Thomas Thiemeyer
Das verbotene Eden 1: David und Juna
Verlag: Pan
464 Seiten, Hardcover
ISBN-10: 3426283603
ISBN-13: 978-3426283608
empfohlenes Lesealter: 12-15 Jahre
Inhalt:
Vor 65 Jahren führte die Manipulation eines Impfstoffes dazu, dass sich zwischen Frauen und Männern ein tödlicher Hass entwickelte. Nach dem Untergang der Zivilisation hausen die Männer nun in den Ruinen der alten Städte und verlassen sich auf die erhalten gebliebene Technik aus der zivilisierten Vergangenheit, während die Frauen sich in der wilden Natur ein neues Leben aufgebaut haben, dessen gesellschaftliche Struktur keltisch anmutet. Nachkommen werden nur noch wenige gezeugt. Das Verhältnis zwischen den verfeindeten Geschlechtern beschränkt sich auf den Austausch lebensnotwendiger Güter, der nach strengen Regeln abläuft. Doch die Zusammentreffen zwischen „Hexen“ und „Teufeln“ verlaufen immer gewalttätiger, Regeln werden gebrochen, Frauen geschändet und Feinde im Kampf getötet. In dieser düsteren Atmosphäre treffen die Kriegerin Juna und der Mönch David aufeinander und entdecken über die gemeinsame Lektüre von Shakespeares „Romeo und Julia“ Gefühle füreinander, die eigentlich nicht sein dürfen.
Eigene Meinung:
Da Thiemeyers „Chroniken der Weltensucher“ seit dem ersten Abenteuer zu meinen Lieblingsbuchreihen gehören, stand für mich außer Frage, dass ich auch sein Erstlingswerk im Bereich dystopischer Literatur lesen muss.
Die Geschichte von David und Juna zeichnet sich nicht unbedingt durch große Spannung aus, eher durch die neuartigen Ideen, die Thiemeyer in das dystopische Genre einbringt und den stetigen Wechsel zwischen Männer- und Frauenlager, zwischen denen der Erzählfluss hin- und herspringt und so die Neugier des Lesers stetig anheizt, wie es an der einen oder der anderen Front weitergeht.
Thomas Thiemeyer untermauert den großen Abgrund, der zwischen den beiden Geschlechtern herrscht, durch zwei völlig unterschiedliche Konzepte in der Entwicklung seit dem Zusammenbruch der Zivilisation.
Während sich die Männer hauptsächlich der noch vorhandenen Technik bedienen und mit Handfeuerwaffen im Gepäck in Autos in die Schlachten Einzug halten, haben die Frauen sich auf die Stärken der Natur zurückbesinnt. Sie kämpfen mit Pfeil und Bogen, mit Schwertern und ziehen auf Pferden in den Krieg. Während die Männer hier am Christentum festhalten, zeigen sich in der Entwicklung der Frauen eindeutig Anleihen an den keltischen Glauben. So ziehen die Krieger der Männer unter dem Namen der Heiligen Lanze in die Schlacht (Die Heilige Lanze (auch: Mauritiuslanze oder Longinuslanze) ist das älteste Stück der Reichskleinodien der römisch-deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Zeitweise war sie das bedeutendste Stück der Insignien. Ein Herrscher, der diese Lanze besaß, galt als unbesiegbar. Sie war das sichtbare Zeichen dafür, dass seine Macht von Gott ausging, dass er der Stellvertreter Christi war.), während die weiblichen Kriegerinnen als Brigantinnen in den Kampf treten (Briganten = keltische Volksgruppe; Brigant von italienisch brigare, kämpfen, streiten; Brigantia = weibliche keltische Gottheit, der Name bedeutet „die Leuchtende“ oder „die Erhabene“). Auch in der Namenswahl seiner Protagonisten führt der Autor diesen Unterschied fort, so tragen die Männer christliche Namen, die Frauen jedoch keltische oder heidnische.
