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[REZENSION] Der beste Freund, den man sich denken kann

Titel: Der beste Freund, den man sich denken kann (OT: Memoirs of a Imaginary Friend)
Autor: Matthew Dicks
Illustrator: -/-
Übersetzer: Cornelia C. Walter
Verlag: Bloomsbury
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 448 Seiten


Autor:
Matthew Dicks hat am Trinity College in Hartford, Connecticut, studiert und arbeitet als Grundschullehrer. Auf Deutsch erschienen bisher Der gute Dieb (2009) und 99 Sommersprossen (2010). Er lebt mit seiner Frau, zwei Kindern, einem Hund und einer Katze in Newington, Connecticut.

DER BESTE FREUND, DEN MAN SICH DENKEN KANN

Inhalt:
Der beste Freund, den der autistische Max sich denken kann, ist Budo, knapp 6 Jahre alt und imaginär. Max mag einen geregelten Tagesablauf, wenig Veränderungen, hat keine Freunde, denn er redet nicht gerne und lässt sich nicht gerne anfassen. Budo akzeptiert das. Als eines Tages jedoch etwas Schlimmes mit Max passiert, ist Budo gezwungen seine Grundsätze über Bord zu werfen und stärker in die Welt seines Freundes einzugreifen als es ihm lieb ist. Allerdings könnte Max’ Rettung seinen Tod bedeuten. Was soll Budo nun tun? Max retten und sein eigenes Leben gefährden, oder die Situation so belassen wie sie ist und dafür für immer von Max gebraucht werden, weil dieser auf Grund der neuen Situation nie richtig erwachsen und immer seine Hilfe brauchen wird?

Kritik:
“Der beste Freund, den man sich denken kann” erzählt die Geschichte eines autistischen Jungen aus der Sicht seines imaginären Freundes. Für ihn ist es der beste Freund, den er sich denken kann, eben weil er ihn sich genauso ausgedacht hat, wie er sich einen Freund wünscht. In der realen Welt hat Max keine Freunde. Er mag nicht viel reden, er mag nicht angefasst werden, selbst seine Mutter kann ihn erst küssen, nachdem er eingeschlafen ist. Nur Budo akzeptiert Max wie er ist. Weder redet er über seine Probleme weg, wie sein Vater es gerne tut, noch will er ihn ständig fördern, wie seine Mutter es will.
Der Schreibstil ist zu Beginn gewöhnungsbedürftig und die ersten Kapitel war es für mich anstrengend einen Einstieg in die Geschichte zu finden. Budo ist zwar viel offener als Max und da er nie schlafen muss – Max hat ihn sich so nicht ausgedacht – geht er nachts gerne an die Tankstelle oder ins Krankenhaus, an Plätze, an denen auch immer jemand wach ist. So lernt er mehr von der Welt kennen, als Max ihm beibringen kann, aber trotzdem merkt man seiner Erzählweise an, das er nicht älter als knapp sechs Jahre ist. Die Sätze sind kurz und abgehackt, die Gedanken verweilen zumindest zu Beginn nicht lange bei einer Sache, sondern er wirkt etwas fahrig, weil seine Konzentration von einem Ding zum nächsten gelenkt wird.
Die Perspektive ist interessant gewählt, um mehr von dem Leben eines autistischen Kindes zu erfahren und den Umgang zwischen ihm und seiner Umwelt. Trotzdem wird diese Erzählweise nicht jedem liegen, da die Geschichte durch die Welt der imaginären Freunde einen sehr fantastischen Einschlag bekommt. Matthew Dicks malt diese Welt sehr plastisch aus. Nicht alle imaginären Freunde sehen so menschlich aus wie Budo, es gibt viele ohne Ohren, es gibt welche, die aussehen wie Roboter, manche Kinder haben einen Hund als imaginären Freund oder gar nur eine Haarschleife mit Augen. Matthew Dicks lebt seine fantasievolle Ader in der Welt der imaginären Freunde wirklich voll und ganz aus. So beschreibt er zum Beispiel sehr realistisch und konsequent, wie unterschiedlich sich die verschiedenen Vorstellungen der Kinder zu ihren imaginären Freunde sich auf deren Leben auswirken: Budo muss nie schlafen und kann durch geschlossene Türen hindurchgehen. Aber kann aber keine Gegenstände in der realen Welt bewegen und nicht durch Vorhänge hindurchgehen, da Max ihn sich so nicht vorgestellt hat und er Vorhänge nicht als Durchgang ansieht. Budo muss also unter einem Vorhang hindurchkriechen, obwohl für uns ein Vorhang durchlässig ist im Gegensatz zu einer geschlossenen Tür.
Bevor Max in eine gefährliche Situation gerät, ist es so, dass man sich als Leser der Welt der imaginären Freunde mehr verbunden fühlt, da Max unnahbar ist und die anderen Personen noch nicht so stark in die Geschichte involviert sind. Erst als Max in Gefahr ist und Budo erkennt, dass er nicht nur für Max, sondern auch für dessen Eltern da sein muss, empfindet man mehr Sympathie mit den Menschen. Mit der Zeit wird die Handlung so spannend, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann, obwohl man als Leser durch Budos Sicht viel mehr erfährt, als die Protagonisten der Geschichte. Dies liegt zum Teil an der Hilflosigkeit, die Budo auferlegt ist. Er kann Sachen, die er in Erfahrung bringt, nur anderen imaginären Freunden mitteilen, da Max der einzige Mensch ist, der ihn sieht und hört. Nebenbei gibt es mehrere Parallelhandlungen, die das Leben von Budos imaginären sowie menschlichen Freunde betreffen, die sich teilweise erst gegen Ende des Buches aufklären.

Fazit:
Nach dem für mich sprachlich etwas schwierigen Einstieg hat mich die Geschichte über einen autistischen Jungen aus der Sicht seines imaginären Freundes sehr gepackt. Der Autor bringt seine Protagonisten in eine Situation, die den Leser vor Spannung mitfiebern lässt und es beinahe unmöglich macht, den Roman ab der Hälfte nochmal aus der Hand zu legen. Matthew Dicks strotzt nur so vor verrückten Einfällen und hat eine sehr fantasievolle und ganz eigene Art Dinge zu beschreiben. Nach “Der beste Freund, den man sich denken kann” habe ich große Lust bekommen auch die älteren Werke des Autors zu lesen.
So ungewöhnlich die Freundschaft zwischen einem autistischen Jungen und seinem imaginären Freund ist, so ungewöhnlich schön und zauberhaft bringt sie die Botschaft rüber, wie wichtig ein wahrer Freund ist, auf den man sich in jeder Situation verlassen kann.

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2 thoughts on “[REZENSION] Der beste Freund, den man sich denken kann

    1. oh ja… schade, dass man für das Lesen nicht bezahlt wird :D Wobei jeden Tag acht Stunden lesen und rezensieren vielleicht irgendwann auch zuviel werden würde… aber bis dahin würde einige Zeit ins Land gehen :D

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