Redakteur: Anette Wolf
Autor und Illustrator: Øyvind Torseter
Übersetzer: Maike Dörries
Verlag: Gerstenberg
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 160 Seiten
HANS STICHT IN SEE
Der Titel des Originals sowie der deutsche Untertitel lassen anklingen, dass Øyvind Torseters neue Graphic Novel „Hans sticht in See“ mit Motiven der griechischen Heldensaga Odysseus spielt.
Hans steht mittellos da, nachdem er seine Stelle im Friseursalon verloren hat und das Haus, in dem er seine Wohnung hat, abgerissen werden soll. Sein Eigentum kann er nur gegen eine Zahlung von 70000 Kronen auslösen. Es scheint ein Wink des Schicksals zu sein, als er in einer dunklen Hafenkneipe auf einen verschrobenen Millionär mit den Gesichtszügen eines Elefanten trifft, der einen Abenteurer sucht, der mit ihm auf See fahren will, auf der Suche nach dem größten Auge der Welt. Hans ergreift die Gelegenheit und erklärt sich bereit ihn gegen eine Zahlung von 70000 Kronen auf dieser abenteuerlichen Reise zu begleiten.
Hans, der Held der Geschichte, stößt bei Lesern des prämierten „Der siebente Bruder: oder Das Herz im Marmeladenglas“ auf Wiedererkennen, denn Torseter hat auch hier seine phantastisch anmutende Figur, die sich keiner Spezies eindeutig zuordnen lässt, zur Titelfigur auserkoren. Ein bisschen lässt sie einen an die berühmten Mumins der Autorin Tove Jansson denken.
Begleitet man Hans zu Beginn noch bei recht alltäglichen Dingen und Besorgungen wie seinem Arbeitsalltag, dem Besuch in der Hafenkneipe und beim Einkauf für alles, was man auf einer abenteuerlichen Seefahrt benötigt, wird die Geschichte spätestens dann fantastisch, als das Boot des Millionärs den Hafen verlässt und in See sticht.
„Hans sticht in See“ spielt mit Motiven der griechischen Mythologie, aber auch Sequenzen aus dem europäischen Märchenschatz lassen sich erkennen. Sei es der mittellose Hans, der auf der Suche nach dem Glück ist, oder das Motiv der Liebe, welches hier auf gleich zwei Ebenen der Geschichte behandelt wird. Doch auch die Moral, dass Gutes zu dem zurückkehrt, der Gutes bewirkt, wie sie in „Frau Holle“ behandelt wird, ist ein wichtiger Bestandteil von Hans‘ Geschichte und seiner Reise auf hoher See.
Torseters Stil hat mich bereits im Buch „Papas Arme sind ein Boot“ beeindruckt, der dort eine Mischung aus Zeichnung und Collagentechnik ist.
„Hans sticht in See“ mutet auf vielen Seiten wie ein klassischer Comic mit vier schwarzweißen Zeichnungen pro Seite an, doch wechseln sich diese mit farbigen, großformatigen Bildern ab, die mehr an ein Bilderbuch denken lassen.
Nicht immer erscheint der knappe Text in Sprechblasen, es gibt auch erzählenden Text, der am Rand der einzelnen Bilder aufgeführt ist.
Das Buch ist unterteilt in mehrere Akte oder Sequenzen, deren Kapitelüberschriften besonders dadurch ins Auge stechen, dass die Titel in Zeichnungen erscheinen, die wie klassische Motive von Seefahrer Tätowierungen anmuten. Hier gibt es am Ende der Geschichte noch einen ganz besonderen und romantischen Clou.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Torseters Geschichte von Hans für manche Leser zu verrückt und seine Zeichnungen zu unkonventionell und abgedreht sind, mich hat die Mischung jedoch sehr begeistert, so dass ich ins Auge gefasst habe, die Lektüre von „Der siebente Bruder“ unbedingt nachzuholen.
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Hallo und guten Tag,
man merkt die Buchmesse mit ihrem Land Norwegen kommt langsam ins Rollen.
LG..Karin..