Redakteur: Anette Leister
Anlässlich des 25jährigen Jubiläums von „Dirk und ich“ war Andreas Steinhöfel mit mehreren Veranstaltungen auf der Frankfurter Messe zugegen, aber auch sein Bruder Dirk, ohne den es „Dirk und ich“ nie gegeben hätte, und vielleicht auch alle weiteren Bücher Andreas Steinhöfels nicht, und der Illustrator Schössow waren in diesem Jahr in Frankfurt unterwegs.
Anbei ein kurzes Interview, zu welchem Andreas sich zur Verfügung gestellt hat, sowie einige Fotos aus der Lesung aus dem Jubiläumsband von „Dirk und ich“, welches ich nun mit sämtlichen Signaturen aller daran Beteiligten mein eigen nennen kann: Andreas und Dirk haben es mir im Anschluss an das Interview signiert, Peter Schössow kurz bevor die Lesung begann.
Andreas: An „Rico und Oskar“ sitze ich jetzt dran, eigentlich sollte die Weihnachtsgeschichte dieses Jahr erscheinen, aber Peter Schössow saß an so vielen Projekten dran und mir war das ganz recht, ich selbst saß gerade an den ersten Trickfilmfolgen für die „Sendung mit der Maus“, das hat extrem viel Zeit in Anspruch genommen. Da sind neue Figuren drin, die auch in die Weihnachtsgeschichte mit aufgenommen wurden und vielleicht gibt es irgendwann eine neue Trilogie mit den neuen Figuren, keine Kinderkrimis wie „Rico und Oskar“, sondern „Rico und die Gang“.
Victoria: Wie geht es Porsche?
Andreas: Porsche habe ich verkaufen lassen nach Polen.
Anette: Gab es wenigstens genug Geld?
Andreas: Nein, Rico hat es über den Tisch ziehen lassen, 50 Euro hat er für ihn gekriegt.
Anette: Und jetzt?
Andreas: Das stimmt natürlich nicht. Porsche lebt noch bei Rico, ich weiß noch nicht, was ich in der Weihnachtsgeschichte mit ihm mache, ein Hund im Haus hat ja wenig zu tun. Weil die ganze Geschichte spielt nur am Heiligabend in der Dieffe 93, draußen ist Schneesturm, keiner kann raus, keiner kann rein und deswegen kann der Hund auch nicht aus dem Haus. Eine Frage wäre dann zum Beispiel, wo er dann hinpullert.
Victoria: Der Hund kann doch unter dem Weihnachtsbaum schlummern.
Andreas: Ja, aber den ganzen Tag? Irgendwas muss ich mir für ihn einfallen lassen.
Anette: Ja, sonst fehlt er. Das Publikum fragt nach dem Hund.
Andreas: In dem Moment, wo ich ihn mit reingeschrieben habe, wusste ich, das ich ihn immer an der Backe habe. Das ist ja als Nebenfigur schwierig. Deswegen im letzten Teil mit dem dicken Hund Bobo, das habe ich extra so gearbeitet, das der Porsche was zu tun hat. Ich mag das nicht, dass der Hund dabei ist, nur, damit der Hund dabei ist.
Anette: Wenn schon einer in der Geschichte mitmischen will, dann muss er auch die Handlung vorantreiben.
Andreas: Genau. Altes Drehbuchgesetz.
Anette: Und wenn er nichts mehr bringt, dann stirbt er.
Andreas: … wird überfahren, verkauft…
Anette: … oder eingeschläfert…
Victoria: … oder begeht Selbstmord.
Andreas: Er ist vom fünften Stock gesprungen.
Das sind so die Rico-Probleme. Momentan mache ich viel mit Film, und dadurch ist das ein bisschen ins Hintertreffen geraten.
Wir machen gerade einen 6-Teiler für das ZDF über die Flüchtlingsgeschichte aus Kindersicht. Die Bücher dafür sind jetzt fertig, sind schön geworden, und werden gerade überarbeitet, gedreht wird nächstes Jahr im Sommer.
Gerade das Filmzeug ist Arbeit ohne Ende. Bei „Die Mitte der Welt“ hat es 18 Jahre gedauert vom Verkauf der Rechte bis es letztendlich zum Film kam.
Wir machen gerade einen 6-Teiler für das ZDF über die Flüchtlingsgeschichte aus Kindersicht. Die Bücher dafür sind jetzt fertig, sind schön geworden, und werden gerade überarbeitet, gedreht wird nächstes Jahr im Sommer.
