Redakteur: Anette Wolf

Autorin: Annika Thor
Illustratorin: Sabine Wilharm
Übersetzerin: Angelika Kutsch
Verlag: Insel
Reihe: Steffi und Nelli 1
empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren
Ausführung: Hardcover, 304 Seiten

Sabine Wilharm wurde 1954 in Hamburg geboren und studierte dort an der Hochschule für Angewandte Kunst. Sie illustriert seitdem Bücher für Kinder und Erwachsene. Zuletzt erschien Der Schimmelreiter von Theodor Storm. Sie lebt bei Hamburg.

EINE INSEL IM MEER
„Eine Insel im Meer“ ist die illustrierte Neuauflage eines Jugendbuchklassikers aus dem Jahr 1996.
Der Titel bildet den Auftakt von vier Büchern, die die Geschichte der beiden Geschwister Steffi und Nelli erzählen.
Ob die Folgebände ebenfalls neu aufgelegt werden, ist mir nicht bekannt. Im Buch ist kein Hinweis darauf zu finden.
Steffi und Nelli sind ein Geschwisterpaar aus Wien. Die Geschichte spielt im Jahr 1939. Da die Familie der Schwestern jüdischen Glaubens ist, schicken ihre Eltern die beiden vor Ausbruch des Krieges auf eine kleine schwedische Schäreninsel. Das Ganze soll nur von kurzer Dauer sein, da die Eltern einen Ausreiseantrag nach Amerika gestellt haben, dieser wird jedoch nicht bewilligt.
Der Anfang in einem fremden Land ist für die Schwestern sehr schwer. Nicht nur, dass die beiden die Sprache nicht sprechen und auf dem Land alles ganz anderes ist als in der Großstadt, können die beiden nicht zusammen bei einer Familie leben.
Während die jüngere Nelli trotz allen Widrigkeiten schnell Anschluss in Schweden findet, fühlt sich Steffi weiterhin allein und unwillkommen. Selbst in Schweden sieht sie sich mit Antisemitismus konfrontiert. Auch Kinder machen nicht Halt vor Ausgrenzung und Hass.
Obwohl „Eine Insel im Meer“ ein Kinderbuch ist, ist die Geschichte aufgrund des historischen Hintergrunds bedrückend.
Sprachlich auf einem kindgerechten und leicht verständlichen Niveau wiegt der Kontext dennoch genauso schwer wie bei einem adulten Roman.
Man muss nichts oder nicht allzu viel mit Steffi und Nelli gemein haben, um sich in ihr neues Leben in Schweden hineinversetzen zu können.
Mobbing und Ausgrenzung können unabhängig von Herkunft oder Glauben geschehen und in der Fremde ohne Familienangehörige zu sein, ist auch ohne Kriegsszenario eine traurige und erschreckende Vorstellung.
Von der Sprache lässt sich das Buch auch für ein jüngeres Lesepublikum empfehlen, jedoch ist der Inhalt zu schwer und düster, um die Geschichte unbegleitet Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren an die Hand zu geben.
Als begleitete Lektüre könnte ich mir das Buch aber sehr gut im Schulunterricht vorstellen, zumal der Inhalt und die Geschichte der beiden Schwestern noch weit mehr behandelt als jüdisches Leben in Europa zu Beginn des 2. Weltkriegs.
Dreißig Jahre alt und leider immer noch aktuell, ein Thema, das auch in zukünftigen Generationen nicht totgeschwiegen werden sollte.
Hier liegt eine jugendgerechte Geschichte vor, die als Alternative zu im deutschen Sprachraum bekannteren Titeln wie „Das Tagebuch der Anne Frank“ oder „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ dienen kann.
Entweder als Schullektüre oder für interessierte Leser*innen.

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