Uncategorized

[REZENSION] Schroeder, Lisa – In Liebe, Brooklyn

Lisa Schroeder
In Liebe, Brooklyn
Verlag: Loewe
429 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3785570570
ISBN-13: 978-3785570579
empfohlenes Lesealter: 14-17 Jahre

Lieber Lucca

ich vermisse dich.
Ich vermisse deine Augen
und die Liebe darin.
Ich vermisse deine Arme um mich.
Ich vermisse, wie geborgen
ich mich gefühlt habe bei dir.
Ich vermisse dich, Lucca.
Ich werde dich vermissen,
mein Leben lang.

In Liebe,
Brooklyn

Inhalt:

Vor einem Jahr starb Lucca bei einem tragischen Autounfall. Er war Sohn, Bruder und Freund. Auch nach einem Jahr begleitet das Unglück noch seine Familie und seine Freunde. Am Jahrestag wiederholt sich das Unglück auf grausame Weise. Luccas bester Freund Gabe verkraftet es nicht im Gegensatz zu seinem Freund den Unfall überlebt zu haben und bringt sich um. Einer bekam eine zweite Chance, der andere nicht, doch der eine hat sie nicht genutzt…
Nach diesem Vorfall wird Luccas Freundin Brooklyn von schlimmen Alpträumen heimgesucht, in denen ihr Gabe erscheint. Nico erhält Nachrichten von seinem verstorbenen Bruder Lucca, der ihn darum bittet, sich um Brooklyn zu kümmern. Können die beiden zusammen ihre Lebensfreude wiederfinden und den Verlust verarbeiten?

Eigene Meinung:
„In Liebe, Brooklyn“ ist ein winziges Büchlein mit einem umso größeren Inhalt. Es handelt nicht nur, wie man irrtümlich aus dem Titel schließen könnte, vom Verlust, den Brooklyn nach dem Tod ihres Freundes verarbeiten muss, sondern zu gleichen Teilen von Nico, der um seinen Bruder trauert und Freunde und Verwandten der beiden, die ebenso trauern und nicht wissen, wie sie am besten mit dem eigenen Verlust, aber auch mit der Trauer der anderen umgehen sollen.
Lisa Schroeder erzählt in einer poetischen und leicht fantastischen Geschichte, wie wichtig es ist, bei einem schwerwiegenden Verlust nicht die Lebensfreude zu verlieren, und dass die Trauer nur für die Zurückgebliebenen wichtig ist, aber nicht für die Verstorbenen. Die Verstorbenen wünschen sich nicht, dass man auf immer an ihnen festhält und die Freude am Leben verliert. Man muss loslassen können, sich für neues Glück öffnen können und in die Zukunft schauen. Und neben dem eigenen Unglück und der Trauer darf man nicht vergessen, dass auch andere Trauer empfinden, auch wenn nicht jeder das auf die gleiche Weise zeigen kann oder vielleicht gar nicht nach außen trägt. Daneben wird auch die Angst vor neuem Glück oder neuer Bindung angesprochen, dass Trauernde, egal ob es sich um den Verlust eines Menschen handelt oder einem geliebten Haustier, schon zu Beginn einer neuen Beziehung Angst vor einem erneuten Verlust haben.
Der Roman berührt allein schon durch den Inhalt, durch die poetische Sprache und die entzückende Aufmachung geht einem die Geschichte von Brooklyn und Nico noch mehr zu Herzen und man schafft es kaum sie zu lesen ohne die eine oder andere Träne dabei zu vergießen.
Die Geschichte wird chronologisch erzählt unter Angabe des jeweiligen Datums, beginnend am Jahrestag von Luccas Tod, erstreckt sie sich bloß über einen Zeitraum von zwei Monaten. Sie wird abwechselnd aus der Perspektive von Brooklyn und Nico erzählt, weswegen ich den deutschen Titel im Gegensatz zum Original (Chasing Brooklyn) etwas unglücklich gewählt finde, da der deutsche Titel nur Brooklyn einbezieht und das Original schon beide Protagonisten im Titel widerspigelt. Sehr passend hingegend ist die Buchgröße in Notizbuchformat in frühlingshaften Farben, da ein Notiz- bzw. Skizzenbuch in dem Roman eine wichtige Rolle spielt und die Farben Brooklyns Hobby der Malerei bevorzugt von blumigen und pflanzlichen Motiven widergeben. Der Text wechselt zwischen Prosa, Tagebucheinträgen, Gedanken und Briefen an Lucca. Teilweise wird mit dem Schriftsatz gespielt, Buchstaben sind einzeln oder versetzt gedruckt oder Wörter eines Satzes einzeln untereinander, so dass ein Text eine Aussage nicht nur in Worten, sondern auch visuell widergibt.
Mir hat es sehr gut gefallen, dass „In Liebe, Brooklyn“ nicht nur eine Facette von Trauer und Verlust anspricht, sondern unzählig viele. Neben dem Verlust eines nahestehenden Menschen durch Tod, der Freund, Sohn und Bruder war, behandelt Lisa Schroeder auch die Trauerbewältigung als Kind beim Verlust eines geliebten Haustiers, das Umgehen mit Trauer für Außenstehende und den Schmerz einer Familie nach der Trennung der Eltern. Trotzdem trifftet die Geschichte nie in Kitsch ab und wirkt in keinster Weise überladen oder übertrieben.
Fazit:
Eine berührende und zu Herzen gehende Geschichte über den Umgang mit Trauer und Verlust und die Hoffnung auf einen Neubeginn, aber auch eine Hommage an die (kleinen) Freuden des Lebens in einer außergewöhnlichen und schönen Aufmachung.

Manchmal ist das Leben ein Festmahl
aus Eierkuchen mit Sirup,
Waffeln und Erdbeeren,
Würstchen und Kartoffelpuffern.

Und manchmal ist das Leben Rührei.

Satt wird man letztendlich
so oder so.

Und in ein paar Jahren
erinnert man sich sowieso nicht mehr daran, was
man gegessen hat.

Aber man erinnert sich, mit wem
man es gegessen hat.

Tagged , , , ,

2 thoughts on “[REZENSION] Schroeder, Lisa – In Liebe, Brooklyn

  1. Schön, dass Dir dieses Buch gefallen hat. Mich hat es auch berührt. So klein, mit so bewegendem Inhalt. Ich fand "In Liebe, Brooklyn" wirklich toll – zudem ist es einfach mal was anderes, aufgrund der (Schreib-)Form.

    LG, Svenja

    PS: Ich wünsche Dir einen guten Rutsch ins Jahr 2012!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert