Redakteur: Anette Leister
Autor: Oliver Scherz
Illustrator: Peter Schössow
Verlag: Thienemann
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 8 Jahren
Ausführung: Hardcover, 112 Seiten
Oliver Scherz, geboren 1974 in Essen, ist Kinderbuchautor und ausgebildeter Schauspieler. Er hat das Schreiben für Kinder erst mit der Geburt seiner Tochter für sich entdeckt und lässt sich seitdem immer wieder aufs Neue vom eigenwilligen, fantasievollen Blick von Kindern auf die Welt überraschen und beflügeln. Wenn er etwas von ihrer Lebensfreude und Unverstelltheit in seinen Büchern wiederfindet, hat er das Gefühl, dem Wesentlichen ein Stück näher gekommen zu sein. Oliver Scherz lebt mit seiner Familie in Berlin.
Illustrator:
Peter Schössow, Jahrgang 1953, gehört zu den renommiertesten deutschen Illustratoren. Er studierte an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg. Er arbeitete unter anderem für Spiegel, Stern und Die Sendung mit der Maus und hat eine Vielzahl von Kinderbüchern verfasst und illustriert, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Peter Schössow lebt in Hamburg.
KEINER HÄLT DON CARLO AUF
Auf „Keiner hält Don Carlo auf“ bin ich in erster Linie durch die Illustrationen von Peter Schössow aufmerksam geworden und weil mich die Beschreibung ein wenig an eine meiner Lieblingszeichentrickserien aus meiner Kindheit erinnert hat – „Marco“ – da auch hier ein Junge alleine auf Reisen zu einem Elternteil in einem anderen Land geht.
Carlos italienischer Vater lebt seit der Trennung von seiner Mutter in seiner Heimatstadt Palermo. Nachdem Carlo nun bereits mehr als fünf Monate darauf wartet, dass sein Vater zurück zu ihm und seiner Mutter nach Bochum kommt, macht er sich alleine auf den Weg nach Palermo, um ihn nach Hause zu holen.
Vorrangig schildert Oliver Scherz in seinem Buch Carlos Erlebnisse auf der Reise und die Bekanntschaften, die er währenddessen schließt, hier hat der Junge sowohl positive als auch sehr negative Begegnungen zu verzeichnen, allesamt jedoch sehr aufregend und einprägsam geschildert, mit Nebencharakteren, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben, auch wenn ihr Auftritt in der Geschichte kurz ausfällt.
Die Gründe für die Trennung seiner Eltern werden schnell aus dem Kontext klar, Carlos Vater ist ein „typischer“ Italiener: spontan, ein Maulheld, ein guter Freund mit einem Herz aus Gold, doch leider nicht besonders zuverlässig.
Bei aller Liebe hat Carlo die negativen Seiten seines Vaters schon häufig genug am eigenen Leib erfahren müssen, um zu wissen, das die Trennung der Eltern nicht die alleinige Schuld der Mutter sein kann und die Sachen seines Vaters wohl doch dauerhaft ihr Dasein im Keller fristen müssen.
Ich habe mich ja auch schon gefragt, warum sich ein Bär von einer Fliege davon jagen lässt. Das macht ein Bär doch höchstens, wenn er sich ganz klein fühlt, wenn er ein richtig schlechtes Gewissen hat. Vielleicht wurde Papa nicht davongejagt, vielleicht hat er sich auch einfach nur verkrümelt. (S.39)
Die Illustrationen von Peter Schössow sind schwarzweiß-Vignetten über jedem Kapitelanfang, zudem kleine Icons zwischendurch, die passend zur Reise an Hinweisschilder erinnern. Mich begeistert diese Art der Illustration, jedoch weiß ich nicht, ob ich als Kind mit dieser Art Bilder allzu viel hätte anfangen können.
So gibt es sowohl bei der Ausstattung als auch der Erzählweise der Geschichte ein paar kleine Kritikpunkte, die mich für das Lesealter von 8 Jahren nicht gänzlich überzeugen konnten:
Carlos Reise hat mich sehr gut unterhalten und verarbeitet die Trennung von Eltern aus einem Blickwinkel, der noch nicht so ausgelutscht ist und zum Nachdenken und Diskutieren einlädt. Neben dem typisch italienischen Verhalten von Carlos Vater bedient die Geschichte allerdings etwas zu viele Klischees und phasenweise waren mir die Ereignisse auf Carlos Reise etwas zu „phantastisch“.
Die Aufarbeitung der Probleme seiner Eltern hätte am Ende noch etwas intensiver ausfallen können, damit Kinder, die die Geschichte alleine lesen nicht so in der Luft hängen bleiben. Als Erwachsener hat mir das Ende zwar sehr gut gefallen, aber für das empfohlene Lesealter finde ich es zu offen. So würde ich die Geschichte eher empfehlen sie mit einem älteren Familienmitglied gemeinsam zu lesen und zu besprechen oder als Schullektüre im Rahmen einer Erarbeitung von familiären Problemen.
Trotz kleiner Kritikpunkte eine kurzweilige und tiefgründige Geschichte über die abenteuerliche Reise eines kleinen, sehr sympathischen Jungen mit der Mission, seine zerbrochene Familie wieder zusammen zu führen.