Neben der romantischen Entwicklung einer zarten Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren David und Juna, hat mich viel mehr die Liebe zum gedruckten Wort berührt, die Thomas Thiemeyer in seinem Dystopie-Erstling zum Ausdruck bringt.
‚Die Buchhändlerin war ziemlich alt, sie saß hinter einem der Türme, die Nase tief zwischen zwei Buchdeckeln vergraben. Juna sah die wertvollen, in Leder gebundenen Werke vergangener Zeiten und fragte sich, was wohl darinstehen mochte und warum die Menschen ihnen damals, vor dem Zusammenbruch, so viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Das Aufregende war, dass sie tatsächlich keinen Zweck zu erfüllen schienen. Seiten um Seiten nichts als bedrucktes Papier – was sollte das nutzen? Man konnte es weder essen noch damit kämpfen. Bücher waren ein rundum verzichtbares Luxusgut.‘ (S.132)
Die Geschichte von David und Juna zeichnet sich nicht unbedingt durch große Spannung aus, eher durch die neuartigen Ideen, die Thiemeyer in das dystopische Genre einbringt und den stetigen Wechsel zwischen Männer- und Frauenlager, zwischen denen der Erzählfluss hin- und herspringt und so die Neugier des Lesers stetig anheizt, wie es an der einen oder der anderen Front weitergeht.
Thomas Thiemeyer untermauert den großen Abgrund, der zwischen den beiden Geschlechtern herrscht, durch zwei völlig unterschiedliche Konzepte in der Entwicklung seit dem Zusammenbruch der Zivilisation.
Während sich die Männer hauptsächlich der noch vorhandenen Technik bedienen und mit Handfeuerwaffen im Gepäck in Autos in die Schlachten Einzug halten, haben die Frauen sich auf die Stärken der Natur zurückbesinnt. Sie kämpfen mit Pfeil und Bogen, mit Schwertern und ziehen auf Pferden in den Krieg. Während die Männer hier am Christentum festhalten, zeigen sich in der Entwicklung der Frauen eindeutig Anleihen an den keltischen Glauben. So ziehen die Krieger der Männer unter dem Namen der Heiligen Lanze in die Schlacht (Die Heilige Lanze (auch: Mauritiuslanze oder Longinuslanze) ist das älteste Stück der Reichskleinodien der römisch-deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Zeitweise war sie das bedeutendste Stück der Insignien. Ein Herrscher, der diese Lanze besaß, galt als unbesiegbar. Sie war das sichtbare Zeichen dafür, dass seine Macht von Gott ausging, dass er der Stellvertreter Christi war.), während die weiblichen Kriegerinnen als Brigantinnen in den Kampf treten (Briganten = keltische Volksgruppe; Brigant von italienisch brigare, kämpfen, streiten; Brigantia = weibliche keltische Gottheit, der Name bedeutet „die Leuchtende“ oder „die Erhabene“). Auch in der Namenswahl seiner Protagonisten führt der Autor diesen Unterschied fort, so tragen die Männer christliche Namen, die Frauen jedoch keltische oder heidnische.
Neben der romantischen Entwicklung einer zarten Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren David und Juna, hat mich viel mehr die Liebe zum gedruckten Wort berührt, die Thomas Thiemeyer in seinem Dystopie-Erstling zum Ausdruck bringt.
