Ein Büchermärchen
empfohlenes Lesealter: 4-10 Jahre
persönliches Empfinden: Bilderbuchgeschichte für Erwachsene
Der griesgrämige Zwerg namens Wurm bricht in seinem Ergeiz eines Tages zu den Menschen auf, denn er hat gehört, dass einige von ihnen fast so klug sein sollen wie König Graubart. Er würde von ihnen lernen, um ganz gelehrt zu werden und später selbst als König im Zwergenland zu herrschen.
Im Haus einer alten Frau macht Wurm die Entdeckung, dass die Menschen ihr Wissen aus Büchern erlangen. Folglich muss er selbst ein Buch besitzen, um gelehrt zu werden! Doch die vielen Buchstaben darin verärgern ihn, da er nicht lesen kann. Da er von einem Buch nicht gelehrt wird, glaubt er, die Lösung liegt darin viele Bücher zu haben, also klaut und stibitzt er sich hier und da eine ganze Büchersammlung zusammen. Von nun an blättert er in den Büchern, schläft auf ihnen und wirft sie durcheinander. Bis Wurm eines Tages keine neuen Bücher mehr finden kann, da die Leute aus Angst vor dem unbekannten Dieb alle Bücher eingeschlossen und versteckt haben. Alsbald jedoch führt eine schreckliche Entdeckung dazu, dass Wurm seine Diebeszüge einstellt…
Insgesamt finde ich zwar, dass die Geschichte kleine und große Bilderbuchliebhaber gleichermaßen anspricht, aber die farbenfrohen Buntstiftillustrationen von Barbara Dimanski sprechen meiner Meinung nach eher Erwachsene an, besonders weil Zwerg Wurm so einen griesgrämigen Eindruck macht und mit seinem dicken Kopf und den Froschbeinen einen seltsamen Anblick bietet. Deshalb empfehle ich das Buch für Kinder nur eingeschränkt weiter, obwohl ich selbst von dem Gesamtpaket begeistert bin, aber viele Kinder mögen nunmal lieber süße oder witzige Illustrationen. Zumindest kenne ich ein kleines Mädchen, dass vor 30 Jahren bei seiner Mutter übernachtet hätte, aus Angst, dass der froschbeinige Zwerg sich nachts zum Plündern der Bücherregale ins Kinderzimmer schleicht ;)
Das Buch hat DINA4-Größe im Querformat und die Illustrationen gehen oft über eine komplette Seite, einmal sogar über eine Doppelseite. Erzähltexte und Illustrationen ergänzen sich perfekt. Die Texte umfassen stellenweise eine ganze Seite, so dass sich das Märchen nicht nur zum Vorlesen eigent, sondern auch viel Stoff zum Selberlesen bietet. Die vordere und hintere Vorsatzseite ist im gleichen Stil flächendeckend mit dem Titel des Buches bedruckt, der sich aus Zeitungsbuchstaben in unterschiedlichem Schriftbild zusammensetzt. Allein diese Seiten drücken schon die Liebe zu Büchern aus, die Paul Raabe und Barbara Dimanski mit ihrem stimmigen Zusammenspiel zwischen Text und Bildern so beeindruckend in Szene gesetzt haben.
Ein phantastisches Kinderbuch. Es ist wunderbar zu lesen, wie dieser weltbekannte Bücherforscher und Wissenschaftler Paul Raabe in jungen Jahren eine so kreative, spannende Buch-Geschichte geschrieben hat. Auch die exzellenten, detailreichen und prachtvollen Illustrationen von Barbara Dimanski sind, so finden wir, für Erwachsene und Kinder geeignet. Die erfolgreiche, preisgekrönte Illustratorin will mit ihren Arbeiten zum gemeinsamen Lesen der Generationen einladen. Kinder haben wohl kaum Angst vor deutlicher Gestik, eher würden sie sich bei süßlichen, plüschigen Bildern langweilen.
Wir hatten beim Lesen viel Freude und halten das Buch für ein tolles Geschenk für Jung und Alt.
Anke+Martin