Redakteur: Julia Ehrenberg
Julia: Ich habe gerade den zweiten Krimi um Karl Sönnigsen und seine Freunde gelesen und da würde mich nun Folgendes interessieren: Am Ende ist ja klar, dass Maren Sylt verlässt. Wie wird es da nun weitergehen? Geht es trotzdem weiter auf Sylt? Wird es einen weiteren Krimi um die Rentnerbande geben?
Dora Heldt: Es wird vermutlich einen weiteren Krimi geben, aber frühestens in zwei Jahren, weil ich jetzt gerade ein Frauenbuch schreibe. Ich hätte schon Lust, habe aber noch keinen Fall. Die Rentnergruppe ist aber eine Reihe, die ich gerne noch weiterbegleite, es wird also einen dritten Fall geben, ich weiß nur noch nicht genau wann.
Julia: Wird es vielleicht auch einen eigenen Fall geben um Maren, dass es in Richtung eines ernsthafteren Krimis geht und Maren und Anna eigene Fälle in Kiel ermitteln werden?
Dora Heldt: Ohne die Rentnergruppe glaube ich nicht. Es kann schon sein, dass ein neuer Fall in Kiel spielt, es ist schon so angedacht, dass Maren da Karriere macht, aber die Rentner bleiben dabei.
Karl ist meine Lieblingsfigur und Onno auch, die beiden würde ich ungern aufs Abstellgleis schieben.
Julia: Die beiden sind auch wirklich klasse! Ich bin eigentlich nicht so der Krimileser, aber an sich ist die Reihe auch gar nicht vorrangig ein Krimi, der zweite Band hatte zwar mehr Krimihandlung als der erste, aber am wichtigsten ist ja das Lustige, die skurrilen und symphatischen Figuren.
Dora Heldt: Die beiden bleiben auf jeden Fall, ein Krimi ohne Karl geht nicht!
Julia: Spielt der Unterhaltungsroman, den Sie gerade schreiben, auch auf Sylt und mit diesen Personen?
Dora Heldt: Nein. Da bin ich etwas ernsthafter nach diesem Krimi. Ich habe mich immer dafür gehütet die gleichen Sachen zu machen. Ich habe einmal zwei ähnliche Dinge hintereinander geschrieben, dass waren „Tante Inge haut ab“ und „Kein Wort zu Papa“, die waren direkt nacheinander, und da habe ich selber gemerkt, dass ich anfange mich zu wiederholen. Da kann es passieren, dass man anfängt ähnliche Dialoge zu schreiben. Man muss einmal den Kopf frei bekommen und dann kann man wieder spontan anfangen. Und jetzt nach diesem Krimi, den ich anstrengend fand, den ich deshalb geschrieben habe, weil es eine andere Arbeitsweise ist, die ich gerne lernen wollte, brauche ich wieder etwas anderes.
Das Thema der Frauengeschichte ist, dass da vier Frauen sind, die ihr Leben lang befreundet waren und als alle um die vierzig sind, sich fürchterlich zerstreiten. Sie haben zehn Jahre keinen Kontakt mehr und eine von ihnen stirbt dann, deswegen kommen die anderen drei wieder zusammen. Sie versuchen herauszufinden, warum man sich trotz ähnlicher Voraussetzungen unterschiedlich entwickelt und auseinander lebt und was das Thema eines Lebens ist.
Julia: Spielt die Geschichte auch an der Nordsee?
Dora Heldt: Nein, es spielt in der Nähe von Hamburg. Eine der Frauen wohnt in der Nähe von Hamburg, eine in Bremen, eine in München und die andere in der Nähe von Lübeck.
Julia: Sie haben ja auch schon einmal ein Jugendbuch geschrieben. Können Sie sich vorstellen in diesem Bereich ein weiteres Buch zu schreiben?
Dora Heldt: Nein. Mir hat es zwar wahnsinnigen Spaß gemacht, aber ich habe selber keine Kinder und als ich das Buch geschrieben habe war meine Patentochter 14, jetzt ist sie 22, das ist zu lange her. Wenn man Kinder hat und diesen Ton auch hört oder sich daran erinnern kann, wie man selber geredet hat, dann ist das okay. Ich habe zwar noch einen Patensohn, der ist jetzt neun, da bestehen noch Chancen, aber der ist so cool, dass er alles andere als maßgebend ist, und die Mädchen sind jetzt alle über zwanzig, die wissen auch nicht mehr, wie die Jugendsprache heute ist. Ich mag das nicht, wenn Autoren versuchen eine Sprache oder eine Lebensart von Jugendlichen zu verwenden, die selbst keine Kinder haben. Deswegen ist Projekt Jugendbuch auf Eis gelegt, es sein denn Patensohn Till entwickelt sich zu einer großen Leseratte.
Julia: Ich habe einmal ein Jugendbuch gelesen, das fand ich extrem schrecklich, weil die darin verwendete Jugendsprache ganz extrem war. Vielleicht war ich auch zu alt dafür.
Anette: Ich glaube, das liegt eher daran, wenn die Sprache so angestrengt authentisch wirkt.
Dora Heldt: Wenn ich damals die falschen Worte benutzt hatte, hat meine Patentochter das korrigiert.
Julia: Die Schauplätze, über die Sie schreiben, sind das alles welche, die Sie selbst kennen?
Dora Heldt: Ja. Entweder muss man es so machen, dass man sich Orte komplett ausdenkt oder man muss sich dort auskennen. Nicht, dass einer vor Ort mit dem Fahrrad Brötchen holen fährt und dann tatsächlich 12km auf einfacher Strecke unterwegs ist. Das nächste Buch spielt in einem Ort, den ich zwar namentlich nicht nenne, aber er ist nicht ausgedacht. In einem existierenden Ort muss alles stimmen, man muss ihn wiedererkennen können.
