Rezension

[REZENSION] we will fall

Redakteur: Anette Wolf

Titel: we will fall (OT: Izzy and Tristan)
Autorin: Shannon Dunlap
Übersetzerin: Henriette Zeltner

Verlag: Fischer Sauerländer
Reihe: -/-

empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren
Ausführung: Hardcover, 368 Seiten

 

 

Autorin:
Shannon Dunlap hat an der New York University studiert und lebt mit ihrer Familie in Brooklyn. »We will fall. Eine Liebesgeschichte« ist ihr Debüt.

 

WE WILL FALL

 

Mit „we will fall“ hat Shannon Dunlap eine freie Adaption des Klassikers Tristan und Isolde geschrieben. Im Gegensatz zu dem Original ist die Neuinterpretation viel leichter zu lesen und erreicht durch die Verarbeitung von aktuellen Themen und einem jugendlichen Paar Leser, die womöglich nie zu dem zu Grunde liegenden Klassiker gegriffen hätten.

Ein Schachspiel zu gewinnen ist leicht. In der Liebe zu gewinnen scheint die größere Herausforderung zu sein. (S.110)

Izzy muss mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder von Manhattan nach Brooklyn umziehen. Die Umstellung fällt ihr sehr schwer und sie hat Sorgen dort keine Freunde zu finden. Brooklyn ist im Vergleich zu Manhattan eine völlig andere Welt.

Das Buch ist geprägt von Methaphern, die auf dem königlichen Spiel Schach basieren.
Shannon Dunlap weist ihren drei Ich-Erzählern Schachfiguren zu. Izzy ist die Queen/Königin, Tristan der Knight/Springer und Brianna der Rook/Turm.
Schwarz und Weiß der gegnerischen Figuren lassen sich gleichsetzen mit arm und reich, Manhattan und Brooklyn, priveligierten Weißen und Rassenkonflikten. Auch wenn diese Themen nicht so stark im Fokus stehen wie beispielsweise in den Romanen von Angie Thomas, spielen sie dennoch eine wichtige Rolle, denn ohne diese Unterschiede hätte die Liebe zwischen Tristan und Izzy unter einem besseren Stern gestanden.
Tatsächlich spielen sich gerade am Ende des Buches Szenen ab, bei denen man als Leser das Gefühl hat, dass zum gleichen Zeitpunkt wenige Straßen weiter die Figuren von Angie Thomas‘ Romanen ihre Geschichte erleben.

Ich muss jedoch zugeben, dass es Momente gibt, und ich denke, ihr wisst, was ich meine, in denen die Zeit quasi in sich zusammenfällt und man für einen kurzen Blick erkennt, dass jemand oder etwas Teil der eigenen Zukunft sein wird, egal ob im Guten oder im Bösen. (S.64)

In einem Park in Brooklyn trifft Izzy auf Tristan, der durch das Spielen von Schachpartien für seinen Cousin Marcus Geld verdient, der so etwas wie der King seines Blocks ist.
Izzy und Tristan verlieben sich auf den ersten Blick, doch Marcus, in den Brianna heimlich verliebt ist, hat sich in den Kopf gesetzt, dass Izzy seine Freundin werden soll. Für mich war zwar die Situation des Verliebens auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar, wahrscheinlich fehlt mir dafür der Sinn für Romantik, trotzdem konnte ich mich dem Zusammenspiel der Figuren nicht entziehen.
Ich hatte immer im Hinterkopf, dass die Geschichte auf klassischen Motiven beruht, und dass sie in einem tragischen Ende gipfeln wird. So konnte ich mich beim Lesen nie von dem Gedanken befreien, dass irgendwann eine Wendung eintreten muss, die die heimliche Liebe von Tristan und Izzy zerstört.
Doch selbst mit diesem permanenten Gedanken beim Lesen hat mich die Autorin mit dem Schluss ihrer Geschichte eiskalt erwischt. Das Ende hat mich emotional stärker getroffen, als ich es mir hätte ausmalen können.

„Triiis-tahn. Liebe endet immer mit Leiden. Das weißt du, oder?“ (S.190)

Das Buch ist sicherlich nichts für Leser, die nach spannungsgeladener Handlung zur Unterhaltung suchen, die Geschichte lebt viel mehr von Gefühlen, einer düsteren Melancholie und der hervorragend konzipierten methaphorischen Ebene.
Die Figuren sind sehr interessant angelegt und vielschichtig ausgearbeitet. Man findet weniger Sympathieträger oder Personen, mit denen man sich identifizieren möchte, aber allesamt ziehen sie einen mit ihrer zur Schau gestellten Gefühlswelt in einen regelrechten Bann, dem man sich unmöglich entziehen kann.

Izzys und Tristans Geschichte ist es wert alles Leiden zu ertragen, welches Liebe nach sich zieht.

 
 

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3 thoughts on “[REZENSION] we will fall

  1. Hallo und guten Tag,

    nun diesen Roman haben schon mehr Blogs vorstellt und deshalb stelle ich hier auch mal die Frage …wieso muss ein Roman ab 12 Jahren einen amerikanischen Titel besitzen….wenn der Rest in deutscher Sprache verfasst ist.
    Für mich macht das irgendwie keinen Sinn, wenn man Kids in diesem Alter zum lesen bewegen möchte.
    Außerdem sind Klassiker durchaus in den Schulen ein Thema…da gibt es sogar Wahlmöglichkeiten..

    LG..Karin…

    1. Gute Frage…
      Ich denke der Originaltitel war dem Verlag möglicherweise zu nichtssagend, und eine Übersetzung „Wenn wir fallen“ oder „Wir werden fallen“ ähnelt anderen Buchtiteln auf dem deutschen Markt zu sehr.

      Bei uns waren Klassiker auch ein Thema, allerdings durften wir nicht wählen und ehrlich gesagt: unter Zwang haben mich einige Klassiker eher abgeschreckt, mir ging es ja darum, dass man auch freiwillig zu solchen Büchern greift, und ich kann mir keine Jugendlichen denken (oder nur sehr wenige), die gezielt im Buchladen „Tristan und Isolde“ kaufen, weil sie die Geschichte so unbedingt mal lesen wollen ;)

      LG Anette

  2. Hallo liebe Anette,

    Danke für die Erklärung…nun meine Kids durften in ihrer Schulzeit durchaus wählen, aber egal.
    Ich denke mir, wer Sagen wie die der Tafelrunde mag kommt an Tristan und Isolde nicht vorbei.
    Ebenso Romeo und Julia durchaus eine Geschichte ist, die man heute auch noch zumindest in etwas abgeänderter Form noch finden kann..oder?
    Denn es wird immer Menschen, die andere Menschen aus irgendeinem Grund nicht mögen oder vielleicht einem, anderen Menschen irgendwie schon versprochen sind und sie im letzten Moment doch ihre, eigene Wahl treffen können/dürfen/wollen….
    LG..Karin..

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