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[REZENSION] Schwarze Sonne Roter Hahn

Redakteur: Anette Leister

Titel: Schwarze Sonne Roter Hahn
Autor: Helge Weichmann
Verlag: Gmeiner
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 313 Seiten

 

Autor:
Helge Weichmann wurde 1972 in der Pfalz geboren und lebt seit 20 Jahren in Mainz. Während seines Studiums jobbte er als Musiker und Kameramann, bevor er sich als Filmemacher selbstständig machte. Heute betreibt der promovierte Geowissenschaftler eine Medienagentur, arbeitet als Moderator und lehrt an der Universität Mainz. Er ist begeisterter Hobbykoch, Weinliebhaber und Sammler von Vintage-Gitarren. Mit der chaotischen Historikerin Tinne Nachtigall und dem dicken Reporter Elvis hat Helge Weichmann zwei liebenswerte Figuren geschaffen, die ihre außergewöhnlichen Abenteuer mit viel Pfiff, Humor und Improvisationstalent meistern.

SCHWARZE SONNE ROTER HAHN

Nach drei Fällen von Tinne und Elvis, dem ungleichen Ermittlerduo aus Mainz, lernt der Leser Helge Weichmann nun von einer etwas anderen Seite kennen: in seinem neuen Roman „Schwarze Sonne Roter Hahn“ spielt Maja Rossi die Hauptrolle. Nachdem ihr die berufliche Erfüllung, zumindest was die finanzielle Seite angeht, in ihrem erlernten Beruf als Fotografin verwehrt geblieben ist, tritt sie nach diversen Aushilfsjobs die Schwangerschaftsvertretung ihrer Freundin Jule als Briefträgerin in dem rheinhessischen Dorf Gertelsheim an.
Die herrschende Sommerhitze bereitet Maja nicht nur gesundheitliche und körperliche Probleme von ihrem Heuschnupfen bis hin zu dem täglichen anstrengenden Fußmarsch durchs Dorf, die ganze Gemeinde scheint hinter der gutbürgerlichen Fassade überzukochen. Dabei fängt der Start in Gertelsheim für Maja noch recht vielversprechend an. Getrennt von ihrem langjährigen Partner, trifft sie hier einen alten Bekannten, der wie sie ein Ortsfremder ist und mit den Vorurteilen der alteingesessenen Gertelsheimer zu kämpfen hat. Doch lange kann Maja die neue, alte Bekanntschaft nicht genießen, denn die überbrodelnde Stimmung gipfelt bald in einem ersten Mord und Maja versucht den Drahtzieher hinter dem perfiden Spiel zu entlarven, welches in Gertelsheim nun seinen unheilvollen Lauf nimmt…

Gewisse Ähnlichkeiten zu Helge Weichmanns Schand-Reihe sind nicht zu verleugnen, ermittelt doch auch hier wieder eine Figur, die aus privaten Gründen in einen Mordfall involviert wird. Zudem punktet der Autor mit schrägen Figuren und viel Lokalkolorit, wie man es aus den Fällen von Tinne und Elvis kennt. Auch ein gewisser Wortwitz und Situationskomik sind vorhanden, dennoch wirkt die Geschichte stellenweise um einiges düsterer und blutiger wie die Fälle der Schand-Reihe. Dies mag zum Teil dem Setting geschuldet sein, denn das Böse ist hier auf engerem Raum konzentriert als es in den Fällen von Tinne und Elvis der Fall war.
Gertelsheim ist zwar bloß ein fiktives Dorf in Rheinhessen, der Autor schafft es jedoch dank erdachtem Hintergrund wie Ortsplan, Wikipediaeintrag und Weblinks, ihn als absolut echt zu verkaufen, zudem man dank der verarbeiteten Klischees sehr schnell vergisst, dass es sich bei der Handlung um eine reine Fiktion handelt: Weichmanns Figuren sind mit ihren Ecken und Kanten und ihren Absonderlichkeiten so greifbar und die gesamte Dorfstruktur könnte beinahe jede Gemeinde in Rheinhessen wiederspiegeln, so dass man ständig denkt „ach du meine Güte, woher kennt Herr Weichmann bloß meine Nachbarschaft?“.
Helge Weichmann legt die Spuren, die zur Auflösung der Mordfälle führen, geschickt aus, so dass ein aufmerksamer Leser das Puzzle durchaus lösen könnte, bevor der Autor es selbst auf den letzten Seiten auflöst. Andererseits gibt es mehrere Personen in Gertelsheim, die einen Grund für einen oder mehrere Morde vorzuweisen hätten, so dass man zwar durchaus den eigentlichen Mörder auf dem Radar hat, aber eben nicht nur diesen! Und Dreck am Stecken hat weiß Gott nicht nur er…

Der Rote Hahn ist ein Sinnbild für einen Brand. Gänzlich untypisch für ein Buch zählt dieser Roman mit den Seitenzahlen einem Countdown entgegen bis hin zu dem Tag, an dem der Rote Hahn kommen wird.

Die Seiten von „Schwarze Sonne Roter Hahn“ sind nur so geflogen. Als gebürtige Rheinhessin macht es einfach Spaß einem Fall zu folgen, der in der bekannten Gegend spielt. Aber auch Ortsfremde werden sich dem sich stetig steigernden Sog des Roten Hahns, der jeden Tag näher rückt, nicht entziehen können und sich auf der anderen Seite mit den skurrilen Figuren des Autors amüsieren:
Wie bei der Schand-Reihe bietet auch der Fall der Maja Rossi wieder eine überaus gelungene Mischung aus Lokalkolorit, ausgezeichneten Charakterstudien, düsteren Abgründen und seltsamen Mordfällen!

 

 

 
MUSS ICH HABEN!

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