Gerade das Filmzeug ist Arbeit ohne Ende. Bei „Die Mitte der Welt“ hat es 18 Jahre gedauert vom Verkauf der Rechte bis es letztendlich zum Film kam.
Anette: Wie glücklich bist du mit der Verfilmung von „Die Mitte der Welt“?
Andreas: Sehr. Es ist komplett anders, als ich es gemacht oder mir immer vorgestellt habe, aber es ist alles drin, was mir wichtig war, und dann sogar spannender auf eine Art, als ich es mir ausgemalt habe, also auch spannender für mich zu sehen. Es ist ein wunderschöner Film geworden. Ich habe ihn mehrfach im Rohschnitt gesehen und jetzt einmal in der Kinofassung, die ist noch mal umgeschnitten und es sind ein paar erklärende Sachen mit drin.
Anette: Ich habe „Die Mitte der Welt“ als Trailer vor „Tschick“ gesehen. Hast du Wolfgang Herrndorf persönlich gekannt?
Andreas: Ne, auf den Zug bin ich spät aufgesprungen. Ich habe „Tschick“ geschenkt bekommen, da haben es schon Millionen von Leuten gelesen. Es ist ein wunderschönes Buch!
Anette: Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Mich hatte der Film ja allein schon wegen dem Maik-Darsteller Tristan Göbel gereizt, der bei „Rico und Oskar“ den Sven gespielt hat.
Andreas: Der ist richtig gut.
„Tschick“ ist wirklich ein fantastisches Buch, eins zum übers Bett nageln.
Ich habe mit den Rico-Filmen Glück gehabt, vor allem mit dem ersten und dritten, und jetzt mit „Die Mitte der Welt“.
Anette: Hast du Rückmeldung von Zuschauern gehabt, ob ihnen im zweiten Rico-Film zu viel Slapstick war?
Andreas: Das Problem ist ja, der Slapstick funktioniert bei Kindern, für mich ist es aber eine Art Konditionierung, das Kind soll bestimmte Stellen lustig finden, es ist eine Art Over the Top, für mich ist es aber richtig, wenn Kinder als normale Zuschauer behandelt werden, sie sind doch nicht behindert, im Sinne von „Jetzt musst du lachen.“, „Jetzt ist die Musik ganz traurig.“ Das ist eine Falle, in die fast jeder deutsche Kinderfilm hineintappt. Bei Kindern kommt das an, aber bei mir kam es nicht an.
Anette: Ich habe mir endlich „Dirk und ich“ gekauft. Die Fotos von euch sind süß, aber das Nachwort über eure Familiensituation und euren Papa hat mich fast zum Heulen gebracht.
Andreas: Ich habe lange gerungen mit diesem Nachwort, eigentlich muss so etwas nicht in ein Kinderbuch, aber das Gefühl war halt, wenn du es schon machst, dann zu diesem Buch, denn es ist Bestandteil von dem, was ich mir da zurechtgebastelt habe, es war ein Ballanceakt, aber ich denke, es ist ok, wie es jetzt ist. Eigentlich müsste es nicht unbedingt da stehen, aber dann würde mir etwas fehlen.
Anette: War dir damals direkt bewusst, was du da machst?
Andreas: Nein, mir ist das erst viel, viel, viel später bewusst geworden. Das war fast gruselig, dass du so was machst und gar nicht merkst, was du da machst. Und wenn mich einer gefragt hätte, hätte ich gesagt „Ich hab halt Lust lustige Kindergeschichten zu schreiben.“ Das ist Verdrängung.
Ich bin ganz happy, dass der Verlag das mitgemacht hat, zwei neue Geschichten rein und komplett neu illustriert, Fotos. Das ist kein Abzockjubiläumsband geworden, sondern ein Buch mit Mehrwert.
Folgend ein paar Fotos aus der Jubiläumslesung aus „Dirk und ich“ im Spiegelzelt:
Ein Foto von Andreas aus der Zeit, zu der „Dirk und ich“ spielt.
Dirk, Andreas und ein Foto von Babybruder Björn.
Ein Cover der Vorgängerausgaben von „Dirk und ich“.
Ein weiteres Cover der vorangegangenen Ausgaben von „Dirk und ich“.
Andreas las die im Jubiläumsband neu hinzugekommene Geschichte „Das Wasser kommt, das Wasser kommt“.