns auch so ein bisschen zusammen gebracht.

Carmen: Absolut, das war der Beginn unserer Freundschaft.

War gleich klar, dass ihr das Buch aus der Perspektive von Emi und nicht von Erik schreibt?
Ulli: Das war klar, denn es gab ja auch schon ein Vorgängerbuch (Anm.: eine andere Version) zu dem Buch, das war auch schon aus ihrer Sicht geschrieben. Es war ein bisschen trauriger und da hat unser Verlag gesagt „Macht was lustigeres.“ Daraufhin haben wir eben Emi geschrieben und das fanden wir total schön.

Carmen: Wir sind auch sehr froh, dass wir das neu geschrieben haben, weil wir Emi jetzt extrem gern mögen und auch das Lustige. Es ist ja auch ein schönes Buch, es soll berühren, es soll einen mit einem schönen Gefühl zurück lassen und ich glaube, das tut das Buch.

Wer bekommt eure Bücher als erstes zu lesen? Habt ihr Testleser in der Familie oder im Freundeskreis?
Ulli: Tatsächlich würde ich sagen, wir lesen sie abends gegenseitig zuerst und haben so immer direktes Feedback voneinander und danach hats gleich unsere Lektorin bekommen.

Carmen: Unsere Familien/Männer lesen das nicht.

Woran schreibt ihr im Moment?
Carmen: Wir schreiben gerade an einer neuen Fantasy-Trilogie, die wird noch dieses Jahr erscheinen. Darauf freuen wir uns schon sehr.

Ulli: Es wird bei cbj im nächsten Frühjahr auch ein Kinderbuch erscheinen, das jetzt schon fertig ist und dann schreiben wir noch an einem neuen Buch. Wir sind fleißig.

Julia: Das heißt, wir müssen unser Lesetempo irgendwie steigern.

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