Rezension

[REZENSION] Indy

Redakteur: Anette Leister

Titel: Indy
Autorin: Lina Kaiser
Verlag: Ulrike Helmer
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 192 Seiten
Autorin:
Lina Kaiser wurde 1990 in Essen geboren. Noch während ihres Studiums veröffentlichte sie mit »Im Abseits der Lichter« und »Tanz ins Flutlicht« ihre ersten Romane mit Coming-out-Thematik. Lina Kaiser spricht und schreibt in ihrem Podcast frauverliebt und auf ihrem gleichnamigen Blog und erzielt eine große Reichweite. Ihr liegt es am Herzen, mit ihren Texten sowohl für ein bisschen Herzklopfen zu sorgen, als auch einen Teil zur Sichtbarkeit von Homosexualität in der Gesellschaft beizutragen. Ganz nebenbei ist sie ein großer Fußballfan.

 

INDY

 

Maya steht vor den Scherben ihrer Beziehung, als plötzlich Pia vor ihrer Wohnungstür auftaucht mit einem Brief von Noemi, ihrer gemeinsamen Freundin aus Kindheitstagen.
Der Brief beinhaltet beunruhigende Neuigkeiten, es scheint, als hätte Noemi mit dem Gedanken gespielt ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Pia erinnert Maya daran, dass sie sich vor vielen Jahren nach dem Unfalltod von Noemis Eltern dazu verpflichtet haben immer das Beste aus ihrem Leben zu machen und es nicht zu vergeuden.
Ob Pia, die ohne Hinblick auf die Zukunft im Hier und Jetzt lebt, die pflichtbewusste Maya dazu überreden kann auf die Suche nach Noemi zu gehen?

Lina Kaiser benutzt eine interessante Symbolik, die sich in der Geschichte um die drei unterschiedlichen Freundinnen widerspiegelt. Zum einen sind dies die Kapitelüberschriften, die die Namen von Tarotkarten tragen. In der Geschichte finden sich diese Karten wieder in den Interessen Noemis, die sich neben Religion mit Esoterik, Engeln und eben dem Legen von Tarotkarten beschäftigt.
Als die Sprache auf dieses Hobby kam, hatte ich schon die Befürchtung, die Geschichte würde in die esoterische Ecke abdriften, was absolut nicht mein Ding ist, aber diese Sorge war zum Glück unbegründet.
Des Weiteren hat Lina Kaiser die Reise der drei ungleichen Freundinnen als „Heldenreise“ angelegt, deren Definition Maya Pia mit auf den Weg gibt, als sie noch am Anfang ihrer eigenen Heldenreise stehen.

„Das ist mehr oder weniger die Grundstruktur all unserer Geschichten. Angefangen bei den ältesten Mythen und Märchen bis hin zu Kino-Blockbustern“, erklärte Maya. „Harry Potter funktioniert so, Der Herr der Ringe auch – oder Star Wars! Der Held ist in seiner eigenen Welt unterwegs, bis ihn etwas zwingt, auf eine Reise zu gehen. Die Erfahrungen, die er dabei macht, lassen ihn sich und seine Welt verändern.“ (S.84)

Die Suche nach Noemi erweist sich als schwierig und nahezu aussichtslos. Immer wieder geraten Maya und Pia auf ihrer Reise in Sackgassen, manchmal verfehlen sie Noemi nur um Haaresbreite. Doch auch ohne Noemi zu finden und damit das eigentliche Ziel ihrer Reise zu erreichen, wird die Odyssee von Köln über Berlin nach Rom für beide zum Erfolg, denn vielleicht zum ersten Mal in ihrer beider Leben reflektieren sie die letzten Jahre und denken darüber nach, ob nicht in der Lebensart der jeweils anderen ein Funken Wahrheit steckt, der in der eigenen Persönlichkeit fehlt, um ein wirklich erfülltes Leben zu führen.

Lina Kaiser hat einen harmonischen und bildhaften Schreibstil und schafft es allein durch außergewöhnliche Szenarien und Interaktionen die Unterschiede zwischen der gewissenhaften Maya und der impulsiven Pia herauszukehren, ohne ihre Leser immer wieder mit Worten darauf zu stoßen.
Die spannungsgeladene Atmosphäre zu Beginn, als sich der Leser noch im Unklaren darüber ist, ob überhaupt eine Chance besteht, dass Maya und Pia Noemi finden, tut ihr Übriges dazu, dass man soghaft durch die Seiten des Romans gleitet.
Wechselnde Lokationen und unterschiedliche Erzählperspektiven, dank derer man sich in die drei Protagonistinnen hineinfühlen kann, lassen diese Geschichte wie einen Flügelschlag vergehen.
Es ist kaum mehr als eine Momentaufnahme im Leben dreier Frauen, die trotz unterschiedlicher Charaktere Freundinnen sind, der man als Leser beiwohnt. Dennoch hatte ich am Ende das Gefühl, dass ich zumindest zwei von dreien sehr gut kennenlernen durfte.

Lina Kaiser hat mit „Indy“ eine fesselnde und sogartige Odyssee über eine Reise geschrieben, die nicht nur von Deutschland nach Italien führt, sondern auch in die Gedankenwelt von drei recht verschiedenen Menschen, die eine Bilanz ziehen, wo sie mit Ende Zwanzig im Leben stehen und wohin sie ihr weiterer Weg führen soll.
Ich fand das Buch sehr berührend, weil es dazu anregt sich Gedanken darüber zu machen, ob man seinen Platz im Leben gefunden hat und welche Ziele man noch erreichen möchte, um sagen zu können, dass man das Beste aus seinem Leben gemacht hat.

 
 

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