‚Die Buchhändlerin war ziemlich alt, sie saß hinter einem der Türme, die Nase tief zwischen zwei Buchdeckeln vergraben. Juna sah die wertvollen, in Leder gebundenen Werke vergangener Zeiten und fragte sich, was wohl darinstehen mochte und warum die Menschen ihnen damals, vor dem Zusammenbruch, so viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Das Aufregende war, dass sie tatsächlich keinen Zweck zu erfüllen schienen. Seiten um Seiten nichts als bedrucktes Papier – was sollte das nutzen? Man konnte es weder essen noch damit kämpfen. Bücher waren ein rundum verzichtbares Luxusgut.‘ (S.132)
Den Wert der Bücher lernt der Leser zunächst über David kennen, als dieser zusammen mit seinem Lehrer alte Bücher nach verlorengegangenem Wissen aus der zusammengebrochenen Zivilisation durchforstet. Denn die erhalten gebliebenen Bücher sind fast die einzigen Zeitzeugen, die noch Wissen aus der Vergangenheit bewahrt haben, das man sich wieder zunutze machen will bzw. muss. Tatsächlich muss das vom Prinzip her sogar ein Rad neu erfunden werden, wenn solches Wissen im Laufe der Zeit verloren geht. Wer meint, dass es unglaubwürdig wirkt, dass eine Gesellschaft innerhalb von 65 Jahren Zugrunde gehen kann, empfehle ich die Lektüre von Goldings „Herr der Fliegen“, da geht das noch viel schneller… Ich finde Thomas Thiemeyers dargestelltes Szenario erschreckend realistisch und konnte mich sehr gut in sein Zukunftsvision hineinversetzen.
Dass Bücher nicht nur Wissen festhalten und weitergeben, erfährt der Leser – und mit ihm Juna – schließlich während Davids Gefangenschaft, als er aus Shakespeares zeitlos schöner Liebestragödie „Romeo und Julia“ liest und mit Juna eine heimliche Zuhörern darin hat, die sich über Shakespeares Geschichte auch so nach und nach die Gefühle eingestehen kann, die sie verbotenerweise für David entwickelt.
Auch wenn mich Thiemeyers Ideen und vor allem seine Charaktere faszinieren (dabei liefen für mich manchmal sogar die Nebencharaktere David und Juna den Rang ab), so fehlte mir noch das Quentchen großer Gefühle, um diesem Buch die volle Punktzahl zu verleihen. Wobei ich es als kein Scheitern ansehe neben dem großem englischen Lyriker und Dramatiker William Shakespeare den Kürzeren zu ziehen ;) aber ich bin mir absolut sicher, dass Thiemeyer in den Folgebänden auch in dieser Hinsicht noch eine Schippe drauflegen kann, und lasse mir deshalb noch Platz nach oben hinsichtlich der Bewertung ;)
In den Folgebänden wird Thiemeyer nicht nur Variation in „Das verbotene Eden“ einfließen lassen, indem er einen Wechsel hinsichtlich der Hauptfiguren vollzieht und im Abschlussband die verschiedenen Handlungsfäden – u.a. des offen gestalteten Endes von „David und Juna“ – zusammenführt. Er hat schon angedeutet, dass nach Shakespeares „Romeo und Julia“ ein anderes Werk der Weltliteratur innerhalb der Geschichte eine Rolle spielen wird, und somit wird sich dieses Konzept wie ein roter Faden durch die Fortsetzungen ziehen.
Aufmachung des Buches:
Das Buch ist in die drei Teile „Vermächtnis“, „Verrat“ und „Vergeltung“ gegliedert, denen jeweils ein historisches Dokument vorangestellt ist, die aus der Zeit kurz vor den „dunklen Jahren“ stammen und Einblick auf die damalige Gesellschaft kurz vor dem Zusammenbruch liefern.
Die Shakespeare-Zitate im Text folgen der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel, ergänzt und erläutert von Ludwig Tieck.
Das Cover ist im Hintergrund grün hinterlegt mit der Landkarte aus den Vorsatzseiten des Buches, auf der man nach den Beschreibungen in der Geschichte die Stadt Köln und ihre Umgebung erkennen kann.
Zunächst konnte ich mich nicht mit der Darstellung von David und Juna auf dem Cover anfreunden, insbesondere da das Covermodell, das hier die Juna verkörpert, bereits auf sehr vielen Fantasycovern verwendet wurde, nach der Lektüre des Buches muss ich allerdings zugeben, dass die beiden sehr gut zu den Beschreibungen in der Story passen und sich mit meiner Vorstellung decken. Allerdings mag ich die von Thomas Thiemeyer selbstgemalten Cover der Weltensucher-Reihe trotzdem viel lieber ;)
Die Shakespeare-Zitate im Text folgen der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel, ergänzt und erläutert von Ludwig Tieck.
