Redakteur: Ina Ostwald
© Ina
Licht und Schatten
So wäre es
vielleicht manchem Schriftsteller vom Anfange des 19. Jahrhunderts in
protestantischen Ländern nicht zu verdenken, wenn er sich einen
schicklichen und bescheidenen Teil von derjenigen Preßfreiheit wünschte,
welche die Päpste zu Anfange des 16. ohne Bedenken allgemein
zugestanden haben. (Fichte, Reden an die deutsche Nation, Berlin 1808,
S.12)
vielleicht manchem Schriftsteller vom Anfange des 19. Jahrhunderts in
protestantischen Ländern nicht zu verdenken, wenn er sich einen
schicklichen und bescheidenen Teil von derjenigen Preßfreiheit wünschte,
welche die Päpste zu Anfange des 16. ohne Bedenken allgemein
zugestanden haben. (Fichte, Reden an die deutsche Nation, Berlin 1808,
S.12)
Freilich, Luthers Zeiten hatten
Schatten mehr, viel mehr als Licht.
Und man ließ der Welt den Schatten,
doch das Licht verbot man nicht.
Zwar ist heut noch frei der Schatten,
aber nicht des Lichtes Schein;
Licht will man uns wohl verstatten,
doch zum Schattenspiel allein.
Jene finsteren Zeiten kannten
keine – – sche Zensur:
und ihr hellen Protestanten
rühmt euch geistiger Kultur ?
Laßt doch jedem seinen Schatten,
und sein Licht verwehrt ihm nicht;
Laßt doch uns auch, was wir hatten,
unsern Schatten, unser Licht !
Laßt auch uns in unseren Tagen
ihn den Fürsten finsterer Nacht
mit dem Tintenfaß verjagen,
wie es Luther hat gemacht !
Hoffmann von Fallersleben
Aus der Sammlung Unpolitische Lieder I