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[REZENSION] Love Letters to the Dead

Redakteur: Anette Leister

Titel: Love Letters to the Dead (OT: Love Letters to the Dead)
Autor: Ava Dellaira
Übersetzer: Katarina Ganslandt
Verlag: cbt
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Ausführung: Hardcover, 384 Seiten

Autor:
Ava Dellaira ist Absolventin des Iowa Writers’ Workshop, an dem sie als Truman Capote Stipendiatin teilnahm. Sie wuchs in Albuquerque, New Mexiko auf. Ihren Bachelor machte sie an der Universität von Chicago. Sie glaubt, dass Love Letters to the Dead seinen Anfang nahm, als sie das zweite Mal in ihrem Leben ein Album kaufte –, Nirvanas In Utero – es sich in Schleife anhörte und dabei ihr Tagebuch vollschrieb. Heute lebt Ava Dellaira in Santa Monica, ist in der Filmbranche tätig und arbeitet an ihrem zweiten Roman.

LOVE LETTERS TO THE DEAD

„Love Letters to the Dead“ ist ein Roman, der komplett in Briefen verfasst ist.
Durch eine Hausaufgabe im Englischunterricht fängt Laurel an, Briefe an früh verstorbene, berühmte Persönlichkeiten zu schreiben, in denen sie über ihre ebenfalls viel zu früh verstorbene Schwester May schreibt. So fällt ihre erste Wahl auf den Lieblingssänger ihrer Schwester: Kurt Cobain. Da Laurel in diesen Briefen sich Dinge von der Seele schreiben kann, über die sie mit niemandem reden kann, folgen dem Brief an Kurt Cobain weitere an Janis Joplin, Amy Winehouse oder Heath Ledger. Dabei ergibt sich diese Wahl immer aus dem Kontext der Geschichte, so wird ihr die Musik von Janis Joplin von einer Freundin empfohlen, die Filme von Heath Ledger oder dem ebenfalls früh verstorbenen River Phoenix hat sie zusammen mit ihrer Schwester May angesehen. So wird verständlich, warum Ava Dellaira teilweise Persönlichkeiten gewählt hat, mit denen Jugendliche von heute auf den ersten Blick nicht viel anfangen können.
Da man lange nicht weiß, warum Laurels Schwester May so früh verstorben ist und welche Geheimnisse Laurel sonst auf der Seele lasten, zieht sich der Mittelteil der Geschichte etwas in die Länge, da vieles über Kapitel hinweg nur angedeutet wird, ohne in irgendeiner Weise konkretisiert zu werden. Da man Laurels eigene Geschichte kurz vor dem Tod ihrer Schwester ebenfalls nicht kennt, ist es zudem schwer für ihr aktuelles Verhalten Verständnis zu zeigen. Es lohnt aber bei dieser Geschichte am Ball zu bleiben, da die Autorin mit einer besonderen Auflösung der Geschichte aufwartet, die zudem Laurels schwieriges Verhalten nach dem Tod ihrer Schwester erklärt. So gibt sich Laurel tatsächlich aus sehr schockierenden Gründen die Schuld am Tod ihrer Schwester und man versteht, warum sie die Bindungen zu Freunden und ihrer alten Schule gekappt hat, und sich nicht einmal ihren geschiedenen Eltern anvertrauen wollte.

„Angst zu haben und sich danach zu sehnen, beschützt zu werden, sind die beiden elementarsten Gefühle im Leben.“
Ich musste an May denken. „Glaubst du, dass wir uns manchmal absichtlich in Gefahr bringen, weil wir uns wünschen, beschützt zu werden?“ (S.188)

„Aber was ist mit meiner Schwester? Warum habe ich es nicht geschafft, sie zu beschützen?“ Meine Stimme zitterte, und ich konnte richtig spüren, wie ich innerlich zusammenzuckte. Vielleicht auch äußerlich. Ich hatte das vorher noch nie so laut ausgesprochen. (S.285)

„Love Letters to the Dead“ ist ein intensives Buch über Freundschaften
und Familienbande, über die Zeit, die eine Familie durchmachen muss nach
dem Verlust eines Familienmitglieds. Dabei wird – aber ebenfalls erst sehr
spät in der Geschichte – angesprochen, wie schwer es für Elternteile ist mit dem Verlust eines Kindes umzugehen. So erklärt sich nun auch die Flucht von Laurels Mutter nach Kalifornien und das Insichgekehrtsein ihres Vaters. Worum es noch geht, will ich an dieser Stelle nicht verraten, auch wenn es einerseits die Begründung dafür wäre, warum sich das Durchhalten lohnt, falls jemand den Mittelteil ebenfalls als zäh und in die Länge gezogen empfindet, aber es würde zu viel von der Auflösung über die Umstände von Mays Tod verraten.

„Love Letters to the Dead“ ist eine intensive und zu Herzen gehende Geschichte einer Jugendlichen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, die zeigt, wie wichtig ist, sich im Nacheifern an einen geliebten Menschen nicht selbst aus den Augen zu verlieren und das man Probleme nicht verarbeiten kann, in dem man sie in seinem Innersten verschließt. Laurels Briefe an die Toten sind eine Therapie in Tagebuchform, die ihr helfen ihre Probleme zu verarbeiten und mit deren Hilfe sie lernt, wieder mit den Lebenden zu kommunizieren.

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