Rezension

[REZENSION] Amy und die geheime Bibliothek

Redakteur: Anette Leister

Titel: Amy und die geheime Bibliothek (OT: Ban this Book)
Autor: Alan Gratz
Übersetzer: Meritxell Janina Piel
Verlag: Hanser
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 9 Jahren
Ausführung: Hardcover, 248 Seiten
Autor:
Alan Gratz ist Autor vieler von der Kritik gefeierter Bücher für Kinder und Jugendliche. Er wurde 1972 in Knoxville, Tennessee geboren und lebt mit seiner Frau und Tochter im westlichen North Carolina. Mit Amy und die geheime Bibliothek erschien 2019 sein erstes Buch bei Hanser.

 

AMY UND DIE GEHEIME BILBLIOTHEK

 

Wie erklärst du jemandem, warum dir eine Sache wichtig ist, wenn sie dem anderen nichts bedeutet? Wie kannst du ausdrücken, dass sich ein Buch so sehr berührt, dass es ein Teil von dir wird und dein Leben sich ohne es leer anfühlt? (S.37)

Amy liebt Bücher!
Es gibt keinen Ort, an dem sie sich wohler fühlt als in der Schulbibliothek, was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass sie Zuhause bei ihren Eltern und ihren beiden jüngeren Schwestern weder Ruhe noch Platz zum Lesen findet.
Ständig wird sie von ihren Eltern ermahnt, dass sie vernünftig sein und zurückstecken soll gegenüber ihren kleineren Geschwistern. Meist nimmt sie dies murrend hin und versucht sich so gut es geht mit den gegebenen Umständen zu arrangieren. Unter anderem erfindet sie Arbeitsgruppen, die sie angeblich nach dem Unterricht besucht, damit sie sich in der dadurch gewonnenen Zeit in die Bibliothek zum Lesen zurückziehen kann.
Als eines Tages ihr Lieblingsbuch jedoch nicht mehr für die Ausleihe zur Verfügung steht, weil es angeblich schlechten Einfluss auf Kinder ausübt, wird Amy klar, dass sie für ihre Leidenschaft kämpfen muss. Doch die erste Gelegenheit dazu lässt sie verstreichen, denn Amy fällt es schwer sich für ihre Leidenschaft und ihre Rechte lautstark einzusetzen.
Doch das aus der Schulbibliothek verbannte Buch ist nur das erste in einer Reihe von vielen und Amy wird klar, dass sie nun handeln muss…
Gemeinsam mit zwei Freunden stellt Amy eine geheime Schulbibliothek auf die Beine, die sich zum Ziel erklärt hat, alle Bücher zu führen, die nicht mehr in der offiziellen Bibliothek ausgeliehen werden können.
Tatsächlich ist es der Reiz des Verbotenen, dass immer mehr Schüler die Lust am Lesen entdecken und Amy kaum noch mit dem Organisieren und Verleihen der Bücher hinterherkommt.

Warum hatte ich Bücher bisher nie als Schätze betrachtet? Ich liebte Bücher, ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Doch nie zuvor hatte ich jedes einzelne Buch als etwas so Kostbares gesehen. Selbst die Bücher, die ich nicht lesen wollte, fühlten sich an wie Gold. (S.144)

„Amy und die Bibliothek“ ist ein zauberhaftes Buch über die Macht des Geschriebenen und die Leidenschaft für das geschriebene Wort.
Selbst wenn es als Kinderbuch deklariert ist, findet man sich auch als erwachsener, leidenschaftlicher Leser in den Figuren dieser Geschichte wieder. Insbesondere, wenn man sich an die eigene Kindheit zurückerinnert.
Vielleicht kennen auch andere Leser noch das alte System mit den Karteikarten in Büchern, auf denen Datum und Name jedes Ausleihvorgangs vermerkt war? Möglicherweise gab es für euch auch das eine oder andere Buch, auf dessen Karteikarte fast kein anderer Leser außer euch vermerkt war, da ihr diese Geschichte immer und immer wieder lesen konntet?

Neben der eigentlichen Geschichte sind es die Figuren, die den Leser für sich vereinnahmen.
Ich fand durchweg alle interessant, ob es die liebenswerte Amy war, mit der man sich als Leser so stark identifizieren kann, oder ihre kleinen, nervigen Schwestern, die gefühlt immer in den unpassendsten Situationen auftauchen und für Ärger sorgen. Kein Wunder, dass Amys Eltern sich mit drei Kindern manchmal überfordert fühlen und Konfliktsituationen zu umgehen versuchen, indem sie an die Vernunft der ältesten Tochter appellieren.
Auch Amys Freunde Danny und Rebecca habe ich in mein Herz geschlossen, ganz besonders aber die Schulbibliothekarin.
Daneben gibt es natürlich die Personen, die dafür sorgen, dass so viele Bücher aus der Schulbibliothek verbannt werden bis zur spannenden und unglaublichen Wendung gegen Ende der Geschichte, die mich wirklich sehr beeindruckt hat.

Alan Gratz‘ Geschichte beschreibt auf jeder Seite, mit welcher Leidenschaft man für Bücher und das Lesen brennen kann und besonders eindrücklich ist auch das Nachwort, denn hier erzählt er, dass hinter Amys Geschichte leider eine traurige Wahrheit steht.
Es wurden schon immer und werden noch Bücher aus den unsinnigsten und fadenscheinigsten Gründen verboten. Wir können uns also glücklich schätzen, dass wir in einem Land leben, in dem Meinungsfreiheit herrscht und Medien nicht aus hanebüchenen Gründen zensiert oder indiziert werden.

„Amy und die geheime Bibliothek“ ist ein sehr eindrückliches Buch über die Magie von Büchern und einer großartigen, kleinen Heldin, die für ihre Liebe zum gedruckten Wort über sich selbst hinauswächst und nicht nur für sich, sondern für ihre ganze Schule einen großen Sieg erringt. Tatsächlich hatte ich bei den letzten Kapiteln einen dicken Kloß im Hals, nicht, weil das Buch einen traurigen Ausgang nimmt, sondern weil es so wunderschön ist.
Es ist ein überragendes Plädoyer für Bibliotheken und alle Menschen, die sich den Büchern verschrieben haben, das man am liebsten jedem Leser in die Hand drücken möchte!

 

 

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