Rezension

[REZENSION] Songbird

Redakteur: Anette Leister

Titel: Songbird
Autor: Anna Rosina Fischer
Verlag: ivi
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren

Ausführung: Softcover, 432 Seiten
Autor:
1980 in Ostberlin geboren, verbrachte Anna Rosina Fischer den Großteil ihrer Kindheit und Jugend als Leistungssportlerin beim Eiskunstlauf. Heute arbeitet sie in einem Inklusionsunternehmen zusammen mit Menschen mit und ohne Behinderung, geht leidenschaftlich gern auf Punkkonzerte und lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und einer Katze in Berlin-Friedrichshain.

 

SONGBIRD

 

Sich in den besten Freund des älteren Bruders verlieben, der selbst fast wie ein Bruder für einen ist, ist die eine Sache. Wenn dieser jedoch sein Referendariat an der eigenen Schule absolviert und man von ihm unterrichtet wird, sind die Probleme vorprogrammiert…
Genau so ergeht es Ella. Sam und sie kennen sich eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann muss sich Ella eingestehen, dass sie für den besten Freund ihres Bruders mehr empfindet als Geschwisterliebe oder Freundschaft. Auch Sam hegt tiefere Gefühle für Ella und bei einem Unfall, der sich auf der Klassenfahrt von Ellas Klasse ereignet, nimmt die Beziehung der beiden eine Entwicklung, die zwischen Schüler und Lehrer verboten ist.
Statt nach einer Lösung zu suchen, wie einem Schulwechsel durch Sam, spielen die beiden ein Versteckspiel, was selbst vor Freunden und Familie nicht Halt macht. Dazu kommen persönliche Probleme wie Sams schwierige Kindheit und Ellas offensichtliche Essstörung… Die Beziehung von Ella und Sam scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oder kann ihre Liebe dennoch eine Zukunft haben?

Beim Inhalt von „Songbird“ reiht sich ein Klischee an das nächste und die Autorin hat die Figuren eindeutig mit zu vielen Problemen ausgestattet. Dennoch konnte ich nicht von dem Buch lassen. Sie hat einen tollen und flüssigen Schreibstil und einige Charaktere erschaffen, die den Leser für sich einnehmen, auch wenn das für mich auf keinen Fall Ella war. Von Ella – und manchmal auch Sam – war ich stellenweise sehr genervt, aber ich mochte Ellas Eltern beispielsweise unheimlich gerne. Da Ellas Eltern sehr lieb und verständnisvoll sind und Sam wie ein zweiter Sohn für sie ist, habe ich mir häufig die Frage gestellt, warum man solch enge Bezugspersonen nicht in seine Probleme einweiht. Noch unverständlicher war es für mich, warum ständig von Ellas Essstörung zu lesen war, aber keiner eingreift. Gefühlt war jedem bewusst, dass Ella magersüchtig ist, aber außer sie darauf hinzuweisen, dass sie doch bitte mal etwas essen soll, hat keiner etwas getan. Und das hat man verdammt oft gelesen! An manchen Stellen habe ich gedacht, wenn ich das noch einmal lesen muss, schmeisse ich das Buch in die Ecke.

Trotz aller Klischees und Kritik hat „Songbird“ irgendetwas, was einen total von sich einnimmt. Ich kann es nicht anders erklären, warum ich trotz aller Probleme, die ich mit dem Buch hatte, es dennoch sehr gerne gelesen habe. Vielleicht soll das Draufstoßen auf Ellas Essstörung auch Lesern die Augen öffnen, dass man jemandem schnellstmöglich helfen muss, wenn man von so einer Erkrankung Wind bekommt. Denn am Ende der Geschichte wirken plötzlich die anderen auf Ella ein und sie erkennt, dass sie Hilfe von außen braucht, um ihre Magersucht zu bekämpfen.
Ich hätte mir diese Wendung dennoch um einiges früher gewünscht, da ich mir gut vorstellen kann, dass es Leser gibt, die das Buch wirklich in die Ecke pfeffern, bevor dieser Umschwung einsetzt – viel hat bei mir dazu ja auch nicht gefehlt!

Sehr schön ist der allgegenwärtige Bezug zur Musik, der dank der angeführten Playlist das Leseerlebnis noch intensiver werden lässt.

„Songbird“ ist ein intensives Leseerlebnis mit Charakteren, die greifbar sind. Jedoch hätte ich mir einen sensibleren Umgang mit den angeschnittenen Problemen gewünscht. Auch wäre hier weniger mehr gewesen. Die verbotene Lehrer-Schüler-Beziehung, sowie Ellas Magersucht wiegen alleine schon schwer genug.

Wie schon gesagt: ich kann es niemandem schlüssig erklären, warum ich das Buch letzten Endes dennoch gerne gelesen habe, jedoch kann ich die kritischen Stimmen zu „Songbird“ nur zu gut nachvollziehen.

 
 
MUSS ICH HABEN!

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