Julia: Sonst beschweren sich wahrscheinlich auch die Leser, dass es vor Ort gar nicht so ist wie im Buch beschrieben.
Anette (lacht): Ich wollte mit dem Fahrrad Brötchen holen und bin nach drei Stunden immer noch unterwegs.
Dora Heldt: Vor Jahren hat sich tatsächlich meine Mutter über einen Roman, der auf Sylt spielt, dermaßen aufgeregt, dass sie alles aufgeschrieben hat, was nicht stimmte und einen Beschwerdebrief an den Verlag geschrieben hat. Als Entschuldigung kamen drei Bücher. Deswegen, wenn ich echte Orte verwende und benenne, dann muss ich auch ordentlich recherchieren. Auch wenn Leute dort spazierengehen, dann muss ich wissen, wie lange sie da tatsächlich von einem Ort zum anderen laufen, an welchem Punkt ich vor der Strandwache stehe oder bestimmte Sachen von dort aus sehen kann.
Julia: Vor fünf Jahren sah es vor Ort ja vielleicht auch noch anders aus als jetzt.
Dora Heldt: Wenn im aktuellen Roman was vorkommt, dann muss das stimmen.
Julia: Die meisten merken es vielleicht gar nicht…
Dora Heldt: … aber es reicht einer! Wenn es einer merkt, ist das schon zu viel.
Julia: Wie ist das mit den Verfilmungen. Hatten Sie es sich erhofft, dass Ihre Bücher verfilmt werden? Hat es Sie gefreut?
Dora Heldt: Man freut sich da schon und fühlt sich geehrt. Ich habe aber nicht in die Umsetzung eingegriffen, ich habe das Drehbuch nicht geschrieben und war nur einmal am Set.
Julia: Hätte einiges anders ausgesehen, wenn Sie Mitspracherecht gehabt hätten? Einmal wurde doch auf Sylt gedreht, obwohl das Buch gar nicht auf Sylt spielte.
Dora Heldt: Das war eine Sache, darüber haben wir damals lange diskutiert. Ich fand es unmöglich, das war tatsächlich die einzige Sache, über die ich mich richtig aufgeregt habe und gesagt habe, das finde ich scheiße. Es hatte allerdings seine Gründe, warum der Roman nicht am eigentlich Handlungsort abgedreht werden konnte. Die Insel weigerte sich eine Sonderfahrt für das Filmteam zu machen und eine zweite Sache, dass es hieß: zwischen 12 und 15 Uhr ist aber Mittagsruhe! Zur Saison hätte es zudem nicht genügend Unterkünfte neben den Touristen gegeben, um die Leute vom Film zu beherbergen, so ein Team besteht immerhin aus gut 60 Leuten und Norderney ist nur eine kleine Insel. Die kann es sich einfach nicht leisten die Unterkünfte im Sommer zu blockieren. Ich dachte noch, das wird mir keiner glauben, aber eine Jounalistin vom Weser Kurier hatte sich ebenfalls darüber geärgert und einen Artikel über die Unbeweglichkeit dieser Insel verfasst.
Julia: Gibt es weitere Pläne, werden auch die Krimis verfilmt?
Dora Heldt: Aktuell gibt es dazu keine Pläne. Bei den Formaten, die nur Reihen machen, bin ich sowieso raus, es wird keine Reihe, selbst wenn ich noch einen dritten Band schreibe, ist es keine Reihe wie zum Beispiel die von Nele Neuhaus. Ich bin zwar gefragt worden, ob ich eine Vorlage für ein Drehbuch schreibe, wie das auch bei Bella Block passiert ist. Es gibt ja gar nicht so viele Bella Block Krimis, wie es Fernsehfilme gibt, aber das möchte ich nicht.
Julia: Das hat ja auch selten noch etwas mit den Büchern zu tun.
Julia: Könnte es sein, dass eventuell noch ein lustiger Roman rund um die Rentnergang ohne Krimihandlung folgt? So in der Art wie „Urlaub mit Papa“?
Dora Heldt: Das kann ich gar nicht sagen, so weit denke ich nicht im Voraus. Wenn ich ein Buch schreibe, dann fange ich im letzten Drittel an darüber nachzudenken, was ich als nächstes mache. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das bei anderen Autoren ist, die sagen, die Reihe wird 10 Bände umfassen und dann wüsste ich, was ich die nächsten zehn Jahre mache.
Julia: Sie gehören also nicht zu denen, die die nächsten drei Jahre durchgeplant haben.
Dora Heldt: Nein. Der Verlag will zwar schon wissen, dass ich nicht gehe und dass was nachkommt, aber da ich schon seit über dreißig Jahren für den Verlag arbeite, bin ich da nicht so festgetackert. Wir reden da schon drüber, denn die Programme werden zwei Jahre vorher geplant, aber ich kann dann nur sagen, dann und dann gebe ich den nächsten Titel ab, weiß aber nicht unbedingt, welcher es dann genau werden wird. Das finde ich ganz entspannt.
Julia: Wie lange schreiben Sie etwas an einem Buch?
Dora Heldt: Fast ein Jahr. Ich schreibe ja nicht ausschließlich, sondern arbeite auch noch als Verlagsvertreterin beziehungsweise Verlagsberaterin.
Julia: Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn es mit der Rentnergang weitergeht.
Dora Heldt: Das wird es auf jeden Fall, ich weiß nur noch nicht genau wann. Ich denke der nächste oder übernächste Titel wird es.
Julia: Vielen Dank für das Interview!
Tolles Interview mit super durchdachten Fragen! War bestimmt toll, die Autorin live zu interviewen! lg Nadine von Nannis Welt