Rezension

[REZENSION] Palast aus Staub und Sand

Redakteur: Anette Leister

Titel: Palast aus Staub und Sand
Autor: Haroon Gordon
Verlag: hockebooks
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 312 Seiten
Autor:
Haroon Gordon, Jahrgang 1969, lebt viele verschiedene Leben. Nach seinen erfolgreichen Studien der Musik und Informatik, arbeitete er in jungen Jahren unter anderem als Programmierer, Musiker, Lehrer, Musikkritiker, Texter, Produzent, Tontechniker und Dirigent. Während er in seiner Freizeit schon als Jugendlicher am liebsten Flugzeuge mit und ohne Motor flog, taucht er heute gerne Haien hinterher, klettert trotz ungünstigem Kraft-Masse-Verhältnis immer wieder für ihn gefährlich anmutende Steilwände hinauf und reist so oft es irgend geht durch die Welt.
In seinen Romanen bringt Gordon den indisch und südamerikanisch inspirierten, magischen Realismus auf andere Kontinente, um so große“ Themen wie Freundschaft, Liebe, Loyalität und Verrat in spannenden Erzählungen mit überraschenden Wendungen neu zu beleuchten.

Autoren-Webseite: http://haroon-gordon.com/
Facebook: https://www.facebook.com/HaroonGordon

 

PALAST AUS STAUB UND SAND

 

In „Palast aus Staub und Sand“ erzählt Haroon Gordon vorrangig die Geschichte von Baptiste, einem zurückhaltenden Franzosen, der in Algerien aufgewachsen ist.

Neben Prolog und Epilog ist das Buch in drei Teilen aufgebaut:
Im ersten Teil lernen wir den erwachsenen Baptiste in der Gegenwart kennen. Er lebt mittlerweile wieder in Frankreich, ist dort verheiratet und erwartet mit seiner Frau das erste Enkelkind. Zu Beginn des Buches erfährt er direkt einen schweren Schicksalsschlag als Tochter, Enkel und Schwiegersohn auf dem Heimweg vom Krankenhaus in einen tödlichen Autounfall verwickelt werden. Doch das Schicksal meint es auch weiterhin nicht gut mit ihm und man kann kaum verstehen, wie ein einzelner Mensch all die schweren Schicksalsschläge ertragen kann, die Baptiste über sich ergehen lassen muss und immer wieder klingt zudem an, dass es die Vergangenheit schon nicht gut mit ihm gemeint haben muss. In seiner Kindheit scheinen Sachen vorgefallen zu sein, die aus ihm als Erwachsenen einen scheuen und zurückhaltenden Menschen haben werden lassen, der sich nur schwer anderen gegenüber öffnet und der kaum Freunde hat.
Er öffnet sich erst langsam, als er auf die junge Ella trifft, die für ein soziales Projekt in Afrika arbeitet und die in Frankreich Vorträge darüber hält, um Spenden für das Weiterbestehen von „Little Hearts“ zu sammeln. Ella hat irgendetwas an sich, was Risse in der Schale von Baptistes verschlossenem Wesen erzeugt, so dass dieser alle Brücken in Frankreich abbricht, um ins Land seiner Kindheit zurück zu kehren.
Im zweiten Teil wohnt der Leser der Kindheit Baptistes bei. Er wächst dort in der Nähe eines Gefängnisses auf, von dem sein Vater Leiter ist. Sein einziger Freund ist der Junge Gabriel, Sohn einer Mörderin und einziges Kind im Gefängnis. Aus unerfindlichen Gründen wurde er bei seiner Mutter belassen und genießt das Privileg mit Baptiste unterrichtet zu werden. Gabriels Geburt hat der Leser im Prolog erleben dürfen, nun spürt man zwar beim Lesen, dass hinter der Familiengeschichte der beiden Jungen Geheimnisse lauern, aber welche das sind, verrät der Autor an dieser Stelle erst sehr spät. Die Auflösung führt dann direkt in Teil drei und zurück in die Gegenwart. Mehr sei von der Handlung nicht verraten, da der stetige und langsame Spannungsaufbau den größten Reiz des Buches bildet neben der bildgewaltigen Sprache und den ausgefeilten Charakteren, die man sich langsam erlesen muss, da sich hinter den meisten eins oder mehrere Geheimnisse verbergen, die zum Ende hin ein großes Ganzes ergeben, welche den Leser zum Schluss hin richtiggehend erschüttern, auch wenn die negativen Schwingungen die meiste Zeit zu spüren waren. Und eins kann ich sagen: selbst wenn man einem Geheimnis auf die Schliche kommen sollte, der Autor fährt harte Geschütze auf, es geht ihm garantiert jeder Leser auf den Leim!

„Palast aus Staub und Sand“ hat ein harmonisch komponiertes Cover, aber keines, welches mich auf Anhieb in seinen Bann gezogen hätte. Genauso ist es mit Haroon Gordons Protagonist Baptiste – er macht es einem nicht einfach ihn überhaupt kennenlernen zu wollen, geschweige denn ihn zu mögen. Trotzdem kann man sich Gordons Geschichte nicht verwehren. Die Intensität der Sprache, die Bildgewalt und die Tiefe seiner Charaktere sind überwältigend! Man fasst nur langsam und schwerfällig Fuß in der Geschichte, da es Zeit braucht sich auf die Figuren einzulassen und die Zusammenhänge zu verstehen, dafür sind die Spuren, die der Roman nach dem Lesen hinterlässt, umso tiefer und nachhaltiger.

 

 

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