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[REZENSION] Depression abzugeben

Redakteur: Anette Leister

Titel: Depression abzugeben
Autor: Uwe Hauck
Verlag: Lübbe
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 288 Seiten

Autor:
Uwe Hauck arbeitet als Softwareentwickler für einen IT-Dienstleister. Er betreibt ein Blog unter dem Titel „Living the Future“ und hat zwei Bücher zur Zukunft unserer Gesellschaft veröffentlicht. Uwe Hauck ist Vater dreier Kinder und lebt mit seiner Familie im eigenen Haus in Schwaben. Neben der Arbeit als Autor und Blogger liebt er es, Fahrrad zu fahren und engagiert sich in der Förderung des Verständnisses für psychische Krankheiten, insbesondere Depressionen.

DEPRESSION ABZUGEBEN

#Depression ist wie ein Schwimmbecken im Sommer, auf dem es eine Eisschicht gibt, die nur ihr sehen könnt und die euch am Auftauchen hindert.

Uwe Hauck ist erfolgreich im Beruf und hat eine wundervolle Familie, trotzdem führt ein Vorfall auf der Arbeit dazu, dass er eines Tages einen Suizidversuch unternimmt, den er nur dank eines vergessenen Abschiedsbriefes an seine Familie überlebt. Im Delirium verabschiedet er sich per Whats App von seiner Frau und dank ihr wird er in letzter Minute gerettet…

Damit beginnt seine Reise #ausderklapse, in die er nach dem missglückten Selbstmordversuch eingewiesen wird. Schon immer ein Kind der sozialen Medien sucht Uwe Hauck über Twitter den Kontakt zur Außenwelt und lässt sie unter dem genannten Hashtag an seinen Erfahrungen teilhaben.

Schon lange wollte ich ein Buch über Depressionen lesen und obwohl ich schon lange einige Titel im Auge hatte, ist Uwe Haucks Buch der erste biographische Roman zu diesem Thema, zu dem ich gegriffen habe.
Tatsächlich dauerte es nur wenige Seiten bis ich mich zum ersten Mal in seiner Geschichte selbst wiedererkannt habe. Einerseits erschreckend, andererseits wunderbar tröstlich, dass man mit seiner Erkrankung nicht alleine ist. Dies erwähnt auch Uwe Hauck in seiner Geschichte ein um das andere Mal, dass der Austausch mit anderen Betroffenen manchmal eine erfolgreichere Therapie für ihn war als das Gespräch mit seinen Psychologen und Therapeuten.
Trotz des ernsten Hintergrundes und seiner nicht immer einfachen Lebensgeschichte, die unter anderem auf Probleme in seiner Kindheit und Jugend basiert, hat sich Uwe Hauck eine humorvolle Art bewahrt, vielleicht eine Art Galgenhumor, mit der nicht jedermann zurechtkommt, aber außerhalb der Klapse ist es nicht anders, und irgendwann muss er wieder zurück in die eigentlich kranke Welt unter Menschen, die nicht wissen, wie sie mit Depressionen umgehen sollen. Uwe Hauck hat es über die Jahre nicht geholfen, dass er seine Krankheit vor sich und anderen totgeschwiegen hat, nun sucht er mit voller Absicht den Austausch und erfährt dabei mehr Rückhalt als er gedacht hätte. Des Weiteren liest sich seine Biographie auf Grund seines Humors trotz des ernsten Themas sehr leichtfüßig.
Besonders interessant und lesenswert wird sein Buch, sowohl für Betroffene als auch Außenstehende, durch Uwe Haucks zahlreiche Schilderungen von Begegnungen mit anderen Erkrankten. So trifft man auf verschiedene Facetten und Auslöser von Depressionen und lernt nicht nur die Depressionskranken kennen, die einen Suizid überlebt haben, sondern auch betroffene Angehörige wie seine Familie, oder eine Frau, die er in der Klinik kennenlernt, deren Mann es nicht geschafft hat, wobei es eigentlich heißen müsste: der es geschafft hat :( Depressionen treffen nicht nur schwache Personen und ein Suizidversuch ist keine Tat eines Feiglings, es ist eine Kurzschlusshandlung. Wenn man Uwe Hauck in seiner Geschichte kennenlernt, öffnet das hoffentlich dem einen oder anderen Leser die Augen und räumt mit vielen Vorurteilen gegenüber Depressionen auf.
Uwe Hauck teilt so viel mit seinen Lesern, trotzdem habe ich das Gefühl hier nur die Spitze des Eisbergs gezeigt bekommen zu haben. Dies wird zum einen sehr deutlich, dass selbst Uwe Hauck noch nicht alle Ursachen aufgearbeitet hat, die möglicherweise zu seiner Depression geführt haben, zum anderen endet „Depression abzugeben“ mit der Rückkehr in die „normale Welt“ und einem nicht näher spezifizierten Ausblick darauf, dass Uwe Hauck die Wiedereingliederung in seinen Alltag nicht gelingt.
Uwe Hauck konnte seine Depression nicht abgeben, aber er kämpft immer noch gegen sie an und schreibt an der Fortsetzung, die nicht mehr #ausderklapse berichtet, sondern von der schwierigen Zeit danach.

Leider kann man Depressionen nicht abgeben, aber man kann dafür sorgen, dass dieses Thema nicht länger totgeschwiegen wird. Uwe Hauck leistet mit seinem Buch Aufklärungsarbeit und hilft Betroffenen. Für mich hat der Ausspruch „geteiltes Leid ist halbes Leid“ noch nie so gut gepasst wie bei seiner Geschichte, denn tatsächlich ist sie nicht nur ein Trost, sondern bereits eine erste Hilfe aus dem Dunkel: das Wissen erlangt zu haben, dass man nicht alleine mit seinen Problemen ist, dass es viele andere Menschen gibt, die das gleiche oder ein ähnliches Schicksal teilen und dass man sich Hilfe holen kann und muss. Danke Uwe Hauck!

MUSS ICH HABEN!



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4 thoughts on “[REZENSION] Depression abzugeben

  1. Hallo und guten Tag,

    ich glaube, Depressionen sind wirklich keine einfach Sache egal ob für Betroffene, Familie oder Freunde im Umfeld. Und werden oftmals auch noch abgetan…..

    LG…Karin..

  2. Ich wünschte, unsere Leistungsgesellschaft würde erkennen, wie viel sie anrichtet. Meine Arbeit war bei mir nicht der Grund für die Depression, aber definitiv der Multiplikationsfaktor, der mich dahin gebracht hat, wo ich heute bin. Leider wird sich wohl nichts ändern, solange die USA den Takt vorgeben und die anderen Länder mithalten müssen…

    1. Bei mir war die Arbeit ein Multiplikationsfaktor als ich vor 4 Jahren meine erste richtig schwere Depression hatte, zum Glück habe ich danach einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber gefunden.
      Momentan stecke ich wieder seit einem Jahr in einer schweren Depression, diesesmal ist der Hauptgrund aber ein anderer. Ich hoffe, wenn sich dieser Grund eines Tages ändert, dass mich danach nicht so schnell wieder eine Belastung dahin treibt, wo ich vor vier Jahren oder aktuell bin (wobei es vor vier Jahren um einiges schlimmer war als jetzt).
      Es ist wichtig, dass es mittlerweile doch einige Stimmen gibt, die mit ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit gehen. Bis vor einigen Jahren war das irgendwie noch undenkbar. Es gibt immer noch zu viele Vorurteile und zu viele Menschen ohne Verständnis, ich hoffe, die Entwicklung geht wenn auch langsam, doch stetig in eine andere Richtung.

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