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[REZENSION] Milchmädchen

Redakteur: Anette Leister

Titel: Milchmädchen (OT: Cowgirl)
Autor: Giancarlo R. Gemin
Übersetzer: Gabriele Haefs
Verlag: Königskinder
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahre
Ausführung: Hardcover, 272 Seiten

Autor:
Giancarlo R. Gemin wurde als Sohn italienischer Eltern in Cardiff in Wales geboren. „Milchmädchen“ ist sein erstes Buch und hat schon zahlreiche Preise bekommen. Wenn er nicht schreibt, hört G.R. Gemin gern Musik, von Jimmy Smith bis Giuseppe Verdi. Der Autor lebt in London.

MILCHMÄDCHEN

Durch einen Fahrradunfall kommt Gemma in Kontakt mit Kate, die von allen nur Cowgirl genannt wird. Gemma stammt aus dem schäbigen walisischen Wohngebiet Bryn Mawr, einem Viertel, in dem viel Gewalt herrscht, die Mittelschicht teilweise am Rande der Armut lebt und kein freundschaftlicher nachbarschaftlicher Umgang gepflegt wird. Ihr Vater ist im Knast, die Mutter überarbeitet und gereizt und der kleine Bruder nervt einfach nur. Kate wohnt zwar auf einem Bauernhof mit Milchwirtschaft, aber sie befindet sich in einer ausweglosen Situation: sie hängt mit vollem Herzen an ihren Milchkühen, aber auf Grund der schlechten wirtschaftlichen Lage sieht sich ihr Vater gezwungen die Kühe an einen reichen Milchbauer zu verkaufen, von dem sie die Weideflächen gepachtet haben. Für ihre Vater ist das ein reines Geschäft, da er nie Milchbauer aus Passion war, aber Kate hat die Leidenschaft von ihrem verstorbenen Großvater geerbt und gemeinsam mit Gemmas Großmutter, die damals im Krieg auf dem Milchbauernhof ausgeholfen hat, bringt sie einen Stein ins Rollen, der bald ganz Bryn Mawr auf den Kopf stellt.

„Milchmädchen“ ist eine unheimlich intensive Geschichte über das Aufeinandertreffen zweier Außenseiter, die über eine Zweckgemeinschaft nach und nach zu besten Freundinnen werden. Was eine Herde Milchkühe damit zu tun hat, und warum Bryn Mawr am Ende des Buches ein Musterbeispiel für gelebte Nachbarschaft ist, das muss schon jeder für sich selbst entdecken.
Für mich war es ein wunderschönes, modernes Märchen, bei dem es mir fast ein paarmal vor Rührung die Tränen in die Augen getrieben hat, weil man so eine Nachbarschaftshilfe, wie sie im Laufe des Buches in Bryn Mawr gelebt wird, kaum noch findet. Dazu schafft G. R. Gemin ein realistisches und nachfühlbares Bild einer sozial schwachen Mittelschicht, die lernen muss, Hilfe zur Selbsthilfe zu schaffen, da das soziale Netz oftmals zu große Maschen hat, um alle Probleme aufzufangen.
Die Figuren sind teilweise ein bisschen verschroben, aber das macht die ganze Geschichte nur noch liebenswerter und märchenhafter. Ganz besonders ist mir Gemmas Großmutter ans Herz gewachsen, aber auch die schwieriger zugänglichen Charaktere wie beispielsweise Gemmas Vater machen „Milchmädchen“ zu einer runden Sache und verleihen der Geschichte ihren ganz besonderen Reiz.
Hier werden viele Einzelschicksale zu einer großen Dorfgemeinschaftsgeschichte verknüpft, die zeigt, dass etwas, das im Kleinen anfängt und nur durch die Hartnäckigkeit weniger Personen verfolgt wird, ganz Großes bewirken kann! „Milchmädchen“ ist eine wunderschöne Erzählung über die Kraft von Freundschaft und den Glauben an sich selbst.


Weitere erhältliche Ausgaben:
EBOOK
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