Das Cover ist im Hintergrund grün hinterlegt mit der Landkarte aus den Vorsatzseiten des Buches, auf der man nach den Beschreibungen in der Geschichte die Stadt Köln und ihre Umgebung erkennen kann.
Zunächst konnte ich mich nicht mit der Darstellung von David und Juna auf dem Cover anfreunden, insbesondere da das Covermodell, das hier die Juna verkörpert, bereits auf sehr vielen Fantasycovern verwendet wurde, nach der Lektüre des Buches muss ich allerdings zugeben, dass die beiden sehr gut zu den Beschreibungen in der Story passen und sich mit meiner Vorstellung decken. Allerdings mag ich die von Thomas Thiemeyer selbstgemalten Cover der Weltensucher-Reihe trotzdem viel lieber ;)
Fazit:
Trotz der derzeitigen Schwemme an Dystopien auf dem Jugendbuchmarkt schafft Thomas Thiemeyer es beinahe mit dem Auftakt seiner Trilogie „Das verbotene Eden“ dieses Genre neu zu definieren, da er mit dem Kampf zwischen den Geschlechtern eine völlig neue Thematik in diesem Sektor anspricht. Er kann sich zwar nicht selbst vom Thron stoßen, denn die „Chroniken der Weltensucher“ rangieren bei mir doch vor seiner neuen Reihe, aber er hat mich definitiv am Haken und ich bin mehr als gespannt darauf, wie sich die Zukunft im verbotenen Eden für David und Juna und die weiteren Helden dieser Trilogie entwickeln wird.
Wer die Kombination von Abenteuer, Zukunftsvisionen und Romantik liebt, sollte sich die neue Reihe von Thomas Thiemeyers nicht entgehen lassen!
Wer die Kombination von Abenteuer, Zukunftsvisionen und Romantik liebt, sollte sich die neue Reihe von Thomas Thiemeyers nicht entgehen lassen!
Reihen-Info:
Das verbotene Eden 1: David und Juna
Das verbotene Eden 2: Logan und Gwen, erscheint voraussichtlich im August 2012
Das verbotene Eden 3: erscheint voraussichtlich im August 2013
Das verbotene Eden 2: Logan und Gwen, erscheint voraussichtlich im August 2012
Das verbotene Eden 3: erscheint voraussichtlich im August 2013
Das klingt ja ganz interessant – aber ich hab noch keinen gefunden, der das Buch so richtig, richtig gut (5 Sterne) findet xD Na ja, es bleibt auf jedenfall mal auf der Wunschliste :)
LG
Monika
Wenn du noch gar nichts von Thomas Thiemeyer gelesen hast, dann empfehle ich die drei erschienenen Bände der Chroniken der Weltensucher, die toppen das verbotene Eden und sind von mir immer mit 5 Sternen ausgezeichnet worden! Sonst wäre ich vielleicht hier etwas großzügiger in der Bewertung gewesen ;) Aber insgesamt schreib Thiemeyer wirklich toll, und irgenwann will ich auf jeden Fall auch seine Wissenschaftsthriller für Erwachsene lesen.
das Buch steht auch recht weit oben auf meiner Wunschliste x3
Gute Entscheidung ;D
Ui eine schöne Rezension, habe aber auch wie Monika, bisher noch keine 5-Sterne Rezi dazu gelesen. Die Chroniken der Weltensucher habe ich allerdings leider auch noch nicht gelesen. Da muss ich wohl noch einiges nachholen. :)
LG Nati
Unbedingt! Thomas Thiemeyer bringt immer so tolle Ideen in seine Bücher ein und recherchiert außerdem sehr fundiert. Neben der spannenden Handlung lerne ich bei seinen Büchern immer wieder was